Heiß, Heißer, Rockharz – Der dritte Festivaltag

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Hier gehts zu Tag 1 und Tag 2!

Alle guten Dinge sind ja bekanntlich drei! Das schien auch irgendwie das Motto des dritten Festivaltages zu sein, der einiges zu bieten hatte. Neben Hitze und viel Sonnenschein, konnte auch unheimlich viel heiße Musik auf den Festivalbühnen erlebt werden. Was genau ich meine, lest ihr weiter unten. 

Wie immer gilt aber zunächst mein Dank der wundervollen lightinmirror.de für die herausragenden Bilder!

Pic by lightinmirror.de (c) 2023

Freitag ist ja bekanntlich der Tag, an dem fast alle neuen Alben und viele Singles erscheinen. Auf Grundlage dessen kann es eigentlich nicht überraschen, dass sich einige Bands an diesem Tag mit neuen Werken präsentierten.

Den Anfang machten für mich die Heavy-Metal-Senkrechtstarter von ALL FOR METAL um Sänger Tim „Tetzel“ Wagner und Antonio Calanna. Ihre fulminanten Kampfhymnen, wie etwa Born in Valhalla oder auch der selbstbetitelte Song All For Metal, waren herausragend geeignet, um all jene zu wecken, die noch nicht ganz wach waren (mich eingeschlossen!). Musikalisch lässt man hier auch keine Zweifel, wohin die Reise gehen soll: MANOWAR als Inspiration sind hier offensichtlich. Die fulminanten Melodien werden hier stilvoll vermischt mit Tetzels dröhnender Stimme und Antonios Fähigkeit viele tonale Höhepunkte in perfekter Weise zu treffen. Bei so viel geballter Metal-Power ist es auch kein Wunder, dass alle mitgebrachten Tonträger des Debütalbums Legends enorm schnell ausverkauft waren! Aber keine Sorge, das Album ist nach wie vor bestellbar!

Die Kostüme, die ebenfalls sehr offensichtlich von MANOWAR beeinflusst worden sind, haben jedoch nicht wirklich meinen Geschmack getroffen. Gerade der Umstand, dass man dann noch ein paar Frauen in eben jenen Kostümen zu bloßen Ästhetikbefriedigung auf die Bühne gestellt hat, hat das Ganze etwas billig und ungekonnt wirken lassen. Aber im Rahmen des ersten Albums kann man ja noch ein bisschen experimentieren und eine gewisse Findungsphase haben!

Fulminant ging es im Line-Up dann weiter mit BURNING WITCHES. Diese Heavy-Metal-Band um Frontfrau Laura Guldemond hat die Bühne für mich förmlich zerrissen! Ihr aktuelles Album The Dark Tower lief bei mir im Vorfeld schon hoch und runter! Aber nichts hätte mich auf die Live-Power dieses Quintetts vorbereiten können. Insbesondere der Song Unleash the Beast hat es mir enorm angetan. Ich sag euch, nichts ist so wundervoll wie eine selbstbewusste und talentierte Frau und wenn man davon direkt fünf auf der Bühne stehen hat, dann kann es nur gut werden!

BURNING WITCHES @Rockharz 2023; Pic by lightinmirror.de (c) 2023

Wie eingangs gesagt, sind alle guten Dinge drei! Das dachte sich wohl auch das Rockharz-Booking-Team und komplettierte den Heavy-Metal-Nachmittag mit den Schweden von BLOODBOUND. Auch für BLOODBOUND war es ein Release-Tag, denn an diesem Tag erschien ihr nunmehr 10. Studioalbum namens Tales from the North. Man merkte ihnen die Freude darüber förmlich an und so konnte man eigentlich auch nicht anders als sich ihrer Energie anzuschließen. Während die Sonne gerade ihren Weg am Firmament beschritt und langsam aber sicher der Band ins Gesicht schien, war hier einfach der perfekte (Zwischen-)Abschluss eines wundervollen Power-Metal-Nachmittags geschaffen!

Doch es wurde Zeit für einen Tempowechsel und SEPTICFLESH übernahmen dankend diese Aufgabe. Es war für mich das erste Mal, dass ich sie bewusst erlebt habe und ich habe mich wirklich geärgert, dass ich das nicht schon früher getan habe! Die Griechen um Sänger Seth Antoniou hatten eine unheimliche Bühnenpräsenz, die durch die Musik nur noch verstärkt wurden. Generell ist ihre spezielle Mischung aus Death und Gothic Metal Elementen schon ein Alleinstellungsmerkmal, aber ich fand es enorm bewundernswert, wie man trotz der mittlerweile vorherrschenden 30°C so eine mega Show abliefern kann! Das muss ich mir in Zukunft nochmal anschauen!

Im Programm ging es dann weiter mit DESTRUCTION. Diese Band ist schon aufgrund ihrer langen Bestehenszeit und dem Umstand, dass sie zu den erfolgreichsten Thrash-Metal-Bands Deutschlands gehört, einfach Kult. Aber ich komme bei aller Liebe absolut nicht an Thrash Metal heran. Egal, wie gut, egal, wie schlecht, es gefällt mir einfach nicht. Großes Sorry an Schmier und seine Jungs, aber diesen Auftritt hab ich nach drei Songs dann ausgesetzt. Ich bin mir aber sicher, dass es im Publikum viele freudige Fans gab, die diesen Auftritt bei Sahara-Bedingungen genossen haben!

EQUILIBRIUM @Rockharz 2023; Pic by lightinmirror.de (c) 2023

Der, aus meiner Sicht, am meisten erwartete Auftritt des Tages war allerdings der von EQUILIBRIUM. Die Gründe hierfür waren vielfältiger Natur: eine neue Single, ein neues Video und – am wichtigsten – die (Live-)Premiere des neuen Sängers Fabian Getto

Zwei Stunden vor dem Auftritt war das Video zur neuen Single Shelter online gegangen und sicherlich hatten einige, wie ich auch, sich die Single am Morgen schon ein paar Mal angehört. Die Erwartungen waren für mich enorm hoch. Wer so ein Geheimnis um alles macht, dass mich nicht mal ein Hauch Buschfunk erreicht, der schraubt die Erwartungen auch enorm hoch! 

Die erste Überraschung waren dann zwei Paar Taiko-Trommeln auf der Bühne. Die Marschrichtung war demnach schnell klar: Hier wird heute ein Statement gesetzt! Als Auftakt präsentierte die nunmehr deutsch-israelisch-norwegische Gruppe um Gitarrist und Songwriter René Berthiaume auch direkt den neuen Song. Man mag hier gerne anderer Ansicht sein, aber ich empfand das als genau den richtigen Zug dahingehend, dass natürlich alle Anwesenden eine entsprechende Erwartungshaltung an die Band und an den neuen Sänger hatten. Durch die Präsentation des neuen Songs am Anfang des Auftritts hatte Fabian die Gelegenheit sich in seinem eigenen Recht als herausragender Sänger zu präsentieren ohne den direkten Vergleich mit Robse fürchten zu müssen, der ihn ja ohnehin erwartet. Das Set war leider nur 45min lang, sodass man für wirklich tiefgründige Ausflüge in die Band-Diskografie keinen Raum hatte, aber man konnte trotz allem Songs wie Renegades – A Lost Generation, Born to be Epic und Blut im Auge vernehmen, was ich in der Kombination als einen gelungenen Interessenausgleich empfinde. Insgesamt stand hier aber eine Band auf der Bühne, die komplett mit sich im Reinen und bereit für den Aufbruch in eine neue Zeit zu sein scheint. 

Und an die Person, die dachte, dass ein paar Feuereinlagen bei den heißen Temperaturen ganz cool wären: Möge deine Bettdecke immer 5cm zu kurz sein und mögest du immer mit Socken in irgendwelche ekligen Pfützen treten! Das ging für mich gar nicht! Hier sehe ich auch das Veranstaltungsteam in der Pflicht. Der Klimawandel ist here to stay und in den kommenden Jahren werden die Wetterlagen immer extremer. Es sollte darauf geachtet werden, dass bei 30°C am Nachmittag/frühen Abend, wenn die Sonne noch scheint, nicht noch extra Hitze erzeugt wird!

Bevor wir aber zu den weiteren Bands des Tages kommen, möchte ich noch ein paar allgemeinere Worte zu EQUILIBRIUM verlieren. Aus diesem Grund gibt es heute auch keinen allgemeinen Tagesbericht, wie ihr das sonst aus meinen Berichten vom Rockharz gewöhnt seid!

Was alle Anwesenden am Rockharz-Freitag haben sehen können, war zweifelsohne ein Aufbruch in eine neue Phase der Band, was sich sogar schon optisch an den Trommeln und an den heller gehaltenen Bühnenoutfits erkennen lies. 

Shelter hat einen unverkennbaren Metalcore-Einschlag, den man nun mögen kann oder eben nicht. Für mich ist dieser Song eine konsequente Weiterführung der Linie, die die Band mehr oder weniger seit Armageddon verfolgt. EQUILIBRIUM im Jahr 2023 bedeutet zwar, dass man die klassischen Folk-Elemente ein Stück weit hinter sich lässt, aber sich dafür stärker wieder der epischen Melodieverarbeitung annähert, die diese Band so groß gemacht hat. Wer sich Songs wie Revolution oder One Folk aufmerksam angehört hat, den hat Shelter nicht über alle Maßen überrascht. Die Stimme von Fabian hat eine Art Unbeschwertheit an sich, die mir bei Revolution noch fehlte. Insofern ist Fabian als neuer Sänger, aus meiner Sicht, eine absolut gelungene Besetzung! Shelter ist eine Single für all diejenigen, die in ihren Kampfeshymnen nicht auf einen gewissen Metalcore-Ansatz verzichten wollen. 

Die andere Seite der Medaille ist aber auch, dass dieser neue Kurs die Fangemeinde in Aufruhr versetzen, wenn nicht sogar spalten, wird. Bei aller Euphorie, die der neue Song und auch der Auftritt beim Rockharz bei mir ausgelöst hat, bin ich noch vorsichtig. Beim letzten Album Renegades empfand ich den gleichnamigen Song als so monumental, weil ich das Gefühl hatte, dass wir ein Album kriegen würden, in dem EQUILIBRIUM die Szene aufrütteln und zeigen würden, wie wahre, moderne Hymnen im Metal klingen können. Diese Hoffnung hatte sich dann für mich zerschlagen und bis heute ist Renegades auch das Album, aus dem mir die wenigsten Songs gefallen. Das Album hörte sich einfach noch nicht richtig ausformuliert an.

Mit Blick auf die neue Single und ein hoffentlich nächstes Jahr erscheinendes Album, bin ich geneigt es als eine Art Übergangswerk zu begreifen, das für die stilistische Entwicklung bis hin zu Shelter instrumental war. Es wird sicherlich Leute geben, die mir auch dahingehend widersprechen, aber das ist ja auch in Ordnung. Man sollte sich aber auch bewusst machen, dass Alben wie Turis Fratyr, Sagas und Rekreatur zwar Klassiker sind, man aber nicht von einer Band verlangen kann auf Ewig ein und das selbe Ding zu wiederholen. Wir sind alles Menschen und wir werden nicht zu transzendentalen Wesen, nur weil wir zufällig vor großem Publikum auf der Bühne stehen. Wir entwickeln uns weiter und für die Künstler schlägt sich diese Entwicklung eben in der Musik nieder. Ich empfinde es als inkonsequent jetzt den Weggang Robses als den Beginn für EQUILIBRIUMS – angeblichen – Niedergang zu stilisieren. Die, die das jetzt proklamieren, haben das aller Wahrscheinlichkeit schon gesagt, als Robse der Band beigetreten ist. Ist die Band damals implodiert? Sind die Verkaufszahlen an Merch, Tickets und Tonträgern zurückgegangen? Nein! Wenn man also von den persönlichen, und auch teilweise enorm dramatisierten, Befindlichkeiten mal ein bisschen abrückt, hat man exakt zwei Möglichkeiten: Entweder man wartet ab und schaut, ob das neue Material etwas für einen persönlich tut oder man freut sich über die Alben, die einen geprägt und die einem gefallen haben und lässt aber allen anderen ihre Freude an der Musik. Wir als Metalszene schreiben uns immer auf die Fahnen sehr offen und tolerant zu sein und ich denke, dass die Diskussion um die musikalische Ausrichtung EQUILIBRIUMs eine perfekte Gelegenheit ist, um sich das mal zu vergegenwärtigen. 

EQUILIBRIUM @Rockharz 2023; Pic by lightinmirror.de (c) 2023

So… Von der halben Single-Review kommen wir aber nun zurück zu unserem eigentlichen Programm! 

Metal hat ja die Eigenschaft unheimlich viele talentierte skandinavische Menschen anzuziehen. Eine Gruppe solcher Menschen ist bekannt unter dem Namen SONATA ARCTICA und was soll ich sagen? Es ist immer wieder eine Freude diese Band live zu sehen! Wem bei I Have A Right nicht das Herz aufgeht, der muss sich echt mal untersuchen lassen! Darüber hinaus freue ich mich jedes Mal, wenn ich Fullmoon hören kann, weil es der Song war, der mich zur Band brachte! Dass ich an diesem Tag kurzfristig noch ein Interview mit ihnen führen konnte, hat das Ganze natürlich noch zu etwas ganz besonderem gemacht!

Ein gutes Metal-Festival muss bekanntermaßen immer zwei wichtige Dinge haben: Bier und Songs über Bier. Für letzteres waren an diesem Tag KORPIKLAANI zuständig. Mit Songs wie Ievan Polka, Beer Beer oder Vodka haben sie sich einen festen Platz in der Metalszene erobert. An diesem Tag war der Auftritt so gut, wie lange nicht!… Gerüchtehalber hieß es, die Band sei erst kurz vor knapp auf dem Festival angekommen und habe keine Gelegenheit gehabt sich einiger Hopfenkaltschalen zu bedienen. Normalerweise bin ich gegen überbordenden Alkoholkonsum (zumindest bei mir), aber die arme Band da wirklich ohne Alkohol auf die Bühne zu lassen, ist ja schon ein bisschen unmenschlich… Ich nehme gerne weniger Perfektion, wenn ich im Ausgleich mehr Spaß auf der Bühne sehe. In diesem Sinne: VODKA!

Von den finnischen Alkoholgesängen kam das Festival aber direkt zu australischen Rock-Klängen, denn AIRBOURNE gaben sich die Ehre. Zwar hatten sich die Temperaturen etwas abgekühlt, dennoch war die Stimmung sehr heiß! Mit schnellen Gitarren und einer wahrhaft fulminanten Show war es echt schwer nicht mitzugehen! Die Band spielte Songs wie Too Much, Too Young, Too Fast, Breakin’ Outta Hell oder It’s All For Rock’n’Roll. Highlight war hier definitiv Joel O’Keeffe, der sich auf den Schultern eines Crew-Mitglieds durch die Menge tragen ließ und dabei locker weiter Gitarre spielte! Genial!

Der Headliner des dritten Rockharztages war dann ARCH ENEMY. Diese Melodic Death Metal Band hat nicht umsonst ein solches Standing und Alben wie Khaos Legions oder War Eternal hatten einen großen Einfluss auf meine persönliche, musikalische Entwicklung. Leider hat mich der Auftritt an diesem Abend nicht überzeugt. Die Band wirkte beim Spielen als machte sie Dienst nach Vorschrift und als ob es einfach nur ein weiterer Auftritt ist. Man war eben da, um zu spielen, aber der Funken sprang für mich einfach nicht über. Zwar spielten sie War Eternal direkt als zweiten Song, aber selbst das hat es für mich irgendwie nicht gerettet. Für die große Menge war es aber sicherlich ein guter Headline, der den vielen anwesenden Fans ein besonderes Highlight beschert hat. 

Durch die Hitze an dem Tag und meinen vollen Zeitplan, war ich dann auch schon echt müde, sodass ich mir FIRKIN nicht mehr angeschaut habe und stattdessen schlafen gegangen bin, um den letzten Festivaltag ausgeruht begehen zu können! 

AIRBOURNE @Rockharz 2023; Pic by lightinmirror.de (c) 2023

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