Band: TANZWUT
Album: Die Tanzwut kehrt zurück
Genre: Mittelalter-Rock
Spiellänge: 48:32
Release: 28.05.2021 (via No Cut/SPV)
Das Album kann hier bestellt werden.
Das Album ist mir im Vorfeld durch No Cut/SPV zur Verfügung gestellt worden. Danke dafür!
Anno MMXXI, die moderne Gesellschaft wird von einer Pandemie geplagt, als die ersten zarten Sommersonnenstrahlen ihre Schatten werfen. Diese unruhige Idylle wird jäh durch imposante Dudelsacktöne und schwere Gitarrenriffs durchbrochen: TANZWUT präsentieren ihr neues Album mit dem passenden Titel Die Tanzwut kehrt zurück.
Und was soll ich sagen? Dieser Albumtitel passt wie die Faust aufs Auge! Man zeige mir den Menschen, der bei diesen Melodien und Riffs noch still stehen oder sitzen kann.
Der Hörer wird konfrontiert mit einem wahren Sturm an frischer Musik, die die Truppe um Frontmann TEUFEL hier präsentiert.
Im Song Feine Menschen wird der dekadenten Wohlstandsgesellschaft ein brutaler Spiegel vorgehalten, der aber umso besser in die heutige Zeit passt. In seiner ehrlichen Spielweise wirkt der Song wie ein musikalisches Memento Mori, der noch dazu, wie eigentlich alle Songs dieses Albums, absoluten Ohrwurmcharakter hat!
Ein persönliches Highlight für mich ist der Song Pack feat. SALTATIO MORTIS. Hier vereinen beide Bands nicht nur ihre ganz eigenen Stärken (getreu dem Motto „Best of both worlds“), sondern es ist auch eine Ode an alles, was das Leben lebenswert macht, wie Freunde und Zusammenhalt. „Egal, was auch passiert: Alte Liebe rostet nicht!“ ist hier eine meiner Lieblingszeilen dieser rockigen Liebeserklärung an die Fans und an die Musik. Fans beider Bands kommen hier absolut auf ihre Kosten und ich bin mir sicher, dass der Song auch live richtig viel Stimmung machen wird.
Interessant empfinde ich auch die Geschichte um den Henker Johann Reichhart, die im Song Johann erzählt wird. Reichhart stammte aus einer Henkersfamilie und in der jungen Weimarer Republik war nicht viel Bedarf für sein Handwerk. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren die Auftragsbücher wieder voll und in einer Art Posse des Schicksals wird Reichhart später zum Henker für viele seiner ehemaligen Auftraggeber. Das Schicksal dieses außergewöhnlichen Mannes wird mit Techno-artigen Sounds und fast schon garstig klingendem Gesang erzählt. Mit Einsatz der Dudelsäcke hat man eine interessante musikalische Kombination, die gewöhnungsbedürftig ist, aber absolut genial ist!
Generell kann man hier auch einmal feststellen, was für tolle Geschichtenerzähler TANZWUT sind. Sie vermögen es dem Hörer unheimlich klare Bilder in den Kopf zu zeichnen. Getragen von eingängigen Melodien werden diese nur noch besser illustriert. Besonders merkt man dies auch im Song Narziss, dem Schönling, der sich in sein eigenes Spiegelbild verliebte. Zeilen, wie „Ja, wenn Narzissen blühen, kann man ihnen nicht entfliehen“ oder „Ich küsse sanft mein Spiegelbild, betrachte mich entzückt“ sind für mich fast schon meisterhaft in ihrer Ausdruckskraft! Vor allem, wenn man sie als Seitenhieb auf unsere auf Schönheit ausgelegte Instagram-Society versteht.
Insgesamt bin ich überaus glücklich, dass ich mal wieder die Chance hatte ein so hochqualitatives Album vorab auf meinen Schreibtisch zu bekommen. Wer auch nur ein bisschen was für Mittelalterrock übrig hat, wird hier vollends zufrieden sein! Daumen Hoch!
Line Up:
Teufel – Gesang
Der Zwilling – Bass
Shimon „Zack“ – Schlagzeug
Pyro – Dudelsack
Bruder Schlaf – Dudelsack
Alexius – Keyboard
Dave Tea – Dudelsack, Gitarre
Shieldmaiden's Voice 