English version: https://shieldmaidensvoice.com/2019/11/01/message-received-auditory-message-present-first-ep/
Nicht jede Neuentdeckung ist eine Review oder eine genauere Auseinandersetzung wert, erst recht dann nicht, wenn die Band altersmäßig eher eine Schülerband ist. Aber wie es im Leben nunmal so ist, wird man immer wieder auch eines Besseren belehrt.
Als mich am an einem Freitag vor etwa drei Wochen die Nachricht erreichte, ich solle mir doch bitte mal ein Musikvideo einer jungen Band anschauen, maß ich dem nicht sonderlich viel Begeisterung zu. Selten habe ich so falsch gelegen.
Die Rede ist von der Band Auditory Message. Die vier Tiroler im Alter von 16 bis 18 Jahren zeigen hier eindrucksvoll, dass Professionalität kein Alter kennt. Umso mehr lohnt es sich anlässlich ihrer EP-Veröffentlichung am 02.November mal genauer hinzuschauen, was einem hier präsentiert wird.
Das gute Stück trägt den vielsagenden Titel Reach for More und beinhaltet fünf interessante Songs, die wir uns gleich noch näher betrachten werden. Musikalisch bewegen wir uns hier im Genre des Alternative Rock, der von der Band trotz ihrer jungen Jahre auch angenehm konsequent verfolgt wird.

Im Interview verrieten mir Auditory Message, dass einer der ersten Songs, den sie gemeinsam am Anfang ihrer gemeinsamen musikalischen Reise vor zwei Jahren jammten, der Song Wheels von den Foo Fighters war und dieser auch bis heute noch auf ihrer Setlist steht. Mit dieser Information im Hinterkopf bin ich wenig überrascht, dass sie die EP produziert haben, die nun vorliegt. Man hört den Einfluss der Foo Fighters gemischt mit verschiedenen anderen Genres, was diese EP auch sehr abwechslungsreich macht.
Eine Besonderheit, die mir noch sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass bis auf den Schlagzeuger alls Bandmitglieder auch zum Gesang beitragen, was dem Gesang eine unterhaltsame Wandelbarkeit verschafft.
Nun aber genug der Vorrede! Es wird Zeit sich die EP genauer vorzunehmen:
Reach for more
Im gleichnamigen Song ersten Song der EP stellt die Band sich erstmal mit ein paar lockeren Soli und Improvisationen dem Hörer vor. Den Anfang machen dabei ein paar Basstöne, bevor das Schlagzeug mit leichten Gitarren einsetzt. Der Instrumental-Song hat etwas leichtes und sehr puristisches, die Band kommt hier ohne viel Schnick-Schnack aus und hat hier einen sehr stilvollen Weg gefunden, dem Hörer einen Einblick in ihr Können zu zeigen. Den Abschluss machen ein paar Whisper-Tones, auf die man meiner Meinung nach auch hätte verzichten können, da sie etwas die doch entspannte Stimmung des Songs dämpfen. Auch hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn der Song etwas länger gewesen wäre!
The Last Rockstar
Lieblingsstilmittel vieler Bands ist, was ich gerne als „Durstlöscher-Aaahhhh“ bezeichne. Hier durchaus effektvoll am Anfang des Songs platziert, hat es zwar keine richtige Funktion, aber es hat trotzdem etwas! Der Song an sich zeichnet sich durch einen etwas rockigeren Melodieverlauf aus, der mich irgendwie an eine Mischung aus White Stripes und Nirvana erinnert. Ein großes Lob an dieser Stelle muss an das durchgehend virtuose Gitarrenspiel gehen, dass den Song kohärent durchzieht. Der Gesang ist hier eher ein Sprechgesang und wird im Chorus melodischer, was aber gut zum Gesamteindruck des Songs passt.
Eternity
Der Song selbst überzeugt durch ausdrucksstarkes und variables Spiel der involvierten Instrumente, die die jungen Musiker zweifelsohne beherrschen, wenn auch sicherlich noch etwas Luft nach oben ist. Im Song selbst markiert der „Sängerwechsel“ eine kleine Zäsur im Tempo des Songs, was eindrucksvoll durch die Winterlandschaft im Video unterstrichen wird. Dass die Band es schafft hier dann wieder das Tempo aufzunehmen und zu beschleunigen, ist ein kleiner meisterlicher Handgriff, der auch nicht jeder Band gelingt. Die Übergänge zwischen den einzelnen kleinen Zwischenstimmungen sind dabei sehr gut miteinander verwoben.
Zwar sind die Stimmen noch etwas dünn, ich bevorzuge eher gepressten Gesang, doch nichtsdestotrotz zeichnen sich hier Talente ab, die mit viel Coaching und fortschreitendem Alter ihre volle Pracht entfalten werden.
Ich empfehle an dieser Stelle auch nochmal ausdrücklich einen Blick in das Video zur Single zu schauen. Für eine Band dieser Ausprägung ist das hier Gezeigte enorm!
Wrong Personality
Nun zu dem Song, der mein persönlicher Favorit dieser EP geworden ist.
Wenn man mich fragt, sind Bass-Solo-Intros viel zu unterschätzt, vor allem wenn sie dann so gut aufgebaut und weitergeführt werden, wie das hier der Fall ist.
Der leicht verzerrte Gesang fügt sich verdammt gut in die cool-abgeklärte Stimmung des Songs ein und man schafft hier eine äußerst stimmige Symbiose der Instrumente. Besonders cool ist der Drop zu Beginn des Chorus mit den Worten: „Son, you’ve got the wrong personality“. In diesem Song ist die Band ihrem tatsächlichen Alter weit voraus!
All the People
Als Ausklang der EP steht nun ein Song, in dem Auditory Message zeigen, dass sie auch ganz locker und seicht klingen können und dabei ihren Rocksound nicht zwangsläufig verlieren müssen. Stimmungsmäßig bewegen wir uns da in einer Mischung aus John Lennon und Mark Knopfler/Dire Straits, den ich aber als überaus angenehm empfinde!
Gelungen finde ich dann auch den puren Gesang ohne Instrumente am Ende, der in hohen Noten endet.
Alles in Allem haben Auditory Message hier eine EP vorgelegt, die für ein Erstlingswerk mehr als nur sehr gut ist. Sie überzeugt durch eine gezeigte Wandelbarkeit, die dem eigentlichen Stil der Band aber treu bleibt. Auch ist sie überaus gekonnt produziert, wofür der Mentor und Bandcoach Fabio D’Amore (Serenity) verantwortlich ist und „ohne ihn wäre Reach for More so nicht möglich gewesen“, wie die Band kommentierte.
Auditory Message sind:
Lorenz Polak (Bass/Vocals)
Marius Haid (Drums)
Simon Lerchbaumer (Guitar/Vocals)
Jakob Ruetz (Guitar/Vocals)
1 Kommentar zu „Message Received: Auditory Message präsentieren erste EP“