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In der Geschichte gibt es immer wieder Worte, deren Simplizität eine Tragweite auslösen, die die Welt nachhaltig verändern. In diesem Jahr waren es zweifellos die Worte „I can’t breathe“ des US-Amerikaners George Floyd, der im Rahmen einer Polizeikontrolle einen frühen Tod fand. Die daraus resultierende Empörungswelle gab der Black Lives Matter Bewegung neuen Auftrieb und inspirierte zahlreiche Künstler sich gegen Gewalt und Rassismus zu äußern.
Ausgelöst durch die Ereignisse in den USA, hat sich auch eine junge Punk-Band daran gemacht die Bürgerrechtsbewegung zu unterstützen. FA!R, wie sie so passend heißen, ließen also das EMPERIAL SOUND Studio erglühen. Was sie im Interview zu sagen hatten, könnt ihr hier lesen.
Die entstandene EP kann bald gegen Spende erworben werden.
Ein großes Danke an dieser Stelle auch wieder an lightinmirror.de für die tollen Bilder!

Shieldmaiden’s Voice: Wenn ihr euren Musikstil in drei Worten beschreiben müsstet, welche würdet ihr wählen?
FA!R: Zwei Worte wären Punk Rock. Und drei Worte… Fair Punk Rock!
SV: Wie kamt ihr zu dem Namen „FA!R“?
FA!R: Oh, also… Das war… Anfangs hatten wir nur schlimme Namen. Wir kamen beim brainstormen auf die schlimmsten Bandnamen aller Zeiten und dann waren wir beim Punk Rock Holiday in Slowenien und wir haben immer nur „Fair!“ zueinander gesagt. Das war unsere Antwort auf alles.
Jemand hat uns etwas gesagt und wir haben nur „Ok, ja, fair!“ erwidert und realisiert, dass das ein toller Name ist. Er ist kurz, einfach zu merken, wenn man ihn einmal gehört hat und wir haben nur noch das „i“ durch das Ausrufezeichen ersetzt.
SV: Gibt es eine Band, ein Album oder einen Song, durch die eure Musik maßgeblich beeinflusst wird?
FA!R: Wir hatten geplant uns in Richtung der Punk Rock Alben aus den 80ern und frühen 90ern zu orientieren, also in Richtung BAD RELIGION und ähnliches. Wir wollten das im Jahr 2020 haben und es mit neuen Soundelementen, die wir wir hier in den EMPERIAL SOUND Studios kreiert haben, kombinieren.
SV: Eure Band ist ja relativ neu, könnt ihr uns einen kurzen Überblick über eure bisherige Bandgeschichte geben?
FA!R: Ja! Wir haben 2018 angefangen…? Ok, machen wir es kurz: Wir haben die Band gegründet, haben das erste Album gemacht, zwei Konzerte gespielt, Corona kam und jetzt nehmen wir gerade unsere EP auf, die unsere zweite Veröffentlichung sein will.
SV: Wann wurde die Band denn dann genau gegründet? Eure Facebook-Seite wurde im März 2019 erstellt…
FA!R: Im Herbst 2018. Schon fast zwei Jahre!

SV: Welche Message wollt ihr mit eurer Musik vermitteln?
FA!R: Auf dem ersten Album hatten sehr viele lustige Lyrics, wir hatten auch einen Song namens „Meat is Murder“, wo die Botschaft recht eindeutig ist, denke ich. Wir haben auch Songs über Kaffee und über das Verlierer-Dasein, einfach normales lustiges Punk-Zeug. Diese neue EP behandelt tatsächlich nur die aktuelle globale Bewegung gegen Rassismus und institutionellen Rassismus. Diese EP ist sehr politisch, das war unser erstes Album nicht.
SV: Warum ändert ihr es denn dann jetzt? Ihr hättet ja auch weiter lustige Lyrics machen können?
FA!R: Nach dem ersten Album wussten wir, um ehrlich zu sein, nicht, ob wir jemals wieder etwas veröffentlichen würden oder es bei diesem Album bleiben würde. Dann ist das alles passiert und wir konnten nicht dem Drang widerstehen neue Songs zu schreiben. Es war die Wut und der Hass gegen den Rassismus und das war irgendwie inspirierend.
Wir sind zwar anonym, aber wir sind offensichtlich weiß und zuerst dachten wir, dass es uns als Weißen nicht zustünde etwas dazu zu sagen, aber wir haben erkannt, dass weiße Stille Gewalt bedeutet. Warum sollte man nicht sagen, dass man die Vorgänge in den USA verabscheut? Warum sollte man nicht sagen, dass man hasst, was der Präsident macht, egal welche Hautfarbe man hat? Wir sind uns noch immer nicht sicher… Wenn es jemanden beleidigt, tut es uns leid, dass wir uns geäußert haben, obwohl wir eine weiße Band sind, aber wir haben den Eindruck, dass es für uns wichtiger ist, etwas zu sagen, als weiterhin still zu sein.
SV: Man könnte also sagen, dass aktuelle Ereignisse eine wichtige Rolle in eurer Musik spielen?
FA!R: Bei dieser EP auf jeden Fall. Der einzige Grund, aus dem diese EP existiert, ist der Tod George Floyds.
SV: Wovon ist euer Songwriting denn dann noch inspiriert?
FA!R: Die Musik oder die Lyrics?
SV: Beides!
FA!R: Fat Mike [Sänger, Bassist von NOFX] hat mal gesagt, dass Punk Rock das beste existierende Musikgenre sei und wir denken, dass das stimmt und deshalb inspiriert uns schneller Punk Rock. In Bezug auf die Lyrics… Wie gesagt, in dieser EP geht es nur um ein Thema, es ist eine Konzept-EP, also ist die Inspiration recht offensichtlich. Vorher waren die Lyrics recht simpel, das Album war sehr simpel, also nur Gedanken, die uns im Kopf herumschwirrten.

SV: Wenn ihr sagt, dass ihr euch gegen bestimmte Missstände aussprechen wollt, warum tragt ihr dann Masken? Ihr könntet namenhafte Gesichter im Kampf gegen bestimmte Probleme sein, wenn ihr euer Gesicht zeigen würdet.
FA!R: Wenn man unsere Gesichter sehen könnte, könnte man sehen, dass wir dafür nicht die Richtigen sind. Wir lieben es irgendwie anonym zu sein. Wir lieben, dass wir unsere Bandcharaktere von unseren wahren Ichs trennen können und wir mit unseren Charakteren Dinge sagen können, für die wir sonst nicht den Mut hätten, wenn wir unser Gesicht zeigen würden.
Wenn man auf der Bühne steht und in einer Band spielt, spielt man immer eine Art Rolle, aber wir haben es anfangs nicht so ausgelebt, wie wir es jetzt tun. Wir mögen die damit verbundene Freiheit. Andere Bands, die ebenfalls Masken tragen und dazu befragt worden sind, haben sich ja auch ähnlich geäußert.
SV: Vor welchen Folgen für euer normales Leben habt ihr Angst, dass ihr den Eindruck habt, es wäre nötig eine Maske zu tragen?
FA!R: Es ist keine Angst, das wäre das falsche Wort. Wenn man etwas als man selbst tut, zerdenkt man fast alles und das führt dazu, dass man schlimmstenfalls am Ende gar nichts tut. Wenn wir die Masken tragen, können wir Sachen machen und wir sind nur diese Band. Wir sind nicht unsere Jobs, wir sind nicht mit unseren Familien verbunden, wir sind nur diese Band.
SV: Wo sind die restlichen Bandmitglieder heute?
FA!R: Das ist ein Mysterium, wie vieles bei uns. Belassen wir es dabei.
SV: Was würdet ihr machen, wenn wir nicht gerade eine globale Pandemie hätten?
FA!R: Wir wären auf einigen Festivals. Das vermissen wir am meisten: Konzerte. Das ist der Knackpunkt, wenn man Musik liebt. Viele Leute, jung und alt, vermissen das. Das Land öffnet sich langsam und wir nähern uns der Normalität, aber es finden noch keine großen Konzerte und Festivals statt und das tut verdammt weh. Jeder, der Musik in seinem Leben hat, vermisst das. Es macht natürlich Sinn, dass so etwas derzeit nicht stattfindet, denn Sicherheit und Gesundheit haben Vorrang.
SV: Welche Ziele wollt ihr mit eurer Musik erreichen?
FA!R: In erster Linie lieben wir es live zu spielen und wir lieben Live Shows generell, wir lieben es sie zu sehen, aber noch mehr lieben wir es sie selbst zu spielen, weil wir uns wirklich auslassen können und es gibt im normalen Leben wenige Gelegenheiten das zu tun. Wir möchten außerdem jungen Menschen eine Richtung zeigen, die vielleicht selbst noch keine politische Meinung haben. Vielleicht kann unsere Musik sie dazu bewegen in die richtige Richtung zu gehen, die in diesem Fall eben links ist. Oder zumindest nicht rechts. Wenn wir eine Ahnung von Gleichheit und Aufrichtigkeit gegenüber Ungerechtigkeit vermitteln könnten, wäre das schon echt cool.
SV: Gibt es Künstler, mit denen ihr in Zukunft gerne die Bühnen teilen würdet?
FA!R: Wir würden gerne mit Bands, wie BAD RELIGION, NOFX, MILLENCOLIN und eigentlich dem kompletten Line-Up des Punk Rock Holiday spielen. Wir hatten die Idee diese Band zu gründen ja beim Punk Rock Holiday und von daher ist es dort auch das Line-Up, was am besten zu uns passen würde.
SV: Wenn die Leute eine Message von euch aus diesem Interview mitnehmen sollen, welche wäre es?
FA!R: Fuck Racism!

1 Kommentar zu „Gegen Rassismus und Ungerechtigkeit – FA!R im Interview“