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Danke auch wieder an lightinmirror.de für die coolen Bilder!
Victor Hugo sagte einmal: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“. So treffend ich diese Aussage auch finde, so sehr lässt sie aber die Frage offen, wie man überhaupt zu der fertigen Musik gelangt. Zum Glück gibt es in meinem Leben ein paar Menschen, die mir immer wieder Gelegenheit geben, sie bei ihrer Arbeit zu begleiten. Um euch da draußen auch ein bisschen an diesen Gelegenheiten Teil haben zu lassen, dachte ich mir, dass ich das mal schriftlich fixieren sollte!
Doch um welches Musikprojekt geht es denn jetzt konkret? Easy: Es geht um ABYSS OF HEL, dem Soloprojekt von Daniel Stromayer, der manchen vielleicht noch aus seiner Zeit bei THRUDVANGAR bekannt sein könnte. Im EMPERIAL SOUND Studio von Lars Rettkowitz hat dieses Projekt seinen Weg in die Realität gefunden.
Musikalisch befinden wir uns hier im Stil-Potpurri zwischen Black, Death und Industrial Metal. Stellenweise fühlt es sich an wie eine sehr komische, aber trotzdem funktionierende Mischung aus FEAR FACTORY und BELPHEGOR.

Der Produktionstag began tatsächlich recht unspektakulär: Daniel musste sich zunächst einsingen. Eine witzig klingende, aber umso ernstere Voraussetzung, um den Erfolg der heutigen Studiozeit zu garantieren. Wer sich nicht bzw. nicht ordentlich einsingt, riskiert signifikante Schäden an den Stimmbändern. Es ist daher unerlässlich, dass man dieser Aufwärmaktion mit großer Sorgfalt nachgeht.
Ich bin selbst keine Musikerin und habe von den technischen Feinheiten auch nicht wirklich Ahnung, aber lasst euch versichert sein: Ein Tape nur mit Aufwärmübungen von Sängern kurz vor ihrer Studiozeit, wäre ein absolutes Comedy-Highlight!
Aber Spaß beiseite! Wie oben kurz angerissen, ist es schwer ABYSS OF HEL in eine Genre-Kategorie einzuordnen. Was mich normalerweise sehr stört (I mean, get it together!), funktioniert hier auf eine sehr innovative Art und Weise. Tiefe Verzweiflung und melancholische Gefühle in den Lyrics treffen auf dunkle und böse Instrumentierung. Vor allem die Gitarren treiben den Hörer vor sich her. Untermalt wird dies von einer fulminanten Abfolge von Growls und Clean Gesang.
Als Daniel mir damals die Demos vorgespielt hat, hat es mir schon echt gut gefallen. In der richtigen Produktion haben mich die Songs aber wirklich vollends überzeugt. Die schiere Authentizität, die in jedem Song innewohnt, macht diese Songs so nahbar, wie man es selten im Metal erlebt.
Wir wissen alle, dass gerade die Vocals für einen guten Song essentiell sind. Umso schwieriger ist es aber auch die Stringenz in der Stimme beizubehalten, wenn man die selbe Stelle immer und immer und immer und immer wieder singen muss, bis sie den Anforderungen des Produzenten genügt. Die existentialistischen Elemente der Songs müssen zielgenau herausgearbeitet werden. Im Produktionsprozess mangelt es darum auch selten an kuriosen Anweisungen, die sich aus der Situation heraus ergeben. Der Klassiker des Tages bei der ABYSS OF HEL Produktion war aber definitiv „Das muss ein verkrampftes ‚Why‘ werden!“

Man könnte an dieser Stelle ja fast denken, dass man nur den Anweisungen des Produzenten folgen muss, um einen guten Song herauszubekommen. Dem ist mitnichten so! Während ihr dort draußen euch einen Song mehr oder weniger nebenbei im Stream anhört, stehen der Künstler und sein Produzent stundenlang im Studio und diskutieren über unscheinbarwirkende Nuancen. Daniel, ebenso wie Lars, ist Perfektionist. An jedem Halbton wird hier gefeilt, jede Note verfeinert und korrigiert. Der Korrekturprozess kann pedantisch und zuweilen langweilig wirken, es hilft aber dem Künstler alles aus dem Song herauszuholen.
Das Endergebnis, aktuell beispielsweise im Song Devolution zu hören, hat mich dann aber wirklich geplättet! Es sind Klangwelten, die man eigentlich hören statt beschreiben muss, weil jegliche Referenzen hier versagen. Die Lyrics spiegeln eine dunkle Sicht auf die eigene Psyche, in der ich mich sehr gern verloren habe. In Kombination mit den Gitarren ist es komplett anders, als alles, was ich je gehört habe.
Lange Rede, kein Sinn: Immer, wenn man denkt, dass man alles gesehen und gehört hat, kommt wieder etwas neues um die Ecke! In diesem Fall war es Daniel mit ABYSS OF HEL.
Dieses Projekt hat das Potential die Metalszene massiv aufzurütteln und ihr den eigenen Stempel aufzudrücken. Ich freue mich auf das, was da auf uns wartet!

1 Kommentar zu „Into the ABYSS (OF HEL): Ein Studiobericht“