You can find the English version of this article here.
Wer mich kennt, weiß, dass ich manchmal einen Hang zum Opportunismus habe. Als sich dann die Chance ergab DYING EMPIRE mal näher auf den Zahn zu fühlen, musste ich die Chance einfach nutzen! Immerhin haben sie mir mit ihrer Ballade während der Metal Masters 2020 einige (positive) Schwierigkeiten bezüglich der Bewertung gemacht… Worüber wir geredet haben und was die Dresdner Gruppe überhaupt in den EMPERIAL SOUND STUDIOS gemacht haben, könnt ihr jetzt lesen.
Ihr aktuelles Album, erschienen über BLEEDING NOSE RECORDS, gibt es hier.
Und wie immer gilt: Vielen Dank an lightinmirror.de für die tollen Fotos!

Shieldmaiden’s Voice: Wenn ihr euren Musikstil in drei Worten beschreiben müsstet, welche würdet ihr wählen?
Joe: Laut!
Panzer: Aggressiv!
Mag: Abwechslungsreich!
SV: Wie seid ihr auf den Namen „Dying Empire“ gekommen?
Joe: „Dead Mesmerizing Ocean“ war einfach zu lang und unser Bandname war noch frei, was auch ganz wichtig ist. Es gab vorher noch kein „Dying Empire“.
Mag: Ursprünglich sollte es nur „Empire“ werden, aber das gabs schon mehrfach.
Joe: Und es passt inhaltlich besser, weil von vornherein schon klar ist, welche Inhalte wir besingen wollen und dazu wäre „Living Empire“ ziemlich falsch.
Mag: Und „Happy Empire“ auch [lacht].
Joe: Genau, das haut alles nicht hin, deshalb DYING EMPIRE. Es ist schon wegweisend für das, was man hören wird, wenn man den Namen liest.
SV: Welche Themen wollt ihr dann bevorzugt in eurer Musik besprechen?
Mag: Insgesamt sozialkritische Texte. Die haben wir bisher schon gehabt und es ist auch geplant, dass wir dabei bleiben. Wir haben von Sachen, die mit der Psyche zu tun haben bis hin zu Umweltschutzthemen eigentlich alles ein bisschen mit drin. Menschenrechte, Einzelschicksale von Menschen, die mit Psychosen zu kämpfen haben und sowas in der Richtung. Das ist unser Gebiet.
Joe: Kurz zusammengefasst: Von Psychoanalyse aus ging es irgendwann los bis zum aktuellen Album zur Auswirkung der Psyche des Menschen auf die Umwelt
SV: Was sind die wichtigsten Inspirationsquellen für eure Musik? Wenn ihr jetzt auf der einen Seite diese Themen habt, wie gelangt ihr dann zu der Musik?
Joe: Mir würde es wahnsinnig schwer fallen einen fröhlichen Song zu schreiben. Da braucht man auch eine eher dramatische Grundeinstellung. Ich brauche jetzt nicht immer dieses eine Momentum oder irgendwie eine Situation, die mich inspiriert oder irgendeine Nachricht, die ich bekomme, sondern ich muss mich einfach nur fallen lassen können in der Musik. Das schaffe ich am besten in irgendeinem Raum, in dem ich allein bin. Manchmal hilft hier und da vielleicht noch irgendeine Substanz, damit man sich lösen kann und wenn das passiert, dann passiert es einfach.
Panzer: Viel passiert über das Gefühl, wenn man quasi in der Welt wieder etwas gesehen, gefühlt, erlebt oder von Schicksalen gehört hat. Da gehts mir oft so, dass ich mich versuche auf dieses Gefühl zu kanalisieren und mich dann auf dieses „Was macht das mit mir?“ versuche zu konzentrieren. Dann setze ich mich an die Gitarre und überlege anhand von Harmonien, ob diese dunkel genug sind für die düstere Stimmung oder ob es mehr Aggressivität braucht. Man fängt wirklich an, die Musik, durch das auslösende Gefühl, zu schreiben.

SV: „Samsara“ ist ja ein Begriff aus dem Buddhismus, der den Kreislauf des Werdens, des Vergehens und der Wiedergeburt beschreibt. Warum habt ihr euch ausgerechnet diesen, im Buddhismus doch eher negativ behafteten, Begriff als Albumtitel ausgesucht?
Mag: Zum einen umfasst er gut die Bandbreite unserer Texte und hat es ziemlich gut zusammengefasst, weil dort viele Sachen mit rein spielen. Es ist im buddhistischen etwas Negatives und das passt gut auf unsere Musik.
Joe: Also quasi genau deswegen, gerade weil es negativ ist. Wir beleuchten die Themen auch nicht mit Happy End, sondern es geht eher nach hinten los.
SV: Was kann jemand, der vorher noch nichts von euch gehört hat, von dem Album Samsara erwarten?
Panzer: Einiges! Wenn man jetzt eine typische Metal-Platte hört oder bei vielen Bands reinhört, hört man einen Song und denkt sich: „Ok, so eine Mucke machen sie.“ Bei Samsara ist es so, dass eben viel verschiedenes dabei ist, auch durch den Versuch der Ballade. Das ist etwas, was nochmal komplett ausbricht aus dem Gefüge. Etwas, was die Band vorher noch nicht probiert hatte.
Joe: Es ist schwierig… Wir würden wahrscheinlich den Zuhörer darauf einstellen, was mit den ganzen Melodien passieren wird, vielleicht auch mit der Ballade, die wir da gemacht haben, und wenn man das Album anfängt, geht es mit einem Blast-Beat los. Das wird sich alles so ein bisschen widersprechen. Man muss auf jeden Fall offen sein, wenn man uns anhört. Szene-Polizisten bzw. Leute, die explizit nur Death-Metal hören wollen, oder irgendeine besondere Schwarte, werden bei uns ein Problem bekommen. Die finden vielleicht ein paar Riffs ganz gut, aber das Gesamtpaket wahrscheinlich eher nicht. Deswegen werden wir oft auch als Moderner Metal nur eingeordnet, weil die Rezensionen uns nicht einordnen konnten. Da wusste keiner so richtig, wo wir hingehörten.
Mag: Da war auch alles mit dabei. Von Death Metal bis hin zu Metal Core wurden wir eigentlich schon als alles mal betitelt.
Joe: Wenn meistens gefragt wird, wie wir denn klingen, dann nutzen wir meistens den Vergleich, der bei uns auch oft gebracht wird, nämlich den mit MACHINE HEAD oder TRIVIUM, weil die auch irgendwie nicht einzuordnen sind. Die machen auch ein hartes Lied und danach kommt die Ballade.
SV: Wenn Reviews euch nicht richtig einordnen konnten, was würdet ihr denn sagen, was euer Stil denn dann eigentlich ist? Wenn ihr das benennen müsstet?
Mag: Meistens beschreiben wir es wirklich als „Modern Metal“. Für mich war das, was wir schon immer gemacht haben, Metal und wir haben jetzt auch moderne Einflüsse. Wir haben cleanen Gesang mit drin, wir haben mal einen Breakdown mit drin, mal was rhythmisches, es ist von allem etwas mit dabei. Durch die Produktion ist es mittlerweile auch sehr professionell und plötzlich ist es Musik. Ich finde, dass es auch zu diesem modernen Sound auch mit dazu gehört, dass es qualitativ hochwertig ist.
SV: Was macht Samsara aus eurer Sicht derzeit relevant oder zeitaktuell?
Joe: Die Themen sind eigentlich zeitlos. Die Hauptsingle, die wir hatten, We Are Not Gods, jede Woche kann man das zeigen, warum dieser Titel irgendwie Sinn macht. Die Texte im Album sind jetzt nicht direkt auf ein Ereignis bezogen, dass wir irgendein bestimmtes Problem besingen, sondern das kann man auf alle möglichen Dinge projizieren. Um mal bei dem Song zu bleiben, das bleibt ja sehr allgemein. Dass wir keine Götter sind und uns wie welche verhalten, kann ich ja auf alle möglichen Probleme anwenden. In fünf Jahren kann man noch die Texte an was aktuelles anknüpfen, was dann erst in fünf Jahren passiert. Ich denke, der Inhalt ist zeitlos.

SV: Warum habt ihr euch entschieden Teile des Albums nochmal in unplugged neu zu produzieren?
Joe: Weil erstens das Experiment mit der Ballade gut gegangen ist, weil wir dadurch ein bisschen Feuer gefangen haben, da gerne mehr in die Richtung zu machen. Wir hätten es sowieso wahrscheinlich irgendwann gemacht, uns in die unplugged-Richtung zu entwickeln und das zu versuchen.
Der zweite Antrieb war, dass wir auf unserer Europa-Tournee die freien Tage canceln wollten und das hätte auch funktioniert. Wir hatten zwei freie Tage auf der Tour, jeweils ein Sonntag, und hätten dort unplugged in einem Irish Pub gespielt. Das war eben der Plan, dass wir so auf der Tour die Freizeiten ein bisschen einkürzen.
Und warum wir es jetzt gerade aktuell tun, liegt daran, dass es einfach keine Tour gibt und wir Langeweile haben und wir versuchen wollen die Band im Laufe des Jahres nochmal aufploppen zu lassen. Es ist ein bisschen aus der Not heraus, dass wir das jetzt schon machen, weil es alles recht kurzfristig ist, weil letztendlich auch unserseits das Geld für eine volle Produktion fehlt. Deswegen wird es auch „nur“ eine EP mit drei Songs.
SV: Wird es dann, sofern die Tour irgendwann noch stattfindet, dann eher ruhiger? Also, dass ihr dann vielleicht ein unplugged-Set mit einbaut oder ist es noch offen, wie ihr das dann gestaltet?
Joe: Das wissen wir noch nicht. Am Ende des Tages sind wir ja schon seit vielen Jahren Rock- und Metal-Musiker und bewegen uns jetzt auf ganz dünnem Eis mit dieser unplugged-Geschichte, wie wir gerade feststellen. Außerdem ist die unplugged-Musik so konzipiert, dass sie nur mit weiteren Musikern funktioniert, denn wir brauchen auch Streicher und einen Pianisten. Es wird vielleicht mal irgendwann explizit ein unplugged-Konzert(e) geben, aber dass wir das bei einer regulären Show mit einbauen, weiß ich nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht, da haben wir noch nicht drüber gesprochen.
SV: Eure Tour musste ja pandemiebedingt abgesagt werden. Wie hat sich die Pandemie auf euren Album-Release ausgewirkt?
Joe: Katastrophal! Wir wollten losfahren und eine Woche vorher ging dann alles den Bach runter. Es war wirklich ein sehr großartiges Timing.
Panzer: Und für das Release direkt kann man sagen, dass es mit am Coolsten ist, wenn du deinen Release in deiner Heimatstadt hast, wo du einen Haufen Leute kennst. Das ist dann auch nicht machbar gewesen. Wir hatten eine coole Variante, wo wir eine Live-Stream-Show machen konnten, dass man wenigstens irgendein Release-Konzert hat, wo Leute sich mit einklinken und das mal anhören konnten und das eben in einem kompletten Live-Rahmen. Ob es gestreamt wurde, hin oder her, aber es war wenigstens etwas, denn sonst ging ja gar nichts.
SV: Wäre eine Live-Stream-Show, wie sie ja öfter stattfindet, etwas was ihr perspektivisch nochmal ins Auge fassen würdet?
Panzer: Das ist immer eine schwierige Sache… An sich ist es natürlich eine coole Sache, wenn man dann mal eine Live-Stream-Show machen kann, aber im Endeffekt kann es, auch wenn wir vielleicht noch einen Stream irgendwann machen, perspektivisch kein Live-Konzert ersetzen. Du hast keine Energie vom Publikum, was auch immer wichtig ist als Band. Du gibts als Musiker ja auch Energie raus, das merken die Leute und wenn die Leute diese Energie zurückgeben, macht es für beide Seiten auch mehr Laune. Es ist einfach ein viel genialeres Gefühl, als wenn du vor deinen Kameras stehst. Es ist als Musiker dann viel trockener und auch komischer, weil man ja nicht die direkte Rückantwort vom Publikum hat.
Joe: Es war ja schon etwas besonderes die Release-Show als Live-Stream zu spielen und das nächste Konzert, was wir spielen würden, würde dann irgendwie genau so aussehen. Man könnte vielleicht ein anderes Set spielen…
Mag: Man könnte es höchstens weiterentwickeln… Wenn jetzt nochmal eine zweite Welle kommt, und sich das wirklich noch bis sonst irgendwann ziehen sollte, könnte ich mir schon vorstellen, dass wir sowas in der Art nochmal machen. Ich habe auch schon Fragen gehört, ob sich dieses Streaming fest in der Konzert-Szene verankern könnte, aber ich kann es mir, ehrlich gesagt, nicht so wirklich vorstellen. Es ist einfach nicht das Gleiche.
Joe: Was ich mir vorstellen kann, ist, dass man durch die gesammelten Erfahrungswerte, in der Zukunft mal ein Konzert zusätzlich streamt. Dass man also, wenn jemand möchte, bei Twitch mit reingeht und sich das Konzert, das in einer anderen Stadt stattfindet, mit anschaut. Aber so ein richtiges „Geisterkonzert“ nochmal…
SV: Mit welchen Schwierigkeiten habt ihr als Band pandemiebedingt derzeit noch zu kämpfen?
Joe: Uns bricht natürlich das Geld komplett ein, also ein riesengroßes Loch in der Bandkasse logischerweise. Die Haupteinnahmequelle wären ja die ganzen Konzerte und das Merchandise gewesen, was man jetzt nicht verkaufen kann. Wir konnten eine ganze Weile nicht proben, das war eine lange Zeit nicht erlaubt. In Dresden wurde das mitunter auch kontrolliert, sodass wir uns das auch nicht getraut haben, weil wir die Strafe auch nicht zahlen wollten, wenn es dann doch passiert. Natürlich fehlt dann auch hier und da der Antrieb. Es wird gerade besser mit der unplugged-EP-Produktion, aber ich, für meinen Teil, habe relativ häufig auf dem Balkon gesessen und geweint [lacht].
SV: Stichwort Finanzen: Wie kann man euch derzeit am besten unterstützen?
Joe: Das wird dann der Webshop sein, wenn er online geht. Wir arbeiten da gerade im Hintergrund dran, um die Merchandise-Palette noch etwas auszubauen und haben auch die Zeit genutzt, um uns in diesem Bereich etwas mehr Know-How anzueignen, damit wir das in Zukunft mitunter selber machen können. Dieser Webshop wird in den nächsten Wochen wahrscheinlich online gehen und dann kann man da ein T-Shirt von uns kaufen und das Geld landet auch bei uns und nicht bei irgendeiner Firma.
Mag: Ansonsten natürlich auch unsere Songs streamen, dass unsere Sachen einfach gehört werden, dass es verbreitet wird, wenn es Leuten gefällt, unsere Videos auf Youtube anschauen, es liken und weiterschicken. Es würde uns total viel helfen, wenn es jetzt einfach noch weiter verbreitet wird. Das würde uns den Einstieg in eine Tour nächstes Jahr erleichtern, wenn zwei oder drei Leute mehr unsere Musik kennen, als es jetzt der Fall ist.
Joe: Das war auch der letzte Satz unseres Streaming-Konzertes: „Vergesst uns nicht.“ Das wäre auch die Hoffnung, dass wir dann irgendwann nicht mehr als Newcomer auftauchen und uns alle vergessen haben.
SV: Wenn ihr noch eine Message an eure Fans hättet, welche wäre es?
Mag: Nochmal „Vergesst uns nicht“!
Joe: Durchhalten! Alles wird gut!

1 Kommentar zu „Eine Band Geht Neue Wege – DYING EMPIRE Im Interview“