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Wir schreiben das Jahr 2014. Ich bin 17 Jahre alt und gerade von einem mehrmonatigen Auslandsaufenthalt zurückgekehrt und all meine Freunde zuhause gehen zu einem komischen Festival namens Rockharz… Ein Blick auf das Line-Up zeigt: EQUILIBRIUM spielen! Nichts wie hin! In Begleitung von lightinmirror.de ging es dann die 15km nach Ballenstedt. Völlig egal, dass wir noch nie vorher eine solche Metalveranstaltung, geschweige denn in dieser Größe, besucht hatten. Was soll schon schief gehen? Vorbei an Menschenmengen und den Crowdsurfern kämpften wir uns also in die Mitte der Menge und hatten richtig Bock auf diese Band! Doch plötzlich teilte sich die Menge, sodass ein großer, leerer Raum entstand. Was war denn hier los? Der geneigte Metalhead weiß: „Das war eine Wall of Death!“. Wenn man so behütet, wie wir, aufwächst, weiß man sowas nicht… So wurde das erste Metal-Festival direkt mit der ersten Nahtoderfahrung kombiniert! Wir sind aber frei von jeglichen PTSD-Symptomen geblieben und heutzutage sind wir natürlich schlauer. Um so schöner ist es dann aber, dass wir in diesem Jahr am gleichen Ort einem signifikanten Punkt der Bandgeschichte beiwohnen durften. Werden wir jetzt EQUILIBRIUM 2.0 erleben? Findet es raus, denn genau die Frage, neben vielen weiteren, hat Gitarrist Dom Crey beantwortet!
Danke an lightinmirror.de, die sich eigens für diesen Beitrag aus dem Pit losgerissen hat, um ein paar coole Bilder zu machen!

Shieldmaiden’s Voice: Was macht EQUILIBRIUM einzigartig?
Dom Crey: Definitiv die Zusammenstellung der Musik! EQUILIBRIUM hat sich nie auf ein Genre festgelegt, auch wenn wir natürlich von den Fans in ein Genre gepackt wurden. Turis Fratyr und Sagas waren ja auch eher Pagan Metal. Schon zu der Zeit hatte EQUILIBRIUM schon vielfältige Einflüsse! Man denke nur an Unbesiegt, was eindeutige Einflüsse aus der Karibik hat. Genau so ist es heute auch noch. Wir versuchen immer neue Sachen zu machen, sei es Instrumental, sei es jetzt mit dem neuen Sänger oder eben auch insgesamt, was den Sound anbelangt. Ich denke nach wie vor, dass EQUILIBRIUM einen sehr eigenen Sound hat. Man hört uns und weiß: „Ja, das ist EQUILIBRIUM!“
SV: Was sind aus deiner Sicht die größten Stärken eurer Musik?
Dom: Die größten Stärken sind definitiv, dass die Musik sehr eingängig ist, man hat diese catchy Choruses und zugleich hat man diese Härte in den neueren EQUILIBRIUM Songs drin. Ich denke, mit dem neuen Sänger werden wir ein ganz anderes Statement setzen. Wir werden einen neuen Einfluss generieren und diesen dann nutzen, um etwas noch eigeneres kreieren zu können.
SV: Und jetzt vielleicht das Offensichtlichste: Wer ist euer neuer Sänger?
Dom: Unser neuer Sänger ist, um es mal etwas plump zu sagen, gar nicht groß von anderen Bands bekannt. Sein Name ist Fabian Getto. Wir haben uns bewusst für ihn entschieden, weil er sich gemeinsam mit uns entwickeln kann und will. Wir haben eine klare Vorstellung, wohin wir als Band in den nächsten Jahren wollen und was wir erreichen wollen. Das möchten wir gerne mit Fabian umsetzen. Wir sind äußerst zuversichtlich, dass Fabian das Richtige mitbringt: Er hat Talent, er ist motiviert und er passt menschlich auch sehr gut in die Band!
SV: Die neue Single Shelter ist erschienen und der erste Auftritt mit Fabian war hier beim Rockharz. Ist das der Beginn von EQUILIBRIUM 2.0?
Dom: Definitiv! Für uns ist sehr viel passiert. Wie du schon sagst, haben wir eine neue Single, neuer Sänger und eine große Show! Das wird definitiv EQUILIBRIUM 2.0. Wir arbeiten an einem neuen Album und sind sehr enthusiastisch und ambitioniert und geben unser Bestes!

SV: Was erhofft ihr euch von diesem Aufbruch?
Dom: Wir wollen EQUILIBRIUM ganz klar vorantreiben und auf eine neue Ebene heben. Ich will hier nicht von einem Revival sprechen, weil wir ja nie weg waren, aber wir möchten gerne unsere musikalischen Einflüsse, die wir mittlerweile gemeinsam haben, auch in dieser Musik verwirklichen. Wir wollen uns selbst verwirklichen, denn Musik ist ein „Produkt“, was von Herzen kommt. Wenn dieses Produkt nicht von herzen käme, wäre es ein schlechtes Produkt! Wir lesen einiges online und uns ist schon klar, dass es Leute gibt, die wieder Turis Fratyr oder Sagas möchten, aber uns ist auch klar, dass wir das als Band 2023 so nicht mehr umsetzen könnten. Wir denken auch, immerhin führen wir diese Gespräche auch intern, dass es nicht das Richtige wäre zu unseren Wurzeln zurückzukehren. EQUILIBRIUM hat seine Kernidentität mit den orchestralen Elementen, mit diesen Flöten, mit den ganzen Sachen, die EQUILIBRIUM und den Sound einzigartig gemacht haben, nie verloren! Natürlich ist der Gesang jetzt anders, die Gitarren sind heavier und man kann auch sagen, dass da ein Metalcore-Einfluss ist, aber genau das ist das, wo wir mit Herzblut dahinter stehen. Eine Band muss immer mit Herzblut hinter der eigenen Musik stehen!
SV: Was würdest du all jenen sagen, die euch jetzt nach Sängerwechsel und vielleicht auch nach dem letzten Album abgeschrieben haben? Die sagen, dass EQUILIBRIUM jetzt endgültig tot ist?
Dom: Dann finden wir das natürlich sehr traurig, aber ich kann da nur Bezug auf meine vorherige Aussage nehmen: Wir als Band, und das gilt aus unserer Sicht eigentlich für alle Künstler, müssen hinter unserer Kunst stehen. Mit der Euphorie und der Ambition hoffen wir sehr, dass wir den Leuten irgendwann wieder gefallen, auch jenen, denen die früheren Alben besser gefallen haben und die uns jetzt abgeschrieben haben. So schade es auch ist, aber eine Band entwickelt sich eben auch weiter.
SV: Das stimmt! Du hast auch gerade angesprochen, dass ihr an einem neuen Album arbeitet. Inwieweit wird sich dieses Material von Renegades unterscheiden?
Dom: Es wird sich dahingehend unterscheiden, dass wir etwas mehr Folk-Einflüsse aufleben lassen. Zudem wird es einige Kernelemente, also tiefer gestimmte Gitarren oder das heftigere Schlagzeug, weiter geben wird. Wir versuchen die Kernidentität von EQUILIBRIUM mit unserer neuen Identität zu vereinen.

SV: Wann werden die Fans mit dem neuen Album rechnen können?
Dom: Wir versuchen das Album nächstes Jahr zu veröffentlichen. Da bin ich recht zuversichtlich. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck sowohl am Album als auch an neuen Songs. 2024 ist ein realistisches Jahr für den Release. Wir werden auch nochmal ordentlich Gas geben, was Musikvideos und wir haben auch live viel vor. Heute haben wir ja beispielsweise auch mit Taiko Trommeln gespielt. Das wollen wir stetig perfektionieren und ausbauen.
SV: Also bleiben die Taiko Trommeln erhalten und waren nicht nur ein Element eures heutigen Auftritts?
Dom: Auf Shows, die das zulassen, ja!
SV: Die sind ja auch nicht sehr handlich…
Dom: Wir brauchen auch wirklich den Platz, wenn wir sie einsetzen wollen, denn die haben einen eigenen Riser und bei Clubshows wird das sicherlich nicht möglich sein. Wir haben gestern schon spaßeshalber darüber gesprochen, dass es cool wäre noch mehr von diesen Drums aufzubauen. Es wäre geil, irgendwann mit Streichern auf Tour zu gehen und eine Blechblassektion mitzunehmen. Das sind aber Ziele, an denen wir arbeiten und die erfordern, dass sich alles so entwickelt, wie wir uns das vorstellen.
SV: Das ist tatsächlich ein guter Ansatzpunkt für meine nächste Frage! Wo siehst du die Band in fünf bis zehn Jahren?
Dom: Es ist meine Überzeugung, dass die Band in fünf bis zehn Jahren auf einem ganz anderen, professionellen Level ist. Ich will damit nicht sagen, dass wir nicht professionell waren oder sind, aber ich denke, dass wir die Band viel weiter voran treiben können. Die Band wird auch in anderen Märkten, bzw. anderen Kontinenten, wie etwa Amerika oder Australien, stärker vertreten sein. Wir arbeiten mit viel Elan daran auch in diesen Märkten Fuß zu fassen. Da steht einiges im Raum, was ich noch nicht verraten darf und es ist ein enorm wichtiges Ziel. EQUILIBRIUM war bis dato eine sehr europäische Band, auch wenn wir Tourneen in Russland oder Asien hatten. Wir das Ganze also definitiv ausweiten.

SV: Wenn du dir für EQUILIBRIUM eine Sache wünschen könntest, welche wäre es?
Dom: Dass wir all die Ziele, die wir uns mit der aktuellen Besetzung gesetzt haben, verwirklichen können und dass wir wirklich auch langfristig weiterhin so viel Spaß an der Musik haben, wie wir es gerade haben. Für uns persönlich, und das hast du schon gefragt, ist das ein Aufbruch, zumindest empfinden wir das jetzt so. Es steckt unheimlich viel Euphorie in uns und die wollen wir uns aufrecht erhalten. Ich bin mir auch sicher, dass wir das schaffen können!
SV: Was ist etwas, was du in einem Interview schon immer einmal sagen oder anbringen wolltest, hattest aber noch nie die Gelegenheit dazu?
Dom: Mhm… gute Frage…
SV: Ich hatte beispielsweise mal eine Band, die sich über die schlechte Bierqualität in manchen Ländern beschwert haben. Aber du kannst mir natürlich alles Mögliche erzählen!
Dom: Was für eine Live-Band, egal welcher Größe, immer etwas problematisch ist, sind Festivals, die den Sicherheitsaspekt völlig ignorieren. Ich will da keine speziellen Namen nennen, aber wir hatten schon Bühnen mit zusammengelöteten Kabeln auf der Bühne, mit in die Luft fliegenden Verstärkern und all solche Sachen… So etwas ist lebensgefährlich für die Künstler und es macht auch keinen Spaß mehr! Das ist also etwas, was sich manche zu Herzen nehmen können: Für manche Festivals werden Bands eingeflogen, die unheimlich viel Geld kosten, aber die Band hat zum Zeitpunkt des Auftritts keine Lust mehr zu spielen, weil man Angst haben muss, dass irgendwas passiert oder dass man am nächsten Tag mit kaputtem Equipment nach Hause fliegt. Sowas muss definitiv verbessert werden! Ob das finanziell für manche möglich ist, weiß ich natürlich nicht. Es ist mir aber ein sehr wichtiges Anliegen, denn ich habe selbst in der Vergangenheit auch Tourneen veranstaltet, viele Konzerte gespielt und auch Tourmanagement für EQUILIBRIUM gemacht. Wenn solche Situationen auftreten, dann geht die Sicherheit aller Beteiligten, inklusive der Fans, immer vor. Aus diesem Grund muss so etwas Priorität haben!
SV: Death Metal muss man ja auch nicht wörtlich nehmen! Zum Abschluss vielleicht noch diese Frage: Wenn du eine Message an eure Fans senden könntest, welche wäre es?
Dom: Wir hoffen natürlich sehr, dass euch unser neuer Song Shelter gefällt, dass ihr auch die Entwicklung, die EQUILIBRIUM durchlebt (hat), auch genau so euphorisch und mit Freude mittragen könnt. Wir hoffen zudem, in Zukunft wieder ganz viele tolle Abende bzw. Auftritte mit euch erleben zu dürfen, denn das ist das, was uns wirklich antreibt!
Ein sehr passendes Schlusswort, findet ihr nicht auch? Es bleibt also spannend im Hause EQUILIBRIUM und es wird interessant den weiteren Werdegang dieser Band weiterzuverfolgen! Wo wir aber gerade auch beim Thema „weiterverfolgen“ sind: Dieses Interview war der Auftakt zu einer ganzen Reihe an spannenden Interviews mit unheimlich talentierten Menschen. Haltet also die Augen offen, was da noch kommt! Morgen geht es direkt weiter…


1 Kommentar zu „Die Euphorie des Aufbruchs – EQUILIBRIUM im Interview“