Das große Finale und neue Horizonte – Ein Interview mit ELVENKING

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Wie versprochen, bekommt ihr hier nun eines meiner liebsten Interviews jemals! Gitarrist und Songwriter Aydan hat sich am Rande seines stressigen Zeitplans beim Paganfest Zeit genommen, um ein paar Einblicke in das kommende Album Reader of the Runes – Luna zu geben und auch über die musikalischen Einflüsse und über Pläne für 2025 (und vielleicht auch darüber hinaus…?) zu sprechen. Wenn ihr euch jemals gefragt habt, warum ELVENKING so klingen, wie sie klingen, dann findet ihr die Antwort hier!

Vielen Dank an lightinmirror.de für die geniale Fotoaction!

Shieldmaiden’s Voice: Wenn ELVENKING einen Werbeslogan hätte, wie würde er lauten?

Aydan: Oh, ok, wir fangen mit einer schwierigen Frage an! Unser Ziel ist es, Musik zu machen, die Teil des Lebens eines jeden ist und ein Mittel, um der Realität des Alltags zu entkommen. Deshalb arbeiten wir viel mit einer Fantasiewelt, und ich glaube, ein guter Slogan würde sich um dieses Konzept drehen. Einer unserer Slogans ist „May the wind blow fair at your back“ (Möge der Wind günstig in deinem Rücken wehen), was etwas ist, das den Wind als etwas darstellt, das dich von allem anderen wegtragen kann. Und genau darum geht es in unserer Musik!

SV: Apropos Musik: Ich denke, euer Sound ist ziemlich melodisch mit deutlichen Einflüssen aus verschiedenen Genres wie Black Metal (vor allem aus den 90ern), Folk Metal, Pagan Metal und allem, was dazu gehört. Wie sortiert ihr all diese Einflüsse aus, damit es nicht zu viel wird?

Aydan: Zunächst einmal bin ich sehr froh, dass du all diese Einflüsse erkennen kannst, das kann normalerweise nicht jeder. Wir haben uns 1997 gegründet und all diese Einflüsse zu haben, macht uns ein bisschen seltsam. Es gibt einige Spuren aus dem Power Metal der 90er Jahre, aber es gibt auch eine Menge aus der extremen Szene, wie der Göteborger Szene und dem Black Metal. Wir haben von Anfang an versucht, es organisch klingen zu lassen, anstatt die Einflüsse einfach zusammenzuflicken. Es war unser Ziel, einzigartig zu klingen. Ich verwende das Wort „originell“ nicht, weil ich glaube, dass es in der Musik keine wirkliche Originalität gibt. Wenn man sich einen Song anhört, sollte man erkennen können, dass es ein ELVENKING-Song ist. Natürlich ist alles auch unter der Überschrift unserer Folk-Einflüsse konstruiert worden. Das ist etwas, was wir wirklich machen wollen. Wir kommen aus Italien, und meistens denken die Leute bei Italien an Strände und Sonne, aber wir kommen aus dem Norden, aus den Bergen, wo es eine Menge Folklore gibt, viele Geschichten. Unsere Großeltern haben uns immer viele Geschichten aus den Bergen erzählt, und ich glaube, dass alle diese folkloristischen Geschichten einen dunklen Aspekt haben. Normalerweise gibt es sehr böse Charaktere, und sie enden oft auf eine schlechte Art und Weise. Unsere Idee war es, diesen Schmelztiegel aus dunklen, folkloristischen Geschichten mit all diesen Einflüssen zu schaffen. 

SV: Hattet ihr vielleicht einen dieser Mythen oder Geschichten, die ihr in euer kommendes Album Reader of the Runes – Luna eingebaut habt?

Aydan: Wie man bereits weiß, ist die Reader of the Runes-Saga eine Trilogie mit einer Geschichte, die wir erfunden haben. Diese Art von folkloristischer Geschichte über mehrere Teile zu erzählen, ist etwas, das wir schon seit Jahren machen wollten. Wir wollten zuerst eine starke Geschichte und ein Konzept haben, an das wir glauben. Als Damna und ich die Geschichte hatten, war klar, dass wir sie nicht in ein einziges Album packen konnten. Wir beschlossen, sie in drei Teile aufzuteilen, wie in Büchern oder Filmen. Die Reader of the Runes Geschichte, deren letzter Teil bald enthüllt wird, hat starke Einflüsse von den folkloristischen Aspekten, über die wir gesprochen haben, aber wir haben keinen spezifischen Mythos in sie eingebaut.

SV: Wenn wir uns die anderen Teile der Saga ansehen, ist Divination eher heiter, während Rapture düsterer und unheimlicher ist. Wie wird sich Luna in diese Trilogie einfügen?

Aydan: Du hast absolut Recht und die Alben sind so unterschiedlich, weil sie dieser Geschichte folgen. Es ist nicht wie ein normales Album, in das man all die verschiedenen Songs einbauen kann, die man vielleicht geschrieben hat, sondern man muss der Geschichte folgen. Im zweiten Kapitel, Rapture, gab es all die Gewalt und den Tod der Figuren, was es dunkler und düsterer machte. Das letzte Kapitel, Luna, ist unbeschwerter, melodischer und trotzdem sehr, sehr episch, weil es der Abschluss der Geschichte ist. 

SV: Es ist also wirklich das große Finale?

Aydan: Genau!

SV: Wenn ihr eure Diskographie als Ganzes betrachtet, was unterscheidet Luna von den Alben, die ihr vorher gemacht habt?

Aydan: Ich würde nicht wirklich sagen, dass es sich unterscheidet, denn während unserer Jahre als Band hatten wir Phasen, in denen wir ein wenig vom Weg abgekommen sind. Alben wie The Scythe oder Red Silent Tides, bei denen wir irgendwie unsere musikalische Identität verloren und versucht haben, andere Sachen zu machen. The Scythe war sehr heavy und Red Silent Tides war fast schon Hard Rock. Ab The Pagan Manifesto haben wir beschlossen, unserem Sound, unserem Konzept und unserer Vorstellung von der Band treu zu bleiben. Wir werden nicht mehr von dieser Schiene abweichen, aber Luna wird ein sehr schnelles Album mit viel Doublebass und gleichzeitig sehr melodisch sein. 

SV: Was ist etwas, worauf sich die Fans bei Luna am meisten freuen können?

Aydan: Der letzte Song des Albums, der Reader of the Runes – Book II heißt, ist das große Finale der Geschichte und ist elf Minuten lang! Es wird ein langer, finaler Track des Albums sein und ich würde sagen, das ist ziemlich aufregend, zumindest für diejenigen, die ELVENKING verfolgen. Auf einem anderen Song haben wir den Sänger von FINNTROLL als Gastsänger und der Song hat den Titel Stormcarrier und das könnte ein weiteres Highlight für diejenigen sein, die unsere Musik mögen.

SV: Apropos Fans: Wir treffen uns auf dem Paganfest, was eine weitere besondere Erfahrung ist. Wie hat sich diese Festival-Tour für euch gestaltet?

Aydan: Es ist ein bisschen seltsam, weil es mehr wie ein Festival mit fünf Bands pro Abend ist, was viel ist, und wir sind der Opener, was für uns nicht ungewöhnlich ist. Nichtsdestotrotz ist es sehr aufregend, weil wir es mögen, in die Pagan-Szene einbezogen zu werden. Auch wenn unsere Musik ganz anders ist als die von Bands wie ENSIFERUM, fühlen wir uns dennoch als Teil genau dieser Szene. Es ist also wirklich toll, hier zu sein!

SV: Das Paganfest hat es schon seit einigen Jahren nicht mehr gegeben und dies ist seine große Rückkehr. Was ist das für ein Gefühl, Teil dieses epischen Revivals zu sein?

Aydan: Ich glaube, es hat seit acht oder neun Jahren nicht mehr stattgefunden, und die Idee des Veranstalters war es, es auf höchstem Niveau mit den besten Bands wieder aufleben zu lassen, also ist es wirklich eine Ehre, ein Teil dieses Pakets zu sein!

SV: Ich war so aufgeregt, als ich die Ankündigung sah! Ich dachte: „Omg, ja, endlich können wir hingehen!“ (wir lachen)

Aydan: So wie ich es verstanden habe, ging es mit der Szene in den letzten Jahren etwas bergab und das Paganfest wurde deswegen eingestellt und nun war die Idee, es mit dem Besten, was die Szene zu bieten hat, zurückzubringen. Wir machen eine Menge großartiger Shows, fast alle sind ausverkauft und insgesamt ist es einfach ein tolles Gefühl.

SV: Es ist auch eine sehr lange Tournee mit einer wahnsinnigen Anzahl von Auftritten. Wie froh wirst du sein, wieder zu Hause zu sein?

Aydan: Das ist das, was ich im Moment am meisten brauche [er lacht]. Wenn man am 21. Tag ankommt, weiß man, dass man sich dem Ende nähert, aber man ist noch nicht ganz am Ziel, und das ist der schwierigste Teil. Man ist fast fertig, aber noch nicht nah genug dran, um nach Hause zu gehen.

SV: Abgesehen von der Veröffentlichung von Luna im April, was habt ihr geplant oder worauf freut ihr euch im Jahr 2025?

Aydan: Diese Tour ist das Wichtigste für 2025, weil wir keine Band sind, die viel touren kann, d.h. zwei oder drei Mal im Jahr. Danach werden wir uns aber auf jeden Fall darauf konzentrieren, Luna auf die Bühne zu bringen. Wir haben Throes of Atonement und Luna, unsere neuesten Singles auf dieser Tour gespielt, aber wir werden das ganze Album bringen, sobald es veröffentlicht ist. Wir werden nach Japan gehen und es wird eine Menge Dinge im Jahr 2026 geben!

SV: Also müssen die europäischen Fans geduldig sein und auf 2026 warten?

Aydan: Möglicherweise! Ich bin mir da nicht so sicher, aber vielleicht!

SV: Was wünscht ihr euch darüber hinaus für ELVENKING in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Aydan: Auch wenn wir eine Band sind, die es schon seit über 20 Jahren gibt, sind die besten Dinge erst in den letzten vier oder fünf Jahren passiert. Die Dinge haben sich in dieser Zeit für uns sehr entwickelt. Es ist ein bisschen seltsam, aber wir haben vor, nach diesem langen Prozess ein „normales“ Album zu machen und wieder Musik in Freiheit zu schreiben, ohne an Geschichten und Figuren gebunden zu sein. Wenn man das nicht hat, ist man freier, besonders wenn die Charaktere und Geschichten, mit denen man arbeitet, aus dem Jahr 2018 stammen. Wir sind endlich frei davon! (er lacht) Der Punkt ist, dass wir gerne neue Musik schreiben und der künstlerische Teil der Band sehr wichtig ist. Wir sind nicht hier draußen, um zu spielen, weil wir Geld brauchen, wir wollen Kunst machen, neue Songs, neue Alben, auch wenn das heutzutage nicht mehr viel Sinn macht, weil man nicht mehr so viele Alben sieht. Das ist ein Teil des Lebens und wir ziehen es vor, neue Kunst zu schaffen.

SV: Was ist ein persönlicher Ratschlag, den du mit deinen Fans und vielleicht auch mit der Welt teilen möchtest?

Aydan: Seid nett zueinander! Ich glaube, dass die Musik einen großen Teil meines Lebens ausmacht, und vielleicht sogar des Lebens eines jeden. Als ich ein Kind war, war sie das Wichtigste, weil sie einen heilenden Aspekt hat. Wenn ich mich niedergeschlagen, wütend oder gestresst fühlte, war die Musik der beste Schutz für meine Gedanken. Es ist wirklich schade, dass wir das heutzutage verlieren, wie wir es gerade tun. Ich fände es schön, wenn die Musikfans immer noch in der Lage wären, sie so zu genießen, wie wir es in den 90er Jahren getan haben: die Alben kaufen, sie ganz durchhören und eine Stunde lang in verschiedene Welten eintauchen. Sie hat die Kraft, dich von deinen Alltagsproblemen wegzuholen und dir einen heilenden Schutzraum zu geben. Ich würde es begrüßen, wenn die Musik so weiterleben könnte.

Und denkt daran, Kinder: Wir unterstützen unsere Lieblingsbands! Wenn ihr Reader of the Runes – Luna noch nicht vorbestellt habt, solltet ihr das unbedingt tun! ELVENKING haben sogar einen sehr schönen neuen Online Shop, den ihr hier findet.

Wir werden hier in den nächsten Tagen mit allem fortfahren, was auf dem Black Metal Howling passiert ist, also bleibt dran!