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Manche Reisen kommen doch recht unverhofft daher, so auch diese: Nach dem Rockharz, der Heimburger Metalnacht und dem Helmfest hatten wir eigentlich (planerisch) mit unserem Festivalsommer abgeschlossen. Aber wir sind ganz netterweise gefragt wurden, ob wir nicht auch zum Wolfszeit kommen wollen. Gut, wir sind keine Hobbits, aber wir mögen Wikinger und gute Musik, also fiel die Entscheidung sehr leicht. Zwar konnten wir aufgrund familiärer Verpflichtungen nur zwei der drei Festivaltage wahrnehmen (sehr zu unserem Bedauern), aber ihr könnt jetzt schonmal lesen, wie sich Tag 1 für uns gestaltet hat und warum die Herr Der Ringe Referenz nicht zu weit hergeholt ist!
Danke auch wieder an lightinmirror.de für die wundervollen Fotos!!!

Auf ins Auenland!
Ich glaube nicht an Zufälle, sondern bin vielmehr der Auffassung, dass alles genau so kommen soll und muss, wie es tatsächlich eintritt. Das Wolfszeit ist eigentlich ein gutes Beispiel dafür, zumindest für mich. Ich hatte das Festival schon allein wegen seiner interessanten Line-Ups längere Zeit auf dem Schirm, aber irgendwie hat es sich nie richtig angefühlt oder irgendwie ergeben. Wenn ich auf unsere Arbeit der letzten Jahre schaue, dann glaube ich, dass es auch gut so war. Wir mussten uns sowohl schreib- als auch bildtechnisch noch etwas weiter entwickeln. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir wirklich mit Selbstbewusstsein an unsere Tätigkeit herangehen und das hat uns beim Wolfszeit, das ja nun wirklich unbekanntes Terrain für uns war, enorm geholfen!
Das Festival fand in diesem Jahr zum wiederholten Male in der Nähe von Eisfeld im Feriendorf Auenland statt. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn nicht nur gibt es dort Unterkünfte, die aussehen, wie die Hobbit-Höhlen, sondern die Aussicht war einfach bombastisch und wirkte fast so als hätte Tolkien sie sich erdacht. Ich glaube, wir haben vorher noch nie einen so fantastischen Ort für ein Festival dieser Ausrichtung gesehen! Ich kam am Festival an und war ob des unvergleichlichen Ausblicks einfach sprachlos. Hinzu kam, dass das Wetter durchweg perfekt war! Es war als ob die Götter selbst auf uns herab lächelten!
Die Anreise war für mich mit etwa 2,5h Fahrt recht entspannt und der Weg zum Festival ist auch gut ausgebaut. Es gab auf den letzten Metern zwar einen kleinen Stau, der mit der Glaskontrolle zusammenhing, aber das war für mich voll ok. Länger als 10min hat man da auf keinen Fall gewartet! Glaskontrollen sind aufgrund des trockenen Wetters absolut richtig und wichtig. Für mich war es nur ein bisschen unverständlich, warum auch ich meine Gläser abgeben muss, wenn ich abends eh weiter in die gebuchte Unterkunft fahre und nicht vor Ort bleibe. Vielleicht kann man hier in Zukunft eine klarere Abgrenzung zwischen Camping und Tagesparkplätz vornehmen.

Mir ist zwar aufgefallen, dass die meisten Crew-Mitglieder ziemlich unter Strom zu stehen schienen, aber das hat niemanden davon abgehalten uns freundlich und zuvorkommend zu behandeln! Ich habe ja den Orientierungssinn einer toten Katze und immer wenn ich jemanden nach dem Weg gefragt habe, wurde ich ernst genommen und nicht mit einem dummen Spruch abgespeist!
Das Gelände selbst war, wenn man sich einen ersten Überblick verschafft hatte, gut begehbar, wenn auch stellenweise etwas kontraintuitiv aufgeteilt.Das Infield war eher länglich gestaltet und ich empfand den Standort der Bühne, gemessen an den örtlichen Begebenheiten, ideal gewählt. Perspektivisch wären vielleicht ein paar mehr Schattenplätze eine Idee, aber man hat hier wirklich schon viel gegeben, um schattige Plätze zu schaffen!
Besonders gut gefallen hat mir im speziellen, dass es bei den Cocktails von vornherein eine alkoholfreie Alternative gab!
Wo bleibt die Musik??
Wer jetzt sich die in der Zwischenüberschrift aufgeführte Frage gestellt hat, der sei nun nicht länger enttäuscht. Es soll ja hier eigentlich auch um die Musik gehen!
Das Wolfszeit fing für mich mit den letzten Resten von KANKAR an. Ich denke, ich habe da so die letzten zwei Songs mitbekommen und es war auch grundsolide! Das geht mal zwischendrin!
Mein eigentliches erstes Ziel des Tages waren aber die Leipziger von WOLFSTAVAR. Ganz am Anfang des Bestehens dieses Blogs habe ich ja eine Review zu deren (noch) aktuellem Album geschrieben und ganz ganz früher (so 2017/2018?) habe ich auch mal deren Proberaum unsicher gemacht. Nach ihrem letzten Auftritt beim WGT war ich schon sehr neugierig, wie sie sich in diesem Festivalkontext machen. Und ich muss sagen: Das hatte echt Hand und Fuß! Stimmlich holt Sänger Franz wirklich einigesaus den Songs heraus und haucht ihnen sehr viel frischen Wind ein. Ich hätte mir aber gewünscht, dass alle anderen Bandmitglieder Franz’ Energie auch aufnehmen und in der Musik ebenso aufgehen, wie er. Die Musik gibt mehr Bühnenengagement durchaus her und ich bin auch sehr gespannt, was man als nächstes von ihnen hören wird!

Das erste unbestrittene Highlight für uns waren dann die Österreicher von GROZA. Wir hatten sie ja im letzten Jahr im Vorprogramm von HARAKIRI FOR THE SKY gesehen und seitdem habe ich ihre Live-Termine immer beobachtet, um sie alsbald wieder live sehen zu können. Gut, es hat jetzt letztlich ein Jahr gedauert, aber egal! Der Auftritt war, wie ich es mir vorgestellt habe: Emotional, komplett geradeheraus und einfach unglaublich gut! Es ist eine herausragende Mischung von allem, was den Post Black Metal gerade für mich so interessant macht. Ich würde schon sagen, dass GROZA in einem Club-Setting besser zur Geltung als auf einem Festival im Tageslicht, aber wenn man sich auf die Musik einlässt, schafft es die Gruppe um Sänger P.G. einen zu neuen Tiefen zu führen und eine Welt zu erschließen, von der man wahrscheinlich nicht wusste, dass sie in einem schlummert! GROZA schaffen eine Atmosphäre, in der man sich komplett fallen lassen und der Musik hingeben kann und schon allein deswegen gehören sie für mich zu einer der besten Bands dieses Festivals!

Manchmal jagt ein Highlight aber auch das nächste und im Fall des Wolfszeit war es das Akustik-Set von VARG gefolgt von einem Eröffnungsblót.
Das Akustik-Set als solches war einfach rundum magisch. Es ist etwas ganz besonderes, wenn man Titel wie etwa Ewige Wacht oder Morgenrot einmal in ganz anderem musikalischen Gewand erlebt. Auf einer kleineren Stage, die kurzerhand vor der eigentlichen Bühne aufgebaut wurde, waren die Wölfe um Sänger Freki und Sängerin Fylgja vollends von Fans umringt, die teils sitzend den Klängen genauestens folgten. Während der Rest der Band, zusätzlich unterstützt durch den ehemaligen Gitarristen Garm, hingebungsvoll die einzelnen Melodien zum besten gab, sank auch schon die Sonne in das Tal, und verlieh dem ganzen eine durchweg magische Stimmung, die mich enorm berührt hat. Auch wenn ich mir wünschte, VARG würden diese Art von Konzert öfter geben, so finde ich es doch eine wundervolle Geste, dass dieser Auftritt etwas exklusives für das Wolfszeit ist!
Die Akustik-Session ging sodann in das Eröffnungsopfer über, das mit dem Entzünden einer Rune begonnen wurde. Es war eine wundervolle Idee allen BesucherInnen ein Holzplättchen zu geben, das sie mit ihren Wünschen versehen und dem Feuer opfern konnten. So kam, zumindest für mich, ein tiefes Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Gemeinschaft auf, was ich so bei bisher keinem Festival erleben konnte. Es ist insgesamt etwas schwer für mich diese Stimmung vollends in Worte zu fassen. Es war sehr spirituell und magisch, aber dabei sehr nahbar und real! Das muss man einfach selbst erlebt haben!

Auf der großen Bühne ging es nach abgeschlossenem Ritual auch mehr oder weniger spirituell mit ARKONA weiter. Zu meiner großen Freude hatten die Russen um Frontfrau Mascha ihr entsprechendes Visum erhalten und konnten ihren Slot mit furioser Kraft ausfüllen. Für mich war es das erste Mal, dass ich ARKONA live gesehen habe und auch wenn ich kein Wort russisch spreche, hat der Auftritt aber enorm viel Spaß gemacht! Das Publikum war mit vollem Einsatz dabei und vor allem bei Goi, Rode, Goi! gab es absolut kein halten mehr. ARKONA vermitteln einfach eine slawische Metal Action, die ihresgleichen sucht und mit genau dieser Kraft haben sie die nachfolgenden Bands fast komplett an die Wand gespielt!
Das soll natürlich nicht heißen, dass die nachfolgenden UNLEASHED irgendwie schlecht waren! Ganz im Gegenteil! Es war aber einfach anders! UNLEASHED haben sich über die Zeit ihres Bestehens mehr als zu Recht ihren Platz in der Szene erarbeitet und sie haben genau geliefert, was man von ihnen kennt: kompromisslosen Death Metal! Stimmungsmäßig war hier aber ein bisschen weniger los, zumindest für mein Empfinden.
Unser persönlicher Abschluss des Tages waren dann NYTT LAND. Die aus Sibirien stammende Band warteten mit Musik auf, die zu klassifizieren mir ungemein schwer fällt… Es war ein Konzert, das sich in seiner Machart komplett an folkloristischen, eher nordischen Elementen orientierte und das uns mit sehr vielen verschiedenen Eindrücken zurückließ. Falls hier jemand schonmal im Landesmuseum in Halle war, der wird wissen, dass es dort die Rekonstruktion einen Grabes einer Schamanen gibt. Man hat zusätzlich eine Rekonstruktion ihres Make-Ups und ihres Schmucks vorgenommen und dieses Bild sieht exakt so aus, wie die Sängerin von NYTT LAND aussah. So obskur diese Referenz auch sein mag, so akkurat passt sie für mich auf diese Situation. Selten habe ich solche Töne aus einer Person kommen hören… Wer sich für Musik von HEILUNG oder WARDRUNA interessiert, für den könnten NYTT LAND auch genau das richtige sein!
Aufgrund der sehr späten Zeit, haben wir dann den Weg in das heidnische Dorf dann aber nicht mehr unternommen, sondern haben uns zu unseren Betten ziehen lassen. Zusammenfassend war der erste Tag auf dem Wolfszeit aber eine Erfahrung, die ich mir so nicht hätte vorstellen können! Ohne zu spoilern kann ich sagen, dass das mein inoffizielles Motto für dieses Festival geworden ist. Bleibt dran, wenn es bald mit dem zweiten Tag vom Wolfszeit 2024 weitergeht!


1 Kommentar zu „Reise ins Auenland – WOLFSZEIT 2024 Tag 1“