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Hat hier jemand „Double Trouble“ gesagt? Nein? Oh… naja.. EGAL! Den Trouble gibts trotzdem, denn es geht hier und heute weiter mit dem zweiten Teil des Berichts zum Black Metal Howling vom 08.02. im Hellraiser Leipzig. Wie ihr ja wisst, sind alle guten Dinge drei, weswegen es nun hier die restlichen drei Bands NAXEN, GROZA und NARGAROTH für euch gibt. Im Nachhinein betrachtet, könnte diese Mischung nicht unterschiedlicher sein und das obwohl alle drei Black Metal spielen… Da kann man mal wieder sehen, dass man die Dinge nicht immer über einen Kamm scheren sollte. Aber nun genug der Vorrede und ab zum Konzertbericht!
Zunächst aber nochmals Danke an Philipp Seiler für die Einladung und die Organisation und auch an lightinmirror.de für den fotografischen Einsatz!

NAXEN
In der Vorbereitung auf den Tag bzw. den Abend habe ich natürlich auch kurz in NAXEN reingehört und fand es zwar gut, aber da habe ich jetzt keine großen Überraschungen erwartet. Es ist eben klassischer Black Metal, was soll da also kommen? Oh mann, was habe ich mich da geirrt! Es war einfach die perfekte Mischung aus brutal und eingängig und es hat mich schier weggefegt!
Es ist so unheimlich erfrischend, dass es Bands gibt, die in der Lage sind, den Wurzeln und der Quintessenz des Black Metals treu zu bleiben und dabei trotzdem den Sprung in das 21. Jahrhundert schaffen! Modernes Spielgefühl und klassischer Black Metal schließen sich nicht gegenseitig aus und NAXEN haben genau das bewiesen.
Es war einfach eine Freude, so viel Passion für so brutale Musik mitzuerleben und auch wenn ich ganz hinten stand, so hat mich das trotzdem so erreicht als hätte ich direkt vor der Bühne gestanden. Insofern waren NAXEN an dem Abend für mich eigentlich auch die Überraschung schlechthin, denn das hatte ich absolut nicht erwartet! Es war wie eine deutsche Version einer Mischung aus UADA und MGLA mit einem Hauch skandinavischem Black Metal a la DISSECTION. Insgesamt also eine absolut brutal-explosive Mischung! Gerne mehr davon!

GROZA
Wer ein ausgewogenes Black Metal Lineup will, der muss auch mal tief in die Post Black Metal Kiste greifen. Wenn man das macht, stehen die Chancen gut, dass man sich dabei GROZA herauszieht. Egal, wie oft ich diese Band live sehe, ich kann einfach nicht genug von ihrer einzigartigen Energie bekommen!
Das Set eröffneten sie mit Asbest, dem deutschsprachigen Song aus ihrem aktuellem Album Nadir, das an diesem Abend schwerpunktmäßig vertreten war. Da das Album für mich einer der Top Releases in 2024 war, kann ich mich darüber auch nur freuen!
Es mag sicherlich solche Menschen geben, die die Musik GROZAs als „intellektuellen Kapuzen-Black-Metal“ abtun, aber Black Metal als Genre hat sich ja eigentlich schon immer mit nihilistischen Themen befasst. Jetzt kommt halt nur hin und wieder eine melodischere Gitarre dazu und warum auch nicht? Schönheit kommt ja auch gerade aus diesen Kontrasten und nur weil wir uns hier in einer lebensverneinenden Stilrichtung befinden, heißt das ja nicht, dass alles nur böse klingen muss! Insofern waren GROZA genau die richtige Wahl für diesen Abend und ihre Popularität innerhalb des Genres war auch an diesem Abend offensichtlich.
Für mich sind Sets wie dieses immer auch ein Anlass ein bisschen meine eigene Gefühlswelt zu evaluieren und jeder GROZA-Auftritt hinterlässt den gleichen Tumult in mir. Auf der einen Seite sind da diese Gefühle von Trauer, Angst und Einsamkeit, aber andererseits wird mir durch jeden Takt, jeden Akkord, jede einzelne Note bewusst, dass ich mit eben jenen Gefühlen nicht alleine bin. Die immerwährende Suche nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit legt für wenigstens eine Stunde eine Pause ein und ich kann diese Zeit nutzen, um gestärkt, wenn auch emotional berührt, aus ihr herauszugehen. Und wenn das nicht enorm wertvoll ist, dann weiß ich auch nicht!

NARGAROTH
Black Metal ist aber nicht nur Nihilismus oder Emotionalität. Black Metal ist auch Krieg! (See what I did there…?) Egal, wie gut ein Abend ist oder wie viel Spaß es macht, irgendwann ist leider Schluss. Den Abschluss des Black Metal Howling bildete der Auftritt der sagenumwobenen NARGAROTH.
Ihre Auftritte sind, so weit ich das beurteilen kann, rar und so war auch wenig überraschend, dass der Hellraiser so voll war. Mit den Shows der vorangegangenen Bands war die Stimmung zudem stark angeheizt, sodass NARGAROTH wirklich auf dem Höhepunkt des Abends die Bühne einnehmen konnten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich da keine großen Erwartungen hatte, weil mir die Musik beim Hören einfach nicht gefallen hat und es mir auch ein bisschen zu „drüber“ war.
Letztlich war ich doch positiv überrascht, wie gut die Musik live funktioniert! Klar, Titel, wie Karmageddon und Black Metal ist Krieg muss man schon kennen, aber auch darüber hinaus war das Set wirklich spannend zu erleben. Wer sich so der Musik hingibt, der schafft eben eine elektrisierende, wenn auch brutale Atmosphäre, die irgendwie auch enorm hypnotisch war. Gerade die Gitarristen konnten durch gekonnte Soli überzeugen, die ich so nicht erwartet hatte!
Man muss sich natürlich immer auch überlegen, ob diese überspitzte Theatralik des 90er-Jahre Black Metals wirklich etwas für einen ist. Ich bin an dem Abend auch nicht als NARGAROTH-Fan nach Hause gegangen. Aber man muss doch klar sagen, dass die Show einfach gut war! Genau dieses überspitzte zur-Schau-tragen der eigenen „TRVENESS“ ist das, was Menschen nicht nur anzieht, sondern auch begeistert. Wenn das also genau euer Ding ist, dann macht ihr mit einem Ticket für eine NARGAROTH-Show absolut nichts falsch!
Und damit sind wir auch schon wieder am Ende angelangt. So anstrengend der Tag beim Black Metal Howling auch war, so froh bin ich doch, dass wir dort waren. Ich war vor allem auch begeistert von dem Umstand, dass wir mal ein eintägiges Festival zu einer doch speziellen Musikrichtung in unserer Nähe hatten. Man kann natürlich nicht immer jede Band kennen, geschweige denn mögen, aber ich bin mit neuen Impressionen und Impulsen für künftige Artikel gegangen. Wer weiß, welche der Bands von dieser Veranstaltung hier bald nochmal auftauchen wird? Ich hab mein Auge auf jeden Fall schon auf die ein oder andere geworfen! Darüber hinaus hat es auch einfach Spaß gemacht und das ist ja auch das Wichtigste! Ich hoffe daher auch inständig, dass es im nächsten Jahr eine Wiederholung geben wird. Vielleicht bis dahin!


1 Kommentar zu „Weiter in den Abgrund – BLACK METAL HOWLING (Teil 2)“