„Das Album verspricht nicht alles, aber vieles“ – Kambrium im Interview

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Während Deutschland unter einer Hitzewelle ächzt, heizen uns Kambrium mit ihrer heute neu erscheinenden Single Ghost of the Machine zusätzlich ein. Am Rande des Videodrehs zu eben jenem Song, hat Maxi mir Rede und Antwort gestanden. Das Ergebnis? Noch mehr Vorfreude auf diesen ungewöhnliches Release!

Das neue KAMBRIUM-Album mit dem passenden Namen Synthetic Era erscheint am 09.07.2021 und ist hier vorbestellbar.

Vielen Dank auch wieder an lightinmirror.de für die tollen Impressionen!

Shieldmaiden’s Voice: Wie kamt ihr auf die Idee euren Stil mit Synthwave zu kombinieren?

Maximilian Werner: Wir haben zum einen etwas neues gesucht und und zum anderen sind wir auch Fans von Cyberpunk. Als dann der Hype um Cyberpunk 2077 aufkam, waren wir eben auch ein bisschen gehyped. Jan war sehr begeistert vom Cyberpunk-Genre, hatte dann plötzlich Ideen und das ging jetzt wirklich in eine ganz andere Richtung als das vorherige Album. Von steinzeitlichen Azteken-Mythen kamen wir hin zu… ja… eben Zukunft, Dystopie und wie könnte eine Welt später aussehen? Blade Runner war da quasi auch so ein bisschen im Hinterkopf.

SV: Ihr hättet ja auch mit dem Azteken-Thema weitermachen können, oder nicht?

MW: Hätten wir, ja… Also es ist nicht so, dass die nächsten drei Alben thematisch schon gesichert sind, weswegen wir das jetzt vorgezogen haben. Ursprünglich wollten wir was anderes machen, quasi nicht in der Zeit der Azteken bleiben, aber sagen wir mal, was das Technische angeht, und haben das vorgezogen, eben weil das schon irgendwie cool ist oder war. Oder auch gewesen wäre, wenn es mit Cyberpunk zusammen rausgekommen wäre, wie es ursprünglich geplant war, aber das ist auch nicht schlimm, denn im Endeffekt wollten wir ja auch ein gutes Album machen und wenn wir uns da durch gehetzt hätten, wäre das schwierig gewesen

SV: Habt ihr nicht Angst, dass euer Stil durch die Synthwave-Elemente zu „weich“ gemacht wird?

MW: Nein, im Kern bleiben wir KAMBRIUM, es bleibt Epic Death Metal. Wir holen uns für jedes neue Album, für jedes neue Thema, neue musikalische Inspirationen dazu und es wird quasi immer nur ein neuer Anstrich. Immer ein bisschen anders „spicig“ und der Kern bleibt. Da braucht man sich keine Sorgen machen und wir experimentieren ja ganz gerne. 

Martin hat ja die ganzen Synthwave-Sachen selbst programmiert und die Sounds selbst gemacht. Das ist echt krass, wie er sich dort reingefuchst hat. 

Jan hat über das neue Thema allgemein den Überblick gehabt. Was für Sounds kann man nehmen, wie sollten sie klingen und wie kann es dazu führen, dass man sich wirklich hineinversetzt fühlt in eine dystopische Zukunft.

KAMBRIUM (M.Werner) 2021; pic by lightinmirror.de

SV: Wie hat sich das Songwriting für dieses Album im Vergleich zum Vorgänger unterschieden? Gerade auch mit Hinblick auf die Pandemie?

MW: Die Ideen waren schon vor der Pandemie da. Wir machen ja auch immer erst Demos bevor es ins Studio geht. Diesmal war es insofern anders, als dass Jan ganz viele Ideen hatte und die fanden wir auch alle gut, deswegen hat sich all das, was er bisher gemacht hat, auch verwirklicht. Diesmal hab ich zum Beispiel nicht mitgemacht oder Martin. Die eine oder andere Songzeile hab ich vielleicht geschrieben, aber es ging eben auch nicht, weil ich in Ausbildung war. 

Nachdem das Ganze erstmal kompositorisch von Jan aufgeschrieben war, haben wir dann nach und nach angefangen, jeder für sich, Demo-Spuren einzuspielen und durch die Pandemie war es noch ein Grund mehr das von Zuhause aus zu machen. Also habe ich dann, zum Beispiel, in Dresden meine Spuren aufgenommen, die zu Karsten nach Magdeburg geschickt und dann wurde alles nach und nach zusammengesetzt. 

Dann haben wir tatsächlich angefangen, was sich zum Vorgänger-Album ein bisschen unterscheidet, alle Songs auch im Proberaum zu spielen. Das haben wir eben nach den Demo-Aufnahmen gemacht und konnten dadurch sehen, wo passt es noch nicht, wo müssen wir Veränderungen machen, wo ist es vielleicht ein bisschen zu langweilig, wo ist noch nicht genug Drive drin. So haben wir das Album quasi „live-tauglich“ gemacht, bevor es ins Studio ging und damit wurde es auch runder, zumindest in unseren Augen.

SV: Was für Geschichten wollt ihr dieses Mal mit dem Album erzählen?

MW: Es ist dieses Mal tatsächlich auch gesellschaftskritisch, also die Frage weitergesponnen: Was kann unsere Technik heutzutage machen? Was könnte sie in 30 Jahren machen? Oder in… Moment… 56 Jahren? Man erlebt kleine Einzelschicksale von Menschen und das eben in einer dystopischen Welt in der Zukunft die nicht mehr dirigiert wird von Staaten und Demokratie, sondern eher von korrupten Firmen und Virtual Reality und wie man sich dort anstöpseln kann, wie man sein Leben dort verbringen kann und wie der Körper wie eine Hülle in der Realität zurückbleibt. Aber auch intelligente Waffen sind da drin, Maschinen, die ein Herz haben, darum gehts in dem Video heute – Ghost of the Machine-, also wirklich künstliche Intelligenz, aber auch, wie man eben total abdriften kann in modernere Drogen und sich in einem Sumpf von Internet, Rotlicht, Drogen, was auch immer, verlieren kann.

SV: Wie sehen eure Pläne mit dem Album aus? Gerade, wenn man bedenkt, dass es noch große Unsicherheit gibt, wie man jetzt verfahren kann?

MW: Für uns war die Pandemie teilweise ok, weil wir keine Konzerte spielen konnten und uns so auf das Album konzentrieren konnten. Das heißt, in etwa einem Monat geht es jetzt weiter, wir werden höchstwahrscheinlich den ersten Auftritt [auf dem 

Helmfest] haben. Die Frage ist halt, wie gehts weiter. Wir müssen jetzt erstmal ein Set auf die Beine stellen. Das ist natürlich ein bisschen doof, wenn man nur ein Konzert hat und sich halt viel Arbeit dafür macht, aber letzten Endes machen wir das ja eh. Es geht ja darum, ein schönes Konzert zu haben, egal, ob danach noch andere kommen oder nicht.

Wir versuchen so viel Werbung für das Album zu machen, wie möglich und versuchen so viele Songs, wie möglich zu spielen und wenn es keine Live-Aufritte gibt, kriegen wir es vielleicht hin einen virtuellen Auftritt zu machen. Darüber hatten wir auch schon nachgedacht. Eine Release-Show wird es so aber leider nicht geben.

KAMBRIUM (M.Werner) 2021; pic by lightinmirror.de

SV: Das ist natürlich schade… Aber wie waren denn die Reaktionen auf die Songs, die ihr schon veröffentlicht habt?

MW: Also von meinen Freund*Innen kann ich sagen, dass die begeistert waren. Es gab ja schon viele Veröffentlichungen dieses Jahr, die cool waren, aber irgendwie war alles ziemlich ähnlich und jetzt kam mal was neues, was halt anders klang als sonst von einer Band, aber trotzdem noch die Band war. Ich glaube, das ist der schmale Grat, den wir vielleicht und hoffentlich getroffen haben, zwischen sich weiterentwickeln und das machen, was sich bewährt hat.

SV: Worauf werden sich eure Fans beim neuen Album am meisten freuen können?

MW: Sie werden sich freuen können auf einen guten, alten „kambriatischen“ Epic Death Metal Kern. 

Sie werden sich freuen können auf neue Songs. 

Sie werden sich freuen können auf ein neues Thema, auf neue Optik, auf neue Musik-Videos. 

Wir machen das ja jetzt auch selbst, Jan hat sich da reingefuchst. Wir können es dadurch tatsächlich so machen, wie wir das wollen und gerade Jan, der die Songs und das Album ja quasi selbst gemacht hat, also selbst komponiert hat, ist da natürlich so gut drin, dass das sehr miteinander harmoniert. Desweiteren kommt hinzu, dass ja noch ein Synthwave-Album zusätzlich rauskommt. Das Ganze Metal-Album in Synthwave und zwar nicht so, dass wir die Guitar Pro Spuren genommen und durch andere Midi-Geräte gejagt haben, sondern da sind wirklich andere Sounds drin, teilweise auch welche, die wir live benutzen, die dann zwischendurch eingespielt werden. Wir wollten etwas für die Zwischenstellen und so ist es zu diesem „zweiten“ Album gekommen. Cyberpunk ist ja auch Elektro und diese Stellen fanden wir so gut. Martin hat da rumexperimentiert und vorher schon so ein bisschen Low-Fi gemacht, einen Low-Fi-Song gibt es übrigens, dass er daraus dann mehr gemacht hat und das gefiel uns dann eben so gut, dass daraus dann ein ganzes eigenes Album geworden ist. 

Und wer die Vinyl-Platte kauft, wird einen ganz neuen Song finden, der nicht auf dem regulären Album drauf ist.

SV: Wenn man noch kein Fan von euch ist, warum sollte man sich dann das Album kaufen?

MW: Wenn man auf erfindungsreiche Musik steht, wenn man Metal mag, wenn man härteren Metal mag, aber eben auch melodiöseren Metal. Wir sind da, glaube ich, recht facettenreich, was die Stimmen angeht. Martin mit seinen Growls, Karsten mit seinen Clean-Vocals, die ja doch immer wieder sehr engelsgleich klingen, dann haben wir noch Gastsänger*Innen dabei und das ist eine schöne Abwechslung, finde ich. Und viel Gitarren-Gefrickel, Keyboard-Gefrickel, wer also auch auf ein bisschen mehr Solo-Kram steht, wird auch bedient. Wer aber auch mal darauf steht mehr stumpf headbangen zu können, wird auch auf seine Kosten kommen. Das Album verspricht nicht alles, das ist klar, aber es verspricht vieles, was ich mag. Auf jeden Fall nämlich gute Abwechslung.

SV: Wenn ihr noch eine Message an eure Fans hättet, welche wäre es?

MW: Bleibt gesund, bleibt stabil, kommt auf unsere Konzerte, bleibt anderen Bands treu und geht auf Konzerte, weil das wichtig ist und gebt auf einander Acht!

KAMBRIUM (M.Werner) 2021; pic by lightinmirror.de

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