Band: KAMBRIUM
Album: Synthetic Era
Genre: Epic/Melodic Death Metal
Spiellänge: 69:17
Release: 09.07.2021 (via Reaper Entertainment)
Das Album kann hier vorbestellt werden.
Das Album ist mir im Vorfeld durch Reaper Entertainmentzur Verfügung gestellt worden. Danke dafür!
Die Behind-the-Scenes-Bilder vom Videodreh stammen, wie immer, von der famosen lightinmirror.de!
You can access the English version of this review here.

Schnallt euch an und haltet euch fest, KAMBRIUM nehmen uns mal wieder mit auf eine wilde Reise durch ein musikalisches Universum eigener Bauart.
Ging es im Vorgänger Dawn of the Five Suns noch um die Azteken, so werden wir mit Synthetic Era direkt in die Zukunft katapultiert. Die mittlerweile achte Veröffentlichung der Helmstedter setzt sich schon allein durch ihren eigenwilligen Stil von anderen Veröffentlichungen in diesem Jahr ab und das nicht nur, weil man einen Abstecher Richtung Synthwave wagt.
Produziert in den Kohlekeller Studios, wird der Hörer schon mit dem Opener Neon Death in eine technisierte Dystopie versetzt, von der man sich nie so ganz sicher ist, ob sie einen nun für immer einnehmen oder langsam umbringen will.
Schon zu Beginn wird klar: Hier hat man sich viele Gedanken gemacht. Die einzelnen Sounds sind durch die Band selbst in wochenlanger Arbeit selbst programmiert worden und obwohl es Synthwave-Sounds sind, hat es doch einen für mich sehr interessanten Metal-Vibe. Dies liegt vor allem daran, dass man es schafft, den distinktiven Keyboard-Sound, der typisch für KAMBRIUM ist, hier auch wieder anzuwenden.

Nahtlos an das Intro schließt sich der Song Cybernetic Overload an. Fans von schnellen Gitarren und Videospielen werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Für mich als langjährigen KAMBRIUM-Fan ist es auch schön zu hören, dass die Jungs wieder ihre markanten Chöre eingebracht haben.
Was mich auch schon beim ersten Hören sehr begeistert hat, sind die Vocals. Im Vergleich zu den Vorgängern haben sich Karsten und Martin hier signifikant gesteigert, was sich insbesondere in den Clean Vocals zeigt. Diese sind so stark wie nie und haben mich in ihrer Kräftigkeit voll mitgenommen!
Eines meiner absoluten Highlights auf diesem Album ist der Song Nature Error 404, der Gastvocals von Ulli Perhonen von SNOW WHITE BLOOD enthält. Besingt man inhaltlich die Zerstörung der unberührten Natur, so werden auf musikalischer Seite alle Register gezogen. Im Strudel aus Growls und den männlichen und weiblichen Clean-Vocals, verliert man durch die Synthesizer Sounds fast schon die Realität aus den Augen. Das erste Hören war für mich schon fast wie ein Delirium. Definitiv mein Lieblingssong auf diesem Album.
Anschließend an diese tolle Nummer findet sich der Song Ghost of the Machine. Zusammen mit Synthetic Era einer der längsten Songs auf dem Album. Zwar sind hier die Synthwave-Einflüsse nicht so stark, wie bei anderen Songs, jedoch bin ich ein großer Fan der Maschine-mit-Herz-Thematik, die für mich auch so ein bisschen zurückweisend auf Fritz Langs Klassiker Metropolis ist, wenn auch mit einer gehörigen Portion Blade Runner.

Völlig überraschend kam für mich dann die Interlude To the Core, die mir alle 80er Jahre Disko-Vibes gibt, die ich von diesem Album erhofft habe! Es klingt nämlich sehr nach einem Song, den man in einem Arcade-Game (oder auch in einer Folge Stranger Things) hören könnte.
Einen kleinen Wermutstropfen habe ich trotz all des Lobes dennoch. Metal-Songs leben auch von einer (halbwegs) klaren Abtrennung zwischen den einzelnen Song-Bestandteilen, was bei diesem Album stellenweise jedoch nicht der Fall ist. Dadurch, dass Refrain, Strophen und Soli komplett ineinander übergehen, hat der Hörer eigentlich keine Chance, sich auf das zu Hörende einzustellen. Besonders aufgefallen ist mir dies im Song Nightly Beast Mode. An sich ein richtig guter Song, aber durch dieses ineinander überspielen, werden die Highlights überspielt und man kann sie nicht wirklich genießen. Hinzu kommt, dass ich auch durchgängig das Gefühl habe, dass die Vocals, und insbesondere die Growls, etwas lauter hätten sein können. Das kann aber auch an meiner Technik liegen.
Hört man sich jetzt mal paar Synthwave-Stücke an, merkt man, dass es dort mit den Verschmelzungen ähnlich ist und die Songs stellenweise verwaschen klingen. Das kann eine mögliche Erklärung sein, warum es hier im Album hin und wieder zu solchen „Ungenauigkeiten“ kommt. Insgesamt hat es keinen bleibenden negativen Einfluss auf das Album, aber man ist von KAMBRIUM schon mehr gewohnt, dass es fast ein bisschen schade ist.
Zusammenfassend haben wir hier das ungewöhnlichste, mutigste und dadurch vermutlich beste Album in der Geschichte KAMBRIUMs vor uns. Das Konzept „Synthwave meets Epic Death Metal“ geht für mich voll auf und setzt die Band von anderen ihrer Art deutlich ab. Kleine Ungenauigkeiten, wie oben beschrieben, verzeihe ich gerne, weil der Gesamteindruck überzeugt.
Im Gegensatz zu den Ansichten anderer Kritiker, werden KAMBRIUM für mich immer spannender und ich kann es nicht erwarten zu sehen, in was für Welten wir in Zukunft noch entführt werden!
Line-Up:
Martin Simon – Vocals & Bass
Jan Hein – Composer & Orchestrations
Karsten Simon – Guitar & Clean Vocals
Maximilian Werner – Guitar & Backing Vocals

2 Kommentare zu „Eine neue Ära beginnt – Kambrium’s Synthetic Era (Review)“