Metal-Messe der besonderen Art – POWERWOLF in Leipzig

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In meinem Leben ist es oftmals so, dass die besten Dinge genau dann passieren, wenn ich die Möglichkeit ihres Ereigniseintritts eigentlich schon für unwahrscheinlich gehalten habe. Der vergangene Sonntag war ein herausragendes Beispiel für diesen Umstand. POWERWOLF gaben sich in Leipzig die Ehre, unterstützt von SERENITY und BEYOND THE BLACK. Im Vorfeld hatte ich natürlich versucht meinen Platz bei diesem Konzert zu sichern, leider ohne Erfolg. Aber getreu dem Motto „Erstens kommt es anders und zweitens Kartoffelsalat“ erreichte mich dann kurz vor 16:00 des Showtags dann doch noch die Bestätigung, dass ein Platz für mich auf der Gästeliste zur Verfügung steht – und das sogar mit einem Fotopass! 

Das Ergebnis dieses außergewöhnlichen Sonntagabends könnt ihr jetzt unten lesen.

Zunächst aber möchte ich meine tiefe Dankbarkeit gegenüber Fabio von SERENITY zum Ausdruck bringen, der sich hier wirklich für mich eingesetzt hat und das in einem Maß, das ich für absolut nicht selbstverständlich halte. Es ehrt mich enorm, dass sich so um mich bemüht wird!

Desweiteren geht ein riesiger Dank an Stefan Bollmann, der enorm kurzfristig als Fotograf eingesprungen ist und mir hiermit einen großen Dienst erwiesen hat. Als wäre das nicht schon genug, werden wir alle noch zusätzlich mit diesen tollen Bildern belohnt!

SERENITY

Aber nun soll es doch ans Eingemachte gehen: Die erste Band des Abends waren SERENITY. Die österreichisch-italienische Power Metal Band hatte den wohl schwersten Job des Abends. Zu Beginn ihres Sets um 18:50 waren viele Fans noch nicht in der Quarterback-Immobilien-Arena und die, die drin waren, wirkten nicht als wäre der anstehende SERENITY-Auftritt das Highlight ihres Tages. 

Davon ließ sich die Gruppe um Sänger Georg jedoch absolut nicht beirren und eröffnete ihr fulminantes Set mit dem Song The Fall of Man aus ihrem kürzlich erschienen Album Nemesis AD, das ich euch an dieser Stelle nur wärmstens ans Herz legen kann! 

Ich verfolge den Werdegang dieser Band schon sehr lange und mit jedem Album gefallen sie mir mehr. Die Rezeption historischer Ereignisse im Gewand starker Hymnen mit Ohrwurmcharakter ist einfach etwas, was man in dieser Form nur bei SERENITY findet. Die Qualität ihrer Live-Auftritte besteht darüber hinaus jedoch vor allem in dem schieren Spaß, den die Band an der Musik und ihrem Publikum hat. Sie vermitteln eine unglaublich ansteckende Energie, die einen nach mehr hungern lässt. Der Auftritt in Leipzig war von dieser Regel keine Ausnahme! Die Aufnahme von Marco Pastorino in die Band hat das musikalische Gesamterscheinungsbild hierbei noch weiter verfeinert. 

Insgesamt empfand ich das Set als eine gelungene Mischung aktueller Songs, wie etwa auch Ritter, Tod und Teufel, und Songs, die einfach zur ikonischen Diskografie dieser Band gehören, wie etwa Legacy of Tudors oder Lionheart. 

Der einzige, wenn auch kleine, Kritikpunkt, den ich habe, ist, dass das Set hätte gerne noch zwei Stunden länger gehen können. Letzteres liegt natürlich außerhalb der Einflusssphäre der Band, aber man wird ja wohl mal träumen dürfen!

BEYOND THE BLACK

Als zweiter Opener des Abends machten BEYOND THE BLACK ihre Aufwartung. Es war erst das zweite Mal, dass ich diese Band live gesehen habe und das letzte Mal liegt jetzt auch schon fünf oder sechs Jahre zurück. Es muss auf dem Rockharz mal gewesen sein, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann genau das war…

Aber ist ja auch egal, denn wir leben ja im hier und jetzt!

Insgesamt war ich positiv überrascht, wie sehr die Leute diesen Auftritt genossen haben. Ich hatte die Band nicht so energetisch in Erinnerung, sodass ich ihnen hier auch ein signifikantes Wachstum zuschreiben würde. 

Musikalisch entspricht die Musik zwar nicht meinem Geschmack, aber im Gesamteindruck des Abends haben sie sich gut gemacht und waren auch ein sehr adäquater Opener. In der Nacharbeit des Abends ist mir auch aufgefallen, dass mir die älteren Songs, wie etwa Shine and Shade oder In the Shadows, wesentlich besser gefallen haben als die neueren, wie etwa Reincarnation oder Dancing in the Dark. Ich kann auch nicht genau sagen, woran genau das lag, aber ich fand, dass da einfach mehr Kraft und Energie auf der Bühne waren, als diese Songs gespielt wurden. 

Nichtsdestotrotz möchte ich noch eine Sache ansprechen, die mich dann doch am Auftritt gestört hat: Es waren mir in der Kombination einfach zu viele Requisiten. Es begann damit, dass Jennifer mit langem Mantel und einer Neonröhre auf die Bühne kam, die sie dann nach dem ersten oder zweiten Song wieder loswurde. Dann standen plötzlich maskierte Fahnenschwenker auf der Bühne, dann wurde eine zusätzliche Trommel auf die Bühne gerollt, dann wechselte das Backdrop und dann kamen wieder diese Fahnenschwenker. Wenn man bedenkt, dass es nur insgesamt neun Song waren, war mir das einfach zu viel. Bei einer vollen Headliner-Show kommen solche Utensilien meines Erachtens nach besser zur Geltung. Setzt man ein Requisit ein, so muss das auch einen Zweck haben und der geht leider zwangsläufig dann unter, wenn er durch andere überschattet wird. Hier ist weniger definitiv mehr. Zumal ich gerade die Aktion mit der Trommel absolut cool fand, weil es einerseits das Publikum mit einbezogen hat und zum andern auch mal dem Drummer etwas mehr Sichtbarkeit, wenn auch nur akustischer Natur, gegeben hat. Solche Highlights gehen aber dann leider in der Masse etwas unter…

Insgesamt war der Auftritt aber grundsätzlich zufriedenstellend und ich war nicht unglücklich darüber, dass diese Band aufgetreten war, was schon ein Erfolg ist, wenn man bedenkt, dass ich die Musik nicht höre!

POWERWOLF

Jetzt habe ich natürlich schon wieder viel erzählt, bin aber noch lange nicht beim Highlight des Abends angelangt. Wenn ihr es bis hierhin ausgehalten habt, Respekt! Ist alles ok bei euch…?

Wenn man nicht völlig ignorant durch die Metalszene wandert, dann hat man POWERWOLF auch schon mindestens ein- oder zweimal live erlebt. Mir geht es da nicht anders, so habe ich sie beispielsweise das letzte Mal auf dem Rockharz 2022 gesehen. Was ich allerdings noch nicht erlebt habe, ist ein POWERWOLF Konzert, sodass ich letzten Sonntag tatsächlich mein Allererstes erlebt hab! Ja, ja, ich weiß, Schande auf mich und meine Kuh und so…

Allerdings hatte ich dann schon gewisse Anforderungen: Fulminante und gut produzierte Show, gute Energie und viel Spaß und Unterhaltung. Das alles sollte dann im Idealfall noch mit einem Hauch von Feuer garniert werden! Und genau das habe ich auch bekommen!

Eine Arena komplett mit musikalischem Leben zu füllen, ist nicht einfach und erfordert ein hohes Maß an Engagement und Bühnenpräsenz. POWERWOLF haben hier aus meiner Sicht bewiesen, dass sie ihren Platz in der Metalszene zu Recht eingenommen haben und begeistern vor allem durch eine absolut sehenswerte Bühnenshow. Diese kommt zunächst dadurch zustande, dass gekonnt mit verschiedenen Höhen gearbeitet wird, um jedem Bandmitglied genug Aktionsraum bereitzustellen. Das Zusammenspiel der Band ist vor allem auch durch humoristische Interaktionen zwischen Sänger Attila und Keyboarder Falk Maria geprägt, was die Show zusätzlich auflockert. 

Keine Show der Band wäre jedoch komplett ohne eine exorbitante Menge an Pyros und Feuer. Von der Funkenfontäne auf der POWERWOLF-Flagge über die Standard-Flammenwerfer bis hin  zur brennenden Orgel, holt man hier alles raus, was zur erdenklich ist. Mir würde spontan nichts einfallen, wo man noch mehr Feuer hätte unterbringen können! Es ist eigentlich ein Wunder, dass die Fans in der ersten Reihe ohne angesengte Haare nach Hause gehen!

Hier wird auch die Kluft zur Requisitennutzung von BEYOND THE BLACK offensichtlich: Während sich die Requisiten bei POWERWOLF nahtlos in die Show einfügen und dem Ganzen eine unbeschwerte, fast schon zufällige Atmosphäre geben, ist es bei BEYOND THE BLACK noch etwas zu erzwungen und verkrampft.

Musikalisch war an diesem Abend sehr viel zu holen und ich war auch ein bisschen von mir selbst überrascht, wie viele Songs ich doch mitsingen konnte. Die ganzen letzten Jahre haben wohl ihre Spuren hinterlassen!

Die Band präsentierte eine tolle Mischung ihrer Songs und von Amen and Attack, über Demons are a Girl’s best friend hin zu We Drink your Blood und Armata Strigoi war hier für alle Fans sicherlich etwas dabei. Besonders gefreut hat mich, wie gut der Ton war, was für alle Bands des Abends galt. Egal, wo ich während des Abends stand, ich habe überall alles sehr gut verstanden und das hat für mich maßgeblich zur Qualität der Show beigetragen.

Man kann sich definitiv streiten, ob POWERWOLF gute Musik machen oder nicht (Geschmacksfragen sind ja immer relativ), aber unabhängig davon, haben sie den Abend mit sehr eingängigen Melodien, viel Spaß und Freude und einer sehr gut durchdachten Performance gefüllt. 

Als außergewöhnlich cool empfand ich den Leinwandbildschirm, der abwechselnd sich bewegende Motive und das Publikum beim Mitsingen zeigte. Ich war lange nicht bei einer großen Arena-Show dabei, sodass ich nicht weiß, ob das mittlerweile Standard ist, aber es hat zwischen Band und Publikum nochmal eine neue Verbindung aufgetan und das hat mich schon beeindruckt!

Zusammenfassend kann ich über den Abend nur sagen, dass es mich mit großer Freude und Ehrfurcht erfüllt, dass mir solche Gelegenheiten, wie am vergangenen Sonntag gewährt werden. Bei aller Kritik, die ich stets übe, solltet ihr dort draußen nicht vergessen, dass es eigentlich keine schlechte Musik gibt, sondern lediglich unterschiedliche Geschmäcker. Ich trage meinen Geschmack eben über dieses Medium nach außen und ich kann euch nie einen völlig objektiven Bericht präsentieren. Alle Bands des Abends haben eine bemerkenswerte Arbeit geleistet, den anwesenden Fans die bestmögliche Show zu bereiten und das ist ihnen mehr als nur gelungen. Ich für meinen Teil bin sehr dankbar, dass ich das erleben durfte! Ob ich so schnell aber wieder eine so große Show besuche, lasse ich mal dahinstehen, denn letztlich weiß man ja nie, was einen im Leben noch so erwartet!