Fröhlich, Fröhlicher, FREEDOM CALL – Interview mit Gitarrist Lars Rettkowitz

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Zu jedem Konzert gehört auch ein Interview. Dieser Devise bleibe ich nach Möglichkeit stets treu. Vor allem, wenn ich die Chance habe, gute Freunde mal ein bisschen auszufragen. Logisch also, dass Lars keine andere Wahl hatte. Zugegebenermaßen ist er aber auch nicht schnell genug weggerannt… Selber schuld! Dafür ist das Interview aber wirklich lesenswert geworden. Schaut doch mal rein!

Danke auch wieder an lightinmirror.de für die tollen Bilder!.

FREEDOM CALL @Hellraiser Leipzig, Pic by lightinmirror.de (c) 2024

Shieldmaiden’s Voice: Was macht FREEDOM CALL einzigartig?

Lars: Dass wir anecken und das mit ganz viel Dur. Dass wir „Happy Metal“ machen und nicht so böse sind. Das ist es eigentlich!

SV: Welche Konstanten gibt es aus deiner Sicht in eurer Musik?

Lars: Wir machen eben Happy Metal, das ziehen wir durch und wir lassen uns da auch nicht verbiegen. Ebenso lassen wir uns nicht reinquatschen. Mit unserer lustigen Musik spalten wir gewissermaßen die See und dieser bunte Blumenstrauß macht uns aus. 

SV: Wie macht sich das im aktuellen Album Silver Romance bemerkbar?

Lars: Es läuft eigentlich darauf hinaus, dass wir Elemente verwenden, bei denen andere die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden, weil sie das nie machen würden. Wir sind dagegen die, die es machen! Und das mit Absicht! Es ist gerade unser Ziel, dass die Leute die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich fragen, warum wir das machen. [er lacht] Zum einen gefällt uns ja auch, was wir machen und zum anderen wollen wir auch genau diesen Reibungspunkt haben. Den braucht man ja auch. Wenn man in der tiefen Masse untergeht, weil man macht, was alle anderen machen, dann ist das ja Quatsch. Wichtig für uns ist, dass wir uns ein bisschen absetzen und so zwei bis drei Leute mitziehen. Wenn es gut läuft, vielleicht auch vier!

SV: Was macht Silver Romance besonders hörenswert?

Lars: Weil ich das produziert habe! Was ist das für eine Frage? [wir lachen] Bei den letzten Alben hatten wir immer vor, dass wir weiter zu unseren Wurzeln zurückgehen wollten, weil das für mich einfach so einen ganz eigenen Vibe und Sound hat, wenn ich es höre. Den wiederzufinden ist natürlich auch etwas schwer, weil es immer auch mit den Leuten zu tun hat, die dort spielen und die die Songs geschrieben haben. Wir haben aber immer den Vorsatz, uns treu zu bleiben und ich weiß nicht richtig, ob wir das schaffen, man muss ja auch immer ein bisschen schauen, was alle anderen gerade so machen. Insgesamt ist es aber ein tolles Album und das macht es hörenswert. 

SV: Ihr seid in den USA teilweise als „Happiest Metal Band in the World“ bezeichnet worden. Ist ein solcher Titel eher Ritterschlag oder Bürde oder beides?

Lars: Ich bin mir gar nicht sicher, woher das ganze „Happy Metal“ Ding überhaupt kam. Irgendwer hat das gesagt, wir fanden es cool, weil es uns ganz gut definierte. Man muss als Band in der Szene ja den eigenen Platz, die eigene Nische finden und wenn man fragt: „Was macht ihr für Metal?“, dann ist die Frage für uns schwer zu beantworten. „Happy Metal“ trifft es eigentlich ganz gut, weil wir finden, dass es uns gut steht und den Leuten Spaß und Freude bringt. 

Pic by lightinmirror.de (c) 2024

SV: Silver Romance ist ja quasi eine Feier eures „silbernen“ Bestehensjubiläums. Was hat sich in dieser Zeit aus deiner Sicht in der Szene am meisten verändert?

Lars: Wenn wir auf Tour sind und unser Ding machen, merke ich jetzt keine große Veränderung. Wenn wir unserem Job nachgehen, gehen wir auf die Bühne, erleben das Publikum, wir feiern zusammen mit den Fans und haben eine gute Zeit, bevor wir es am nächsten Ort wiederholen. Das mache ich mit den Jungs seit 20 Jahren. Ich hab ja angefangen, als ich 1 Jahr alt war. Wie sich das Geschäft als solches verändert hat, wissen wir ja alle: Es fängt damit an, dass Tonträger nicht mehr so gut verkauft werden, weil niemand mehr einen CD-Player hat. Wir leiden etwas mehr, vor allem auch durch das Internet. Die Leute denken, Musik gäbe es kostenlos, Musik wäre frei und das ist aus meiner Sicht eine dramatische Entwicklung, dass sich dieses Mindset bei den Leuten festgesetzt hat. In unserer Musik steckt eine unfassbare Arbeit und unheimlich viel Kreativität und viel Übung in Form von Touren, Erfahrung und Lernen am Instrument. Das vergessen alle ganz gern. Für mich ist das eine dramatische Entwicklung, nicht nur im Metal-Bereich und das ist eben DAS Thema, auch wenn es jetzt eigentlich auch schon wieder ein abgelutschtes Thema ist. Aber es hat für uns viel verändert. Ebenso wie die letzten vier Jahre. 

SV: Die letzten Jahre, du hast es eben auch selbst kurz schon angesprochen, waren aber auch davon geprägt, dass viele Fans ihre Bands unterstützt haben, indem sie Tickets nicht zurückgegeben haben oder Merch gekauft haben. Was ist aus deiner Sicht die größte Belohnung, die ihr von den Fans erhalten könnt?

Lars: Die größte Belohnung ist eigentlich ihre Treue. Es gibt nichts besseres, als wenn Fans uns über Jahre unterstützen und immer wieder gerne zu unseren Konzerten kommen. 

FREEDOM CALL @Hellraiser Leipzig, Pic by lightinmirror.de (c) 2024

SV: Thema „Treue“: Wie kam Silver Romance bisher bei euren Fans an?

Lars: Das Feedback war positiv bisher. Es gibt natürlich bestimmte Pressestellen und Magazine, die es total lustig finden uns durch den Kakao zu ziehen, weil wir ja so happy drauf sind. Ich finde es immer interessant, wie sehr da die eigenen Vorurteile in so eine Rezension einfließen und so völlig zerreißende Meinungen niedergeschrieben werden. Es wurde von einigen Rezensenten nicht erkannt, dass wir eben nicht Teil der klassischen Metalszene sind, wo man raus geht und alles niederbrüllt, sondern eben mit den Leuten springen und mit ihnen Späße machen. Unser Anliegen ist es, dass die Leute eine geile Zeit haben und dass wir ihnen nicht nur stupide Metal um die Ohren hauen. Wir nehmen die Leute mit der ganzen Musik und Show mit und das hat ja wirklich den Sinn, dass wir eine Party machen wollen. Im großen und ganzen war das, was mich an Feedback erreicht hat, durchweg positiv.

SV: Von der aktuellen Tour sind nicht mehr so viele Termine über. Worauf freust du dich, wenn du wieder nach Hause kommst?

Lars: Klingt komisch, aber ich freue mich, dass es dann bald schon wieder los geht! Die aktuelle Tour ist ja nur der Deutschland-Teil, es gibt viele Termine, die noch nicht veröffentlicht sind. Im Sommer stehen die Festivals an, wo man aber auch merkt, dass so mancher Veranstalter die Corona-Zeit nicht überstanden hat, weil die Vorverkäufe in den Keller gegangen sind. Ich werde außerdem im Studio arbeiten, daher freue ich mich nicht so krass auf zuhause, es geht ja alles immer weiter. Wenn die Festival-Saison dann durch ist, sind wir sofort auf Europa-Tour. Wir sind bis Dezember durchgebucht und für das nächste Jahr stehen Asien sowie Nord- und Südamerika auf dem Plan. Darauf freue ich mich dann wirklich!

SV: Du bist ja jetzt noch ganz jung, aber was wäre ein Rat dem du deinem jüngeren Ich gerne geben würdest?

Lars: Mhm… tatsächlich nichts… „Mach es nochmal“ trifft es da am besten! Ich vermisse nichts. Ich wollte das machen, ich wollte reisen, ich wollte spielen. Mein allererstes Ziel war es, auf einer CD zu sein und jetzt sind es mindestens 10, auf denen ich bin. Ich habe es geschafft, dass ich schon fast überall auf der Welt gespielt habe. Ich habe unheimlich viel erlebt und ich würde das tatsächlich alles nochmal genau so machen. 

SV: Als Schlusswort vielleicht: Was ist etwas, was du schon immer mal sagen wolltest, aber noch nie die Gelegenheit dazu hattest?

Lars: Finger weg von Alkohol und Drogen!

Mit dieser Ermahnung schließen wir auch dieses Kapitel und schauen frohen Mutes in die Zukunft: Der Sommer steht vor der Tür und damit auch ein paar coole Festivals. Bis dahin quäle ich mich langsam, aber sicher Richtung Staatsexamen und freue mich auf das, was ich für euch in der Zwischenzeit organisiere. Seid also gespannt und schaut gerne auf Instagram vorbei, wo ich euch dieses Jahr verstärkt mit hinter die Rockharz-Kulissen nehmen werde!

Pic by lightinmirror.de (c) 2024

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