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Vergesst nicht, euch die Tagesberichte zum Rockharz 2024 anzuschauen: Tag 1, Tag 2, Tag 3 und Tag 4.
Unbequem zu sein ist in der Musik immer eine gute Sache. Die Metal-Community entwickelt sich nur weiter, wenn es Bands gibt, die sich trauen die Genregrenzen nicht nur auszutesten, sondern sie auch bewusst zu überschreiten. Eine solche Band sind LEAGUE OF DISTORTION! Die Gruppe um Sängerin Ace sind angetreten, um auf sympathische Weise neue, disruptive Vibes zu verbreiten. Logisch, dass ich da ein paar Fragen habe! Lest also, was sie inspiriert, was es mit ihrer Headliner-Tour auf sich hat und auf welchem Festival Gitarrist Arro gerne mal spielen würde!
Danke auch wieder an lightinmirror.de für die tollen Bilder!

Shieldmaiden’s Voice: Wenn eure Band einen Werbeslogan hätte, welcher wäre es?
Ace: JOIN THE LEAGUE!
SV: Wie würdet ihr einer Person, die noch nie Metal gehört hat, eure Musik erklären?
Ace: Es ist vor allem sehr empowering… Ich würde unsere Musik zuerst auch gar nicht mit „Metal“ erklären, weil es für mich ein viel größeres Universum ist.
Aeon: Wir bedienen uns bei so vielen Subgenres, sodass es schwer ist, uns in eine Schublade zu packen. Wir haben Elektro-Anleihen, klassische Rock- und Metal-Elemente, Nu Metal, Metalcore und dadurch, dass wir klaren Gesang haben, wird es noch schwerer das Ganze einzuordnen. Es ist ein bunter Blumenstrauß!
Ace: Wir haben eingängige Elemente, Pop-artige Melodien, aber damit hätten wir jemandem, der kein Metal hört, das nicht unbedingt schmackhaft gemacht…
Ax: Wir haben eher gesagt, was es nicht ist…
Aeon: Wir sind Metal für die, die kein Metal hören!
SV: Man kann ja auch negativ definieren! Indem man das ausschließt, was es nicht ist, bleibt zwangsläufig eben das, was es ist! Aber bleiben wir doch noch ein bisschen bei der Musik: Was inspiriert euch da am Meisten?
Ax: Es sind auf jeden Fall gesellschaftliche Themen.
Aeon: Und da vor allem die Missstände!
Ace: Uns inspiriert auch sehr das, was uns belastet. Egal, ob das in der Gesellschaft, im Freundeskreis oder bei einem persönlich ist. Dort finden wir viele Themen, die wir nehmen und verarbeiten, um sie bestärkend musikalisch umzusetzen. Wir geben alles, um die daraus entstehende Kraft weiterzugeben. Wir sind auch sehr oft unzufrieden und wir wollen anderen die Kraft geben, weiterzumachen, so wie wir es tun!
Ax: Es ist auch eine Fusion aus dem, was wir gerne hören, denn wir vier haben einen sehr breiten Musikgeschmack. Dadurch kommen viele unterschiedliche Inspirationen zusammen.
SV: Ich finde es interessant, dass ihr sagt, dass ihr Missstände aufnehmen und verarbeiten wollt und auf der anderen Seite fanden viele euer Debütalbum sehr gut. Wie geht das für euch zusammen? Habt ihr das Gefühl, dass ihr da eure Nische gefunden habt?
Aeon: Ich fand es sehr interessant! Alle Reviews, die wir gelesen haben, hatten die Gemeinsamkeit, dass es alle schwer fanden, uns in eine Genrekategorie einzuordnen. Viele sind etwas ratlos zurückgeblieben, auch wenn ihr Grundgefühl positiv war. Ihnen hatte die Platte gefallen, aber sie wussten nicht, welches Label sie uns verpassen sollten. Es war für uns ein gutes Feedback, dass die Platte so gut ankommt, man aber gemerkt hat, dass eben kein 08/15-Metal-Album ist.
Ax: Man kann es ja auch so interpretieren, dass wenn die Leute unsere Musik hören, entweder die bestärkende Komponente überwiegt und sich die Leute in ihren Gefühlen wahrgenommen fühlen, oder dass sie eben merken, dass sie in diesen Krisen nicht alleine sind und dass jemand endlich mal diese Themen anspricht.
Ace: Diese Themen werden bei uns ja mit Stärke thematisiert, anstatt auf dieses „Es ist ja eh alles scheiße, was soll ich machen“? auszuweichen. Natürlich sind viele Dinge scheiße, aber gerade in unserer Community können wir uns gegenseitig so bestärken und das ist uns sehr wichtig! Musikalisch konnten wir auf der ersten Platte ja machen, was wir wollten und es ist umso schöner, dass es auch allen anderen so gefallen hat!
Aeon: Ein Art Feedback, das mir sehr gefallen hat, war, dass viele auch gemerkt haben, was Ace an Kraft in ihre Stimme legt. Man hört die ganze Wut und Verletzlichkeit total und das kam unterm Strich auch an!

SV: Ihr habt vorhin auch auf der Bühne gestanden und eine gute Bandbreite aus eurer Diskografie präsentiert. Welche Songs sind live eure persönlichen Favoriten?
Alle zusammen: SOLITARY CONFINEMENT!
Ace: Es ist bei diesem Song schon kurios… Auf der Platte hatte dieser Song nicht diese Energie, die er live entwickelt. Wir haben beim Spielen gemerkt, dass der Song einfach richtig Spaß macht! Es geht auch um Corona und dieses eingesperrt sein und das Feeling kommt sicherlich daher, dass man endlich wieder draußen ist und live auftreten kann!
SV: Das merkt man als Zuschauer auch, wenn ihr wirklich vertretet, wofür ihr einsteht! Das hat ja auch einen gewissen Ehrlichkeitsaspekt. Da stellt sich natürlich die Frage, wie es dann weitergeht. Habt ihr in Bezug auf ein neues Album schon konkrete Pläne? Könnt ihr vielleicht Spoilern ohne zu Spoilern?
Ace: Wir sind schon länger daran an neuen Songs zu arbeiten. Es ist ja auch eine Headline-Tour geplant, die Galvanize heißt.
Arro: Was? Man darf nicht sagen, dass im Herbst eine neue Platte kommt?
SV: Gut, dann machen wir vielleicht lieber den Schwenk zur Tour im Herbst! Es ist ja eure erste Headline-Tour! Worauf freut ihr euch dabei am Meisten?
Arro: Auf jeden Fall darauf, Zeit zu haben und lang zu spielen! Sonst ist man immer gefangen bei 45min, wenn es gut läuft. Die Gelegenheit zu haben, einmal bis zum Äußersten zu spielen, ist einfach etwas besonderes und darauf freuen wir uns enorm! Oft hat man auch nach 60min immer noch Reserven übrig und bei der Headlinershow kann man alles geben. Das ist einfach eine andere Energie. Die Leute sind nur wegen uns da und das ist einfach toll.
Ace: Allein schon, dass man Zeit hat, um sein Headline-Set zusammenzustellen und sich nicht auf eine vorgegebene Zeit limitieren muss. Für mich wird es auch spannend zu sehen, wer unsere Community genau ist! Wer kommt zu unseren Konzerten? Wen sehen wir vielleicht wieder? Denn das gibt es ja. Wir sehen manche Leute regelmäßig, die kennen wir. Wenn wir irgendwo auf einem Festival oder als Support spielen, dann sind da ganz viele Menschen und man kann nie so richtig wissen, wer genau jetzt unseretwegen da ist. Das wird bei der Tour dann natürlich anders.
Aeon: Man transportiert ja nicht nur Musik, sondern auch so vieles mehr. Diese Tour ist unsere Tour und wir bestimmen alles. Das ist komplett unser Ding und darauf freue ich mich sehr!

SV: Lasst uns mal in die Zukunft und über die Headline-Tour hinaus schauen! Was ist etwas, woran sich die Leute bei euch irgendwann mal erinnern sollen?
Ace: Das Feeling! Das Community-Feeling, das Empowerment-Feeling, also irgendwie dieses große Gefühl. Natürlich soll die Musik auch hängen bleiben, aber dieses übergreifende Gefühl ist mir sehr wichtig. „Join the League“ einfach!
SV: Ihr werdet ja sicherlich nicht das erste Mal interviewt. Was ist etwas, was ihr schon immer mal in einem Interview sagen wolltet, seid aber noch nie danach gefragt worden?
Arro: Ich hab D’ARTAGNAN vorhin getroffen und die fahren auf irgendein Festival, wo anscheinend so ein bisschen SM-Action ist und die Leute vor der Bühne miteinander schlafen. Und ganz ehrlich? Das finde ich richtig geil! Wie geil wäre es, auf der Bühne zu stehen und unten geht eine fette SM-Party ab!
Ace: Was hat das denn aber mit der Frage zu tun?
Arro: Ich bin halt noch nie gefragt worden, ob ich Bock hätte, auf einem SM-Festival zu spielen! Die Antwort ist: JA! Haben auch Sie ein SM-Festival, so buchen Sie uns!
[Für die, die es interessiert: Das Festival heißt Burning Pants Festival]
Ace: Du kannst ja darüber nachdenken, ob du das als Frage nicht in zukünftige Interviews einbauen solltest!
Ax: Habt ihr schonmal darüber nachgedacht, auf einem SM-Festival zu spielen? [wir lachen]
Aeon: Um mal zur Frage zurückzukommen, sind wir eigentlich immer danach gefragt worden, worauf es uns auch wirklich ankommt. Das hatten wir vorhin ja auch schon dargelegt. Also die Community, das Aufzeigen von Missständen und das konnten wir immer gut kundtun!
SV: Wir müssen aber leider auch schon zum Ende kommen… Wenn ihr also euren Fans noch eine Sache sagen könntet, welche wäre es?
Arro: Kommt zur Headline-Show!
Aeon: Das ist so wichtig für jede Band, die vor hat, etwas auf die Beine zu stellen! Es ist enorm wichtig, Karten im Vorverkauf zu kaufen, die Band von Anfang an zu unterstützen, denn das trägt das Ganze. Es ist ja auch eine Community und jeder Einzelne zählt!
Arro: Supported die Community, supported die kleinen Bands, die kleinen Clubshows, die es schwer haben. Es sind die kleinen Clubshows, an die man in 20 Jahren denkt, wenn die Band Headliner in Rio ist. Das ist der Ursprung dieser ganzen Kulturbewegung! Rauszugehen, die Kleinen zu unterstützen und sich eben nicht die Karte für Band XY im Stadion So-und-So zu kaufen, sondern für den gleichen Preis vielleicht fünf kleine Bands zu unterstützen, ist so unheimlich wichtig! In unserer Szene ist das so unglaublich wichtig. Unterstützt also die Szene als solche und es gibt so viele geile, aufstrebende Bands, die es verdient haben.
Ace: Das ist ja auch das Schöne, dass man sich auf dem Konzert dann sieht. Man muss nicht mal mit irgendjemandem auf das Konzert gehen, wenn man weiß, dass man dort eh coole Leute trifft. Wenn man das einmal gemerkt hat, dann geht man vielleicht auch auf zwei oder drei Konzerte!
Aeon: Die ganzen Festivals sind ja auch die Spitze dessen! Es muss so viel passieren, dass eine Band auch auf einem Festival, wie dem Rockharz, spielen darf. Man muss da vorher ja was aufbauen.
Arro: Wir wissen das sehr zu schätzen! Da hat man auch die Zeit, jedem Einzelnen mal ins Gesicht zu schauen und sich zu bedanken!
Tja, Leute, so schnell kann es gehen! Es fehlen nur noch vier Interviews und die nächsten Festivals werfen ihre Schatten voraus! Als nächstes Wenden wir unseren Blick über den großen Teich Richtung Kanada… Stay tuned!


1 Kommentar zu „Das A-Team – Ein Interview mit LEAGUE OF DISTORTION“