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Erinnert ihr euch noch an euer erstes Mal? Also euer erstes Konzert? Die Aufregung, die Euphorie, die Ungewissheit… Wie muss es dann erst für eine Band sein, die zum aller ersten Mal vor Publikum auftritt? Da auch ich auf diese Frage keine Antwort habe, war es an der Zeit dem mal näher auf den Grund zu gehen. Gesagt, getan: Wir haben uns prompt an ABYSS OF HEL gehängt und sind mit ihnen nach Heimburg zur Heimburger Metalnacht gefahren. Es war ein langer, aber wundervoller Tag, der bei aller Freude nicht ohne Schwierigkeiten war. Dazu aber im Detail mehr weiter unten im Beitrag.
Vielen Dank an lightinmirror.de für die coolen Bilder! Check!

Der frühe Vogel
Ihr wisst: Wer mich dazu bringen kann, freiwillig früh aufzustehen, der steht mir emotional schon nah! ABYSS OF HEL um Frontmann Daniel haben es aber schon zum zweiten Mal geschafft und so langsam frag ich mich, wer von uns da eigentlich wen beeinflusst…
Am 26.07. ging es für uns zunächst zum Proberaum der Band, von wo aus wir die Fahrt in den Harz antraten. Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht wirklich klar, was für ein Tag uns da eigentlich erwartet, aber die Stimmung war gut und wurde durch die von mir erstellte, herausragende Playlist nur noch gesteigert. (Ja, ja, Eigenlob stinkt, aber die Playlist war wirklich gut!)
Auf der etwa 45 minütigen Fahrt war bei aller Vorfreude auch eine gewisse Angespanntheit zu spüren. Wie würden die Leute reagieren? Würden überhaupt Leute vor der Bühne stehen? Was, wenn man sich verspielt oder den Text vergisst? All diese Fragen sind für KünstlerInnen essentiell, logischerweise kann man sich aber auch nicht in ihnen verlieren. Bei der Ankunft in Heimburg war es darum geboten, die unendlich lange Aufgabenliste abzuarbeiten. Check-In beim Veranstalter, Bändchen organisieren, Autos auspacken, Merch platzieren, einspielen, etc…
Auch wenn die Stimmung wirklich gut war und alle mit Vorfreude die Stage Time erwartet haben, so war die Anspannung schon fast greifbar.

Wenn man auf einem Festival ist, dann befindet man sich immer in so einem kuriosen Raum-Zeit-Verhältnis. Die Zeit vergeht unglaublich schnell und gleichzeitig unglaublich langsam. Hatte man bei Ankunft noch mehr als drei Stunden bis zum Changeover, ist man plötzlich damit konfrontiert, dass in einer halben Stunde auf der Bühne steht!
An dieser Stelle vielleicht noch ein kleiner Tipp meinerseits: Wenn auch ihr euch an eine Band hängt, die sich viel bemalt, dann passt eure Kleidung den Farben an. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, kommt bei ABYSS OF HEL viel weiße Farbe zum Einsatz und ich trage nur schwarz. Nach dem Videodreh hatte ich schon dazu gelernt und war zunächst sehr stolz auf mich, dass ich mich nicht mit Farbe beschmiert hatte. Dann kam Gitarrist Robin und sagte „Voll gut, dass du die Farbe noch nicht abgekriegt hast!“. Es kam, wie es kommen musste: Ich habe mich prompt mit weißer Farbe bespritzt! Vielen Dank dafür, Robin!!!

Stage Time
Vorbereitung ist ja bekanntlich alles! Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Bands Rider mit Anweisungen und Bedürfnissen bei Licht und Ton an die Veranstalter bzw. Techniker schicken. So hatten das auch ABYSS OF HEL gemacht. Der Umstand, dass Tonmann Martin zwei Wochen vor dem Auftritt beim Tontechniker angerufen und vor Ort mit den Worten „Wenn du mit mir telefonisch ein Problem besprichst, schau ich mir den Rider nicht mehr an!“ abgespeist wurde, empfand ich dann doch als sehr kurios… Gleiches mit dem Licht! Man hat 5min bis zum Auftritt und da wird Daniel gefragt, was er sich beim Licht vorgestellt hat?! Das geht einfach nicht! So kurz vor dem Auftritt bespricht man sowas nicht mehr! Da hoffe ich, dass es beim nächsten Mal besser läuft und die Veranstalter der Heimburger Metalnacht einmal öfter auf die von ihnen angeheuerten Gewerke schauen!
Abseits von diesem unverschuldeten Organisationschaos war die Stimmung echt angespannt.Der Schritt aus dem Proberaum in die Realität hinaus ist ein großer, dessen Fallhöhe besonders signifikant ist.
Irgendwann ist die Zeit aber dann doch gekommen und so standen doch einige Menschen gespannt vor der Bühne und warteten auf ABYSS OF HEL, die an diesem Tag erst die zweite Band waren.

Das Set wurde mit Devolution eröffnet, ein Song, den wir schon in seiner Entstehung mitverfolgt haben und der vor allem durch seine treibende Kraft überzeugt. Leider hat sich hier die mangelhafte technische Betreuung bemerkbar: Die Gitarren kamen nämlich jeweils aus dem falschen Lautsprecher. Von den Pannen mit dem In-Ear will ich jetzt auch mal gar nicht anfangen…
Auf diesen Schreck gab es erstmal eine kleine Lokalrunde, die wir im Backstage vorbereitet hatten. Lakritzlikör um 16:45? Läuft!
Was das Timing anbelangt, kann man hier nur den Hut ziehen, denn genau als alle Schnäpse verteilt waren, ging es auch schon mit dem zweiten Song, Ancient Fears, weiter. Wer an dieser Stelle da ein Muster erkennt, kann den Aluhut wieder einpacken, denn ich kann bestätigen: Ja, ABYSS OF HEL haben ihr erstes Album in voller Länge und in Reihenfolge gespielt. Never change a winning system und so!
Das Publikum war offensichtlich begeistert und so gab es fast durchgängig ein Pit und enormen Zuspruch seitens der Zuschauer. Stimmungstechnischer Höhepunkt war für mich der Song Into The Abyss. Ich liebe den Song und ich habe enorm viele Gleichgesinnte im Publikum gehabt.
Der Auftritt wurde dann letztlich mit Slaves und viel Beifall beschlossen, aufgrund der technischen Probleme war auch leider keine Zeit für eine Zugabe… Aber das Hauptset hat perfekt in die Zeit gepasst!

Insgesamt hat da eine Gruppe auf der Bühne gestanden, die aus sehr talentierten EinzelmusikerInnen besteht. Ihnen sind die zahlreichen Stunden im Proberaum wirklich anzumerken gewesen. Ob es das dynamische Drumspiel Rustams, die glockenklaren Backing-Vocals von Keytaristin Diana oder die schnellen Gitarren von Robin und Sebastian sind, hier stehen einfach Profis in ihrem eigenen Recht auf der Bühne. Daniel steht zudem die Rolle als Frontmann und Sänger hervorragend. Alles, was aus meiner Sicht für diese Band noch fehlt, ist die einschlägige Bühnenerfahrung. Diese lässt eine gewisse Gelassenheit auf der Bühne wachsen, die aktuell noch fehlt. Bei den kommenden Bühnenauftritten müsste nur die Aufstellung der Bandmitglieder noch einmal überdacht werden. Diana stand mir persönlich so abseits und versteckt, dass sie wie überflüssig wirkte…
Wie ihr den Bildern auch entnehmen könnt, kamen zahlreiche Utensilien zum Einsatz, die letztlich durch den Einsatz von Kunstblut abgerundet wurden. Ich sehe die Idee dahinter (Stichwort: „I come on to you“), aber in der Kürze des Auftritts war es mir ein bisschen zu viel auf einmal. Durch die Häufung von diesen Dingen im Ablauf verlieren sie im Einzelfall an Effekt und Strahlkraft. Auch das wird sicherlich eine Frage der Zukunft sein, wenn man mehr Auftritte hat und die Utensilien gezielter einzusetzen weiß. Es ist hier vielleicht auch eine Idee am generellen Ablauf und Einsatzzeitpunkt etwas zu ändern.

Nach dem Auftritt war die Stimmung entsprechend gelöst. Ich denke, allen Beteiligten ist wirklich eine große Last von den Schultern gefallen. Aber Metal ist ja nicht Metal, wenn man nicht direkt wieder mit irgendwas konfrontiert wird: Wie kriegt man eigentlich das ganze Corpse Paint wieder ab, wenn keine Duschen da sind? Sofern ABYSS OF HEL keinen Sponsoring-Vertrag mit Abschminktuchherstellern an Land ziehen, wird das auf Dauer eine kostenintensive Frage! Aber die Gesichter waren schnell wieder befreit und es konnte zum entspannten Teil übergegangen werden. Am Merchstand gab es dann noch ein paar coole Gespräche, jede Menge Fotos und Treffen. Es gab sogar einen Fan, der extra für ABYSS OF HEL seinen Weg nach Heimburg gefunden hatte!
Alles in allem kann ich sagen: So ein erstes Mal hat es ganz schön in sich! Beim zweiten Mal macht’s aber bestimmt noch viel mehr Spaß! In diesem Sinne also bis zum zweiten Gig von ABYSS OF HEL!


1 Kommentar zu „In Heimburg in den Abgrund – On Tour mit ABYSS OF HEL“