Power aus Island – Ein Interview mit POWER PALADIN

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In Gefilde aufbrechen, die niemand zuvor erforscht hat! Oder zumindest einen Musikstil spielen, den man gemeinhin nicht mit seinem Land in Verbindung bringt! Das scheint das Motto von POWER PALADIN aus Island zu sein, der ersten bekannten Power Metal Band des Landes. Natürlich war ich mehr als neugierig und musste einfach ein paar Fragen stellen. Hört euch an, was Sänger Atli und Gitarrist Ingi zu sagen hatten, als sie gefragt wurden, was sie von anderen Power Metal-Bands unterscheidet, was sie mit ihrer Musik erreichen wollen und warum sie ihr Artwork immer schon vor der eigentlichen Produktion des Albums haben.

Vielen Dank an lightinmirror.de für die wundervollen Bilder!

Shieldmaiden’s Voice: Wenn du deine musikalische Wahl beschreiben müsstest, welche würdest du wählen?

Ingi: Ich hätte zwei Worte!

Atli: Es sind drei Worte… Aber ok, dann mach du!

Ingi: Power Metal!

Atli: Ok, das letzte dann… mhm… Fröhlich!

SV: Was würdet ihr sagen, was euch von anderen Bands eures Genres unterscheidet?

Atli: Heutzutage lehnen sich Power Metal Bands sehr an 80er Jahre Synthie-Sounds und Disco-Beats an. Unsere Musik ist eher ein Throwback zum Power Metal von vor 20 Jahren mit kleinen Glam Metal Sprenkeln obendrauf, sowie etwas „Isländischkeit“. Der Raum, den wir für uns selbst geschaffen haben, ist das, was uns wirklich auszeichnet. Dieser schmale Grat, nicht zu sehr Dungeons and Dragons zu sein, aber immer daran zu denken, dass es in erster Linie Heavy Metal ist und in dnD in zweiter Linie!

SV: Du hast gerade deine „Isländischkeit“ erwähnt, und Island ist ein Ort mit vielen Sagen, Folklore und allgemein fantastischen Dingen. Wie hat das euren Sound beeinflusst?

Ingi: Fast gar nicht… Es ist lustig, denn wenn wir über Fantasy aus isländischer Sicht sprechen, ist es etwas aus unserem Umfeld, das wir jeden Tag sehen. Wenn wir über Vulkane und die Idee von Elfen in Island sprechen, ist das nicht wirklich Fantasy. Abgesehen vielleicht von dem Teil mit den Elfen. Was für uns Fantasy ist, sind Bäume, Berge und Schlösser. 

SV: Also alles, was es in Island nicht gibt…? [Wir lachen]

Ingi: Ganz genau!

Atli: Es ist so, wie Ingi gesagt hat: Fantasie ist für die Leute immer etwas, das nicht wirklich in ihrer Nähe ist. Island hat viele Fantasy-Elemente, zum Beispiel die außergewöhnliche Landschaft. Aber für uns sind Fantasy die Wälder in Deutschland und Ritter und Schlösser. In Island haben wir unser Ding, nämlich das normale Leben, und unsere Inspirationen kommen meistens aus Nicht-Island. 

Ingi: Ich möchte noch etwas hinzufügen: Wenn wir live spielen, hat das eine gewisse Rauheit, die daher rührt, dass wir in Island mit vielen Black Metal-Bands gespielt haben. Wir lassen uns also von Island selbst inspirieren, aber nicht unbedingt von seiner Natur.

SV: Was ist etwas, das die Zuhörer von eurer Musik mitnehmen sollten? Abgesehen von den deutschen Schlössern, natürlich!

Atli: Als wir die Band gründeten, wollte ich, dass sie so Heavy Metal ist, wie ich es mir wünsche. Die Songs zu schreiben, die wir machen, und sie zu performen und alles andere, das ist immer meine perfekte Vision von dem, was Heavy Metal ist und was andere großartige Bands vorher gemacht haben. Das Wichtigste dabei ist, dass man versteht, was Heavy Metal und Power Metal wirklich bedeuten, und das ist dieses Gefühl von Mut und Epik, das sich da vermischt.

SV: Ich möchte mich ein wenig mehr auf euer Debütalbum konzentrieren, das ziemlich erfolgreich war, wenn man bedenkt, dass es euer erstes Album war. Wie hat es sich für euch als isländische Band angefühlt, dass es so gut angekommen ist?

Ingi: Wir waren sehr überrascht!

Atli: Als wir anfingen, waren wir nur ein paar Nerds, die die Musik spielten, die sie wollten. Wir sind wirklich nur Fanboys wie alle anderen, die mit der Musik aufgewachsen sind, die wir an Bands wie HAMMERFALL, BLIND GUARDIAN, EDGUY und STRATOVARIUS lieben. Für uns war es schon immer ein Traum, so etwas zu machen, und als das Album so erfolgreich war, konnten wir es kaum glauben, dass es wirklich so weit gekommen war! Nur sechs Freunde, die das tun, was sie lieben, und Songs schreiben, die sie für eine tolle Kombination von Dingen halten, die ihnen Spaß machen. Wir mussten auch ein bisschen die Plätze tauschen! Am Anfang wollte ich Gitarre spielen, weil ich noch nie in meinem Leben gesungen hatte, aber wir brauchten einen Power-Metal-Sänger und davon gibt es in Island nicht viele. Ich habe gesagt: „Scheiß drauf, ich lerne singen“ und habe das Album aufgenommen, und die Leute haben es geliebt!

SV: Es ist irgendwie offensichtlich, dass ich das jetzt fragen muss: Was sind die Pläne für das nächste Album? Wie sehen sie aus?

Atli: Wir sind hart am Arbeiten! Es ist fast alles geschrieben und etwa 50% davon aufgenommen!

Ingi: Vielleicht ein bisschen weniger, weil wir noch Backing Vocals und solche Sachen machen müssen. 

Atli: Wir haben etwa drei Gesangsspuren fertig, und wir haben zwischen 8 und 10 Songs, die wir geschrieben haben. Wir haben unsere Ideen dazu, jetzt geht es nur noch darum, sie aufzunehmen und zu produzieren. Das ist wirklich der schwierige Teil: Die Zeit zu finden, um sie aufzunehmen und zu produzieren.

Ingi: Da wir unsere Songs selbst aufnehmen, haben wir genug Zeit, um daran zu arbeiten. Es ist ein bisschen wie bei einem Puzzle, bei dem man versucht, alles zusammenzufügen.

Atli: Auf jeden Fall! Fünf von uns sechs sind Väter, wir sind Familienmenschen und so ist es ein bisschen schwierig, zwischendurch die Stunden zu finden, um aufzunehmen und zu versuchen, es mit unserem Privatleben zu vereinbaren! Aber es läuft großartig, wir sind wirklich aufgeregt und das nächste Album wird der Hammer, wir lieben es. Sobald es fertig ist, werdet ihr es auch lieben! Das erste, was wir gemacht haben, war das Artwork!

SV: Das ist immer der wichtigste Teil!

Atli: Nein, wirklich! Das ist es, was uns die Inspiration gibt! Bei Power Metal hilft das Artwork wirklich dabei, ein Thema oder eine allgemeine Idee für das Album zu finden, wie zum Beispiel „Wie soll es klingen?“

SV: Ich denke, das ist wirklich interessant, denn die meisten Bands, die ich kenne, kommen zum Artwork, wenn das Album fertig ist. Habt ihr nicht Angst, dass ihr euch in einen vorgegebenen Rahmen zwingt, wenn ihr das Artwork zuerst macht?

Ingi: Ich glaube, wir sind sehr schlecht in Bezug auf Rahmen! [Wir lachen] Wenn du dir unser Album anschaust, wirst du feststellen, dass das Artwork in keinster Weise zur Musik passt. 

SV: Vielleicht ist das der Grund! [Wir lachen]

Ingi: Wir machen uns wirklich keine Gedanken darüber, wir mögen unsere Kunst so wie sie ist!

Atli: Wir hatten schon mit ein paar Songs angefangen, aber das Artwork wollte ich schon immer früher machen, weil Power Metal so viel mehr ist als nur die Musik! Es geht um das Gefühl und die ganze Erfahrung, wie der Song gesungen wird, wie er klingt und wie er wirklich aussieht. Wenn wir das Artwork frühzeitig fertig haben, hilft uns das sehr, in Stimmung zu kommen. Wir haben eine Vorstellung davon, wie das Album werden soll, und dieses Bild hilft uns, uns auf diese Vision zu konzentrieren. Ob es funktioniert oder nicht, weiß ich nicht, aber wir werden sehen!

SV: Wenn ihr in die Zukunft blickt, was wollt ihr mit eurer Musik noch erreichen?

Ingi: Wir wollen auf einer Kreuzfahrt spielen!

SV: Auf welcher?

Ingi: Auf jeder!

Atli: Das war schon immer ein Witz, seit wir angefangen haben: Wir haben den Gipfel erreicht, wenn wir auf einer Metal Cruise spielen. Aber ganz ehrlich, das hier ist alles, was wir jemals wollten. Unser Traum war es immer, auf den europäischen Metal Festivals zu spielen. Wir sind von Island aus geflogen, um Metal Festivals in Deutschland zu besuchen, natürlich waren wir alle in Wacken, wir waren in Spanien und Schweden, also ist es ein großer Traum von uns, auf den Bühnen dieser Festivals zu stehen. 

SV: Dann sieh dir das mal an! Ihr seid auf einem der besten Festivals überhaupt! Was ist etwas, das ihr schon immer in einem Interview gefragt werden wolltet, aber bisher nie gefragt wurdet?

Ingi: Das ist eine sehr gute Frage! Ich wollte schon immer mal gefragt werden, wie unser Aufnahmeprozess aussieht! Vielleicht ist es aber nicht interessant zu lesen…

SV: Ich denke, das kann sehr interessant sein! Ich habe in der Vergangenheit Artikel geschrieben, in denen ich in die Studios gegangen bin und die Produzenten über ihre Arbeitsweise interviewt habe, also vielleicht ist mein Publikum daran interessiert! Das sind jetzt deine zwei Minuten Ruhm, nutze sie!

Ingi: Ok! Weil wir alles selbst aufnehmen, macht das letzte Album so viel Spaß, weil alles von uns oder von Freunden für uns gemacht wird. Das Albumcover ist das einzige, was von jemandem außerhalb unserer Freundesgruppe gemacht wurde. Wir haben alles aufgenommen, indem wir Räume verschoben haben, in denen wir aufnehmen konnten, und es wurde von einem Freund von uns gemischt und von meinem Freund in den Niederlanden gemastert. Unser Lyric-Video für Dark Crystal wurde ebenfalls von einem Freund gemacht. Wir versuchen wirklich, alles in der Familie zu halten, und es ist ein sehr schönes Gefühl, dass es eine Zusammenarbeit von vielen Freunden ist. 

Atli: Es zeigt auch, dass es in Island viele Power Metal-Herzen gibt, obwohl wir noch nie eine Power Metal-Band exportiert haben. Wir fühlen uns sehr geehrt, die ersten zu sein! Island hat so viele fantastische Bands und sie sind so großartig darin, dunkel und böse zu sein. Ich wollte Power Metal nie als „Happy Metal“ bezeichnen, er ist viel kraftvoller und mutiger.

Ingi: Die Black Metal-Szene in Island war auch sehr nett zu uns! Es ist eine große Szene in Island und wir dürfen immer noch auf ihren Festivals spielen und wir mögen uns alle gegenseitig!

Atli: Das ist das Schöne an der Metal-Szene im Allgemeinen: Auch wenn die Genres so unterschiedlich sind und sich auf so verschiedene Themen konzentrieren, sind wir alle Teil der gleichen Grundideologie.

SV: Leider kommen wir jetzt zur letzten Frage… Wenn ihr euren Fans eine Botschaft geben könntet, wie würde sie lauten?

Atli: Mit großer Macht kommt großer Metal!

Was für eine nachvollziehbare Botschaft! Wir werden noch eine Weile in der Heavy- und Power-Metal-Schiene bleiben, aber einen kurzen Ausflug nach Schweden machen! Bleibt dran für eine erstaunliche Band und die Frage: Sind sie verheiratet, verwandt oder ist es einfach nur Zufall?