Der Sturm über dem Helmfest – Ein Interview mit WINTERSTORM

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Es ist Zeit für Interview Nummer zwei vom Helmfest 2024 und damit irgendwie auch für einen kleinen Trip in meine Teenie-Zeit! Mit der Musik von WINTERSTORM verbinde ich unheimlich viele Dinge und auch wenn es in den letzten Jahren um die Jungs aus Bayern etwas still geworden war, hat die Musik ja doch etwas andauerndes. Nostalgie in Kombination mit einer guten Portion Neugier haben letztlich zu diesem Interview geführt. Sänger Alex und Gitarrist Michael geben Einblick in ihre Gedanken zum aktuellen Album Everfrost, wie es ist nach längerer Zeit wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen und warum nicht jede Woche ein neues Album von ihnen erscheinen kann. 

Danke auch wieder an lightinmirror.de für die wundervollen Bilder!

WINTERSTORM @Helmfest 2024; Pic by lightinmirror.de (c) 2024

Shieldmaiden’s Voice: Wenn WINTERSTORM einen Werbeslogan hätte, welcher wäre es?

Alex: Egal, ob ernst oder nicht, habt Spaß vor der Bühne!

SV: Wie würdet ihr jemandem, der nichts über euch weiß, eure Musik beschreiben?

Alex: Stell dir vor, du hörst ORDEN OGAN, ENSIFERUM und ein bisschen EQUILIBRIUM, da nur die melodischen Parts, aber es wird nie geschrien, sondern nur gesungen!

Michael: Unsere Musik, unser Songwriting, ist auch besonders eingängig und auch wenn es manchmal ein bisschen härter ist, hat es doch eine gewisse Freundlichkeit. Wir vermitteln immer Spaß, Lebensfreude und es ist authentisch und lustig!

SV: Ihr wart ja mit WARKINGS auf Tour, nachdem es in den letzten Jahren etwas still um euch geworden ist, vor allem mit Blick auf den Abstand zwischen Cube of Infinity und dem aktuellen Album Everfrost. Wie fühlt es sich für euch an, jetzt „wieder da“ zu sein?

Michael: Erfrischend! Menschen sind Gewohnheitstiere und Sachen, die selbstverständlich sind, verlieren über die Zeit irgendwie auch an Wert. Man gewöhnt sich an Dinge, die unglaublich viel bedeuten und wir haben jetzt wieder gesehen, wie viel wir uns als Personen schätzen und wie uns dieses Live-Erlebnis gefehlt hat!

Alex: Mir macht es unglaublich viel Spaß mit den Jungs auf den Bühnen zu stehen! Für mich gab es heute auch nichts zu meckern und es war für uns eine runde Sache. Es fühlt sich einfach sehr gut an!

WINTERSTORM @Helmfest 2024; Pic by lightinmirror.de (c) 2024

SV: Lasst uns nochmal näher über euer aktuelles Album Everfrost sprechen! Inwiefern unterscheidet es sich von seinen Vorgängern?

Alex: Der erste Punkt ist, dass Michael alles geschrieben hat. Wir hatten ein paar Besetzungswechsel und vorher war es auch so, dass Armin alles geschrieben hat. Für uns war es das erste Mal Songwriting ohne Armin. Wir haben uns zwar mit ihm getroffen und haben ihn nach seiner Meinung gefragt und es war stimmig. Für uns war es total cool, weil Michael Armin’s Rolle übernommen, fortgesetzt und weiterentwickelt hat. Ich finde die Musik klingt nach wie vor sehr nach WINTERSTORM. Die Texte, die ich jetzt schreibe, waren vorher sehr Fantasylastig. Everfrost war das erste Album, wo ich mich bewusst für eine andere Richtung entschieden habe und mich mehr mit der Welt um mich herum auseinanderzusetzen. Als Beispiel habe ich mir die Welt von Atlantis genommen. Das war eine mythische Kultur, die für sich in Anspruch genommen hat, die Besten zu sein und aktuell ist es bei uns genau so. Dabei leben wir in einer viel zu schnell und zerstörerisch arbeitenden Welt und das hat beispielsweise der Song The Phoenix Died zum Thema. Die Menschheit macht sich ja keine Gedanken darüber, wie viele Ressourcen es eigentlich gibt. 

Michael: Es ist auch insgesamt erwachsener geworden. Es ist auch realer und greifbarer. 

Alex: Es ist vielleicht nicht mehr ganz so spaßig wie früher! Das Problem war aber, dass wir es quasi nach zwei Krisen gemacht haben, nämlich nach der Pandemie und dem Ukraine-Krieg. Letztlich wollen die Leute auf Konzerte gehen, um Spaß zu haben und nicht, um über Probleme zu sprechen. 

Michael: Wir schaffen ja auch Fantasiewelten. So verstehen wir uns auch schon so! Erstmal entsteht es bei uns und wir wollen diese Welten schaffen und das überträgt sich auf den Zuschauer. 

Alex: Hast du unseren Auftritt gesehen? Hattest du den Eindruck, dass es eine ernste Stimmung war?

SV: Das erste, was ich von euch gehört habe, war Kings Will Fall, was ja auch schon lange her ist. Mit jedem Album gab es bei euch bisher immer einen neuen Vibe. Es endete vorerst für mich mit Cube of Infinity, weil es danach auch einen langen Cut gab. Mit den ersten Singles aus Everfrost war ich mir noch unsicher, wo die Reise für euch hingeht. An sich passt es auch zu euch, weil man sich als Künstler ja stets auch entwickelt und wir altern alle ja auch. Insgesamt würde ich aber sagen, dass die neuen Songs schwermütiger sind, weil sie durchdachter sind in Bezug auf die Themen, die sie behandeln.

Alex: Ja! Da gebe ich dir voll und ganz Recht! Die vorherigen Songs spielten alle in einer Fantasiewelt!

WINTERSTORM @Helmfest 2024; Pic by lightinmirror.de (c) 2024

SV: Was sind Ziele, die ihr noch mit der Band erreichen wollt?

Michael: Es gibt immer zwei Arten von Zielen: Das, was realistisch ist und das, was man sich immer wünscht. Die großen Zielen waren schon immer groß und die kleineren Ziele immer klein, aber wir haben unsere Ziele immer übertroffen. Das war schon Wahnsinn, was wir geschafft haben, aber das hat uns auch nicht beeindruckt. Viele ruhen sich auf den Lorbeeren aus, aber wir waren immer freudig überrascht, wenn wir etwas geschafft haben. Wir sind an einem Punkt, an dem wir uns sehr über das bereits erreichte freuen und aber auch genug geschafft haben, um sagen zu können, dass wir etwas geschafft haben. Wir wollen auch so weiter machen! Wir waren auf Wacken, beim Summerbreeze, auf Europatour und in den Charts. Das hört sich ja nicht schlecht an, aber wir wollen es auch nicht übertreiben. Wir wollen nicht immer und immer wieder grundlos irgendwas produzieren, nur um etwas produziert zu haben. Wir machen die Musik aus Leidenschaft!

Alex: Was die Band will und was der Markt auch her gibt, sind ja unterschiedliche Dinge. Es gibt unheimlich viele Bands, die alle eine Daseinsberechtigung und ihre jeweiligen Fans haben. Wir haben auch unsere Fans. Ein aktuelles Problem ist einfach, dass man konstant nachliefern muss. Wir haben aber den Anspruch an uns selbst, dass wir gutes und sinnvolles Material abliefern wollen. Natürlich könnten wir nächste Woche ein neues Album herausbringen, aber das wäre kein wahres WINTERSTORM-Album.

Michael: Die technischen Gegebenheiten machen es ja möglich! Man muss nur auf einen Knopf drücken und schon sind mehrere Songs geschrieben!

Alex: Wenn ich mir den tieferen Sinn bei Everfrost anschaue, dann geht es eigentlich darum, dass wir mit unserer Welt schlecht umgehen, zu viele Ressourcen verbrauchen und es interessiert einfach niemanden. So ein Album kann man nicht mal eben so auf Knopfdruck machen!

Denkt dran, liebe Kinder: Nur weil es technisch möglich ist, heißt das nicht, dass man das auch machen sollte! So oder so ähnlich lautet sicherlich die Quintessenz aus diesem Interview. Das war es damit auch schon vom Helmfest 2024! Doch das nächste Event wirft schon seine Schatten voraus: Das Wolfszeit-Festival steht an und wenn die Wölfe rufen, dann folgen wir gerne!

WINTERSTORM @Helmfest 2024; Pic by lightinmirror.de (c) 2024

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