Chaosbay melden sich mit neuer Single und EP zurück

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Es gibt nicht viel, was mich ernsthaft überraschen kann. Wenn eine Band es trotzdem schafft, dann ist das schon mal eine Errungenschaft in sich.

Jetzt stelle man sich nur meine Überraschung vor, als ich erfahren habe, dass CHAOSBAY nicht nur eine neue Single veröffentlichen werden, sondern direkt eine ganze EP!

Aber eins nach dem anderen: Am 27.08. gewähren uns die Prog-Musiker einen ersten Blick in ihr neuestes Werk, das den Namen Boxes tragen wird. Die Single Lonely People ist die erste Auskopplung dieser EP.

Vor dem ersten Hören war ich mir sehr sicher, dass ich ungefähr abschätzen könnte, wohin die musikalische Reise hier gehen würde. CHAOSBAY spielen technisch-versierten, eingängigen Prog-Metal, der sich irgendwo zwischen PERIPHERY und TESSERACT einordnet. Darüber hinaus habe ich den Werdegang der Band bisher recht eng begleitet, sodass ich zwar gute Musik erwartet habe, aber nicht, dass man mich da musikalisch komplett überrascht.

Aber wie so oft gilt auch hier, dass es immer anders kommt, als man denkt! Schon die ersten Sekunden haben mir eine wahre Gänsehaut über die Arme gejagt. Der zunächst noch heitere Beginn wird schnell durch dunkle Growls und tiefes Gitarren- und Bassspiel verdrängt, bevor Sänger Jan mit leicht verzweifelt klingenden Vocals den Gesang beginnt.

Die Lyrics, von denen ich jetzt an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte, vermitteln ein klaustrophobisches Gefühl, was schließlich in den zwei letzten Zeilen vor dem Chorus gipfelt: „And as I’m trying to turn my head he lights a fire / and it’s myself looking at me“

Der Ausbruch folgt sodann im hochemotionalen Refrain, in dem auch das kraftvolle Schlagzeug, für das man die vier Jungs aus Berlin und Kaiserslautern einfach lieben muss, wieder voll zum tragen. Wer hier still bleiben kann, hat nicht richtig zugehört.

Die düstere Technik-Dystopie, die hier gezeichnet wird, kulminiert in der Frage nach der wahren Realität und dem Gefühl, dass die Maschinen nun doch gewonnen haben („I’ve got this feeling the machines have won“)

Interessant finde ich den Umstand, dass die Themen Dystopie, Technik(-Apokalypse) und den damit verbundenen Untergang des Menschen oder der Welt insgesamt in der Metal-Welt scheinbar zugenommen haben. Ich verweise an dieser Stelle an die Reviews zu ORDEN OGAN’s Final Days oder zu KAMBRIUM’s Synthetic Era sowie zum Album Phylogenesis der amerikanischen Death Metal Band ABYSMAL DAWN. Offensichtlich hat hier die Corona-Krise dazu geführt, dass man sich mehr mit der Technik und dem Allein-Sein mit ebenjener Technik befasst und sich kritisch damit auseinandersetzt.

Diese Auseinandersetzung hat CHAOSBAY musikalisch nun noch einen Schritt nach vorne machen und den Prog-Metal mit einigen modernen Metalcore-Elementen verbinden lassen, die mich teilweise ein bisschen an das letzte Album von ANNISOKAY erinnern. Das Ergebnis ist eine erste Single, die in ihrer Quintessenz so sehr CHAOSBAY ist und es gleichzeitig auch nicht ist.

Die Band schafft es ihre eigenen Stärken zu erkennen und diese mit einer fortwährenden Innovation ihres Songwritings zu verbinden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. In seiner Gesamtheit kommt hier eine Single, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

Insgesamt ist dies auch mal wieder ein Beweis dafür, dass CHAOSBAY das Zeug haben die großen Bühnen dieser Welt zu bespielen und ich harre in Spannung der Dinge, die uns erwarten.