Black-Metal-Trauma-Therapie: HARAKIRI FOR THE SKY in Leipzig

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In diesem Jahr ist bei uns wirklich viel los… Neue Bands, neue Venues und für den Blog irgendwie auch eine neue musikalische Ausrichtung, die weg vom Power Metal und hin zu härteren Metal-Spielarten, und hier vor allem zum Black Metal, führt. Das Konzert, was wir am 07.04. in Leipzig besuchten, war da gewissermaßen ein guter Indikator für: Wir waren zum ersten Mal im UT Connewitz, haben mit HARAKIRI FOR THE SKY eine Black Metal Band gesehen und mit E-L-R und DÖDSRIT waren zwei Bands im Line-Up, die uns völlig neu waren. Es war ein Abend, der uns mit vielen Gedanken zurückgelassen hat und einen Teil von meinen könnt ihr jetzt unten lesen!

Vielen Dank auch wieder an lightinmirror.de für deine Foto-Power! Was wäre ich ohne dich??

Ein Special-Shout-Out auch an Chris, der das für uns vor Ort dann alles gedeichselt hat und an Patrick, ohne dessen Hilfe wir wohl trauriger nach Hause gefahren wären!

HARAKIRI FOR THE SKY @UT Connewitz; Pic by lightinmirror.de (c) 2025

E-L-R

Die SchweizerInnen von E-L-R waren mir im Vorfeld des Konzerts schon öfter mal auf Plakaten von ein paar Festivals begegnet, aber aus irgendeinem Grund hab ich das nie weiter verfolgt. Eigentlich sehr schade, denn es ist uns eigentlich auch daran gelegen, den wenigen Frauen, die es im Metal gibt, stets eine Bühne zu geben, weil wir wissen, wie es ist, wenn man als Frauen im Metal von Männern umringt ist…

Aber nun ist ja der Moment gekommen und wie krass war bitte diese Band?!?!?!? Das Trio, bestehend aus Gitarristin, Bassistin und einem Drummer betrat die Bühne sehr unzeremoniell und das seichte fade-in des ersten Songs Glancing Limbs umhüllte das Publikum so unverhofft, dass ich ganz erstaunt war, als wir schon mitten im Song waren. Leider war die Venue schon so sehr zugenebelt, dass man die Gruppe gar nicht richtig gesehen hat…

Allerdings passten die atmosphärischen Doom-Sounds perfekt zu dieser diesigen Stimmung und der seichte Gesang verlieh dem Ganzen eine sehr verwunschenen Anstrich. Der Doom-Rock dieser Band kommt ohne viele Schnörkel aus und ist in seiner Schlichtheit enorm elegant und eingängig, aber trotzdem kompromisslos. Beim Hören empfand ich den Gesang etwas zu leise abgemischt, aber das kann auch einfach an der Venue gelegen haben, das UT Connewitz hat sehr hohe Wände und da geht der Sound leicht verloren, und beim Hören im Nachhinein ist mir auch aufgefallen, dass viele Songs in der Aufnahme ähnlich klangen. 

Insgesamt haben sich E-L-R mit ihrem unwirklichen Sound direkt in mein Herz gespielt und es war sicherlich nicht das letzte Mal, dass ihr hier von ihnen gelesen habt!

E-L-R @UT Connewitz; Pic by lightinmirror.de (c) 2025

DÖDSRIT

Weiter im Programm ging es mit DÖDSRIT. Zum Zeitpunkt ihres Auftritts war das UT Connewitz schon so zugenebelt, dass ich die Band gar nicht mehr richtig gesehen habe… Da muss man sich doch fragen, ob das wirklich so sein muss…

Aber gut, ich muss ja nichts sehen, hören reicht ja auch (Also eigentlich nicht, aber ihr wisst, was ich meine!). Bei DÖDSRIT treffen Elemente aus Black Metal und Crust auf teils enorm eingängige Melodien, die von insgesamt drei Gitarren getragen werden. Man muss die Band vor allem für ihre gut auskomponierten Songs schätzen, denn jede Note und jeder Akkord sitzt exakt. Man verzichtet auf komplizierte Details, um die Songs schnell voran zu treiben.

Ich bin ehrlich, das war für mich keine Liebe auf den ersten Blick bzw. Ton. Es gab Songs, wie etwa Irjala oder Apathetic Tongues, die ich mir auch im Nachhinein nochmal angehört habe, weil ich sie so interessant fand. Insgesamt war es aber nicht wirklich mein Geschmack. 

Es ist mir aber wichtig zu betonen, dass das absolut nicht an der Band lag! Da war unheimlich viel Passion und Know-How auf der Bühne und man hat allen Bandmitgliedern angemerkt, dass sie wirklich Spaß bei dem Auftritt hatten. Wie immer, ist meine Meinung auch nicht absolut, sodass ich mich beim nächsten Mal auch gerne nochmal umstimmen lasse!

DÖDSRIT @UT Connewitz; Pic by lightinmirror.de (c) 2025

HARAKIRI FOR THE SKY

Dann war es endlich Zeit für den Grund, wegen dem ich seit Wochen aufgeregt war: HARAKIRI FOR THE SKY! Seit dem Release ihres aktuellen Albums Scorched Earth war ich voller nervöser Energie in der Vorfreude auf mein mittlerweile fünftes Konzert von ihnen. Ihre Musik ist für mich immer ein Safe Spot, in dem ich meine Emotionen verarbeiten kann und keine Angst haben muss, mich auch mal in meinen dunklen Gedanken zu verlieren. Es ist enorm heilend, wenn man die Gewissheit bekommt, dass man mit seinen Gefühlen nicht nur nicht alleine ist, sondern, dass sie auch jemand teilt.

Scorched Earth ist dazu ein weiterer Beitrag und ich gebe auch gern zu, dass es bisher mein liebstes Album der Österreicher ist und damit III:Trauma nach langer Zeit von seinem Top Spot verdrängt hat. Dementsprechend glücklich war ich mit dem fulminanten Auftakt des Sets, dem Song Keep Me Longing, den ich live sogar noch eindrucksvoller fand als auf CD. 

An dieser Stelle muss ich HARAKIRI FOR THE SKY bzw. ihrem Tonmann, David Pilz, mal wieder ein fettes Kompliment zum Sound machen! Da hat einfach mal wieder alles gepasst und das macht das Erlebnis nur umso schöner! (Wenn man bedenkt, dass die Venue sehr hohe Decken hat, dann war das auch absolut kein einfaches Unterfangen!)

Überbordende Emotionalität ist keiner meiner Charakterzüge, aber als sie With Autumn I’ll Surrender direkt als zweiten Song angestimmt haben, war es wirklich um mich geschehen. Ich liebe diesen Song so sehr! Er vertont für mich die Trauer um eine Zeit, die so unfassbar sorglos und unbeschwert war, in der man alle Möglichkeiten hatte. In einer Welt, in der wir ständig auf der Suche nach dem nächsten Kick und etwas generell Besserem sind, verlieren wir oftmals das Wertvolle direkt vor unserer Nase aus den Augen. Erst wenn es zu spät ist, merken wir, was wir in dem Moment hatten. Es ist diese Erkenntnis und der damit verbundene Verlust, der mich so überaus emotional macht. Diesen Song live zu hören und zu erleben, mit welcher Inbrunst die Worte And I keep on craving for summer, but for a summer many years ago den Mund von Sänger J.J. verlassen, war einfach unbeschreiblich. Hinzu kam, dass es bei diesem Songs fast konstant violettes Licht gab, was ein schöner Wink an das aktuelle Album-Cover war.

HARAKIRI FOR THE SKY @UT Connewitz; Pic by lightinmirror.de (c) 2025

Ich will ehrlich sein: Nach With Autumn I’ll Surrender konnte das Set für mich nicht mehr schlecht werden, wobei ich das bei HARAKIRI FOR THE SKY eh nicht erwartet hätte. Wie oben angerissen, liebe ich ja III:Trauma, sodass ich mich auch sehr über Funeral Dreams gefreut habe. Was ich wirklich gut fand, war, dass sich aus fast jedem Album etwas fand! So war Arson mit Fire, Walk with me und Maere mit Sing for the Damage We’ve Done vertreten. Im Kontext der mittlerweile extensiven Diskographie dieser Band empfand ich den Mix als sehr gut gewählt! Überrascht hat mich die Zugabe in Form von Lungs filled with Water schon ein bisschen, aber da es aus dem ersten Album mein Lieblingssong ist, will ich mich da gar nicht beschweren. Mein Eindruck war aber doch, dass einige im Publikum vielleicht erst in den letzten Jahren zu HARAKIRI FOR THE SKY gefunden haben und dementsprechend mit dem neuen Material mehr anfangen können. Es kam mir so vor, als wäre während der Songs von Scorched Earth mehr Reaktion im Publikum gewesen… 

Nichtsdestotrotz war es mal wieder ein herausragender Auftritt einer Band, deren Musik mir immer wieder einen Safe Space bietet. Es ist mir eine Freude ihren Weg zu beobachten. Wenn ich daran denke, dass das Publikum bei meinem Konzert von ihnen vergleichsweise verschwindend gering war, so ist es doch krass, dann hätte ich nicht gedacht, dass sich mal so viele ebenso für ihre Musik begeistern können. HARAKIRI FOR THE SKY treffen schlichtweg einen Nerv in Bezug auf das Leben mit und in der Katharsis, der zu Recht anzieht und begeistert. Das Konzert war eine willkommene Flucht aus dem Alltag und es hat mir mal wieder bewiesen, dass es sich immer lohnt, diese Band live zu sehen.

Ich bereue es absolut nicht, dass ich meinen Schlaf geopfert habe, um an einem Montag diese besondere Band zu sehen und ich denke, alle anderen Zuschauer des Abends werden ähnlich denken!

Wie ihr wisst, ist das aber natürlich noch nicht das Ende vom Lied. Es erwartet euch hier in Kürze noch ein Interview, was wir vor der Show machen konnten. Seid also gespannt auf mehr!

HARAKIRI FOR THE SKY @UT Connewitz; Pic by lightinmirror.de (c) 2025

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