Wir werden erwachsen! TANKARD im Interview

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Deutscher Thrash Metal lässt sich nicht beschreiben und begreifen, ohne auch von TANKARD zu sprechen. Mit ihrem im September erscheinenden Album melden sie sich jetzt mit einem Ausrufezeichen zurück. Grund genug also mal Gerre, dem Sänger ein paar Fragen zu stellen! Findet heraus, worauf man sich beim neuen Album freuen kann und welche Band Gerre bis heute nicht auf seinen Brief geantwortet hat!

Die Bilder stammen, wie immer, von lightinmirror.de! Vielen Dank dafür!

TANKARD @Rockharz 2022; Pic by lightinmirror.de (c) 2022

Shieldmaiden’s Voice: Was macht TANKARD aus deiner Sicht einzigartig?

Gerre: Das ist eine sehr lustige Einstiegsfrage! Ich denke, es ist unsere spezielle Kombination aus Thrash Metal und unserem Humor und dem Umstand, dass wir nicht alles so Ernst nehmen. Man muss aber auch dazu sagen, dass wir seit 1987, seit der zweiten Platte, auch eine Mischung aus ernsten und lustigen Texten haben. Die ernste Seite von TANKARD ist also nichts neues. Wir werden aber auch gerne mal von den Leuten, die sich nicht so sehr mit uns beschäftigen, auf die Bier-Thrash-Fun-Ecke reduziert. Das ist manchmal ein bisschen ärgerlich, aber am Anfang haben wir für dieses Image auch viel getan und das eine Demo aus Spaß Alcoholic Metal genannt. Platten wie Chemical Invasion und Morning After haben dazu dann auch beigetragen. 

Das wirklich einzigartige an TANKARD ist aber wirklich die Kombi aus harten Thrash Metal, harter Musik und dem Spaß, den wir dabei haben. 

SV: Was wünschtest du, würden die Menschen viel mehr über TANKARD wissen oder realisieren? Du hast gerade von der Reduktion auf den Bier-Metal gesprochen, aber gibt es darüber hinaus etwas, was nicht bekannt ist, die Leute aber definitiv wissen sollten?

Gerre: Man weiß schon relativ viel über uns. Man hat mich in letzter Zeit viel gefragt, warum es fünf Jahre gedauert hat, bis wir ein neues Album am Start haben. Man sollte ruhig mal wissen, dass man ein Album nicht einfach so aus dem Ärmel schüttelt, sondern dass da ganz viel Input, Arbeit und Schweiß dahintersteckt. Wir geben da viel rein, aber manchmal vergessen die Leute das ganz gerne!

SV: Im September erscheint ja auch das eben von dir angesprochene neue Album Pavlov’s Dawgs. Worauf werden sich die Fans dabei am Meisten freuen können?

Gerre: Auf ein neues Cover und 10 neue Stücke! [lacht] Grundsätzlich: Wo TANKARD draufsteht, ist auch TANKARD drin. Im Vergleich zur letzten Platte hat sich der Sound ein bisschen verändert, gerade was den Bass betrifft. Der hat einen knackigen Sound bekommen, den man gut heraushören kann. Auch die Gitarren fetzen gut. Wir haben auch viel Arbeit mit den Vocals gehabt. Hier und da kann man auch ein paar Melodien hören, vor allem in den Refrains. Insgesamt ist da TANKARD drin. Die Leute können sich auf eine fette Produktion freuen und am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das Album gut oder schlecht ist. Man wird von mir nicht sowas wie „Das ist unsere beste Platte bisher!“ hören, denn wichtig ist, dass wir alles gegeben haben, wir mit dem Gesamtergebnis zufrieden sind. Umso besser, wenn es den Fans und Journalisten auch gefällt!

SV: Wie seid ihr auf den Albumtitel gekommen? Hat es einen tieferen Hintergrund, dass ihr euch für einen Titel entschieden habt, der mit Speichelfluss und Hinterherhecheln zu tun hat?

Gerre: Das war mal wieder die Idee unseres grandiosen Managers Buffo, der immer schon relativ früh mit irgendwelchen Albumtiteln und Covern ankommt. Bei TANKARD steht sowas daher immer als erstes fest! Diese Pavlov’schen Hunde, die eben schon konditioniert sind und die man nur noch bei einem Geräusch schon den beginnenden Speichelfluss haben, haben wir natürlich TANKARD-typisch verarbeitet.

SV: Zwischen dem nun bald erscheinenden Album und eurem Album davor liegt ja auch die Pandemie. Welchen Einfluss hatte das auf das Album und die Arbeit daran?

Gerre: Auf die Arbeit am Album hat das eigentlich keinen großen Einfluss gehabt. Das Album sollte eigentlich schon zwei Jahre früher kommen, aber 2019 hatten wir erst anderthalb Songs und da haben wir gemerkt, dass wir das nicht packen. Man arbeitet natürlich bei einer Platte immer unter Zeitdruck und mit viel Stress, aber wir haben uns dann entschieden es doch lieber zu verschieben. Die Platte wäre so vielleicht ein Jahr später rausgekommen. Anfang 2020 kam dann die Pandemie, alles wurde abgesagt und das haben wir zum Anlass genommen, um einfach mal eine Pause einzulegen.  Das hat uns auch ganz gut getan und 2021 haben wir dann mit dem Songwriting weitergemacht, fast genau da, wo wir Ende 2019 aufgehört hatten.

SV: Mittlerweile ist es ja schon euer 18. Album…

Gerre: Ja! Wir werden erwachsen!!

SV: Exakt! Was hat sich aus deiner Sicht seit eurem ersten Release am Meisten in der Metal-Szene verändert?

Gerre: Wir sind ja so Kinder der New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM), am Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in den Plattenladen gegangen und Platten nach Covern gekauft habe. Irgendwann hatte ich dann das erste Magazin aus Holland mit Metalbands drin. Das war wie das achte Weltwunder. Das war einfach eine ganz andere Zeit. Die Technik hat sich verändert, es ist einfacher etwas aufzunehmen. Die Strukturen haben sich auch sehr verändert. Es sind Clubs und Vertriebssysteme entstanden, Magazine sind erschienen, Konzertveranstalter sind aufgetreten, da hat sich vieles schon sehr professionalisiert. Die Liebe zur Musik ist aber nach wie vor die gleiche. 

TANKARD @Rockharz 2022; Pic by lightinmirror.de

SV: Auf dem Rockharz hatte euer Song Ex-Fluencer Live-Premiere. Greift ihr da das Influencertum, das es verstärkt in der Metalszene gibt, auf?

Gerre: Es ist eine Story, über eine Protagonistin, die sich in dieser Social-Media-Welt komplett verliert, die nur auf Instagram und co. lebt. Ihr einziges Ziel ist das Generieren von Klicks und das hat dann mit der Realität auch gar nichts mehr zu tun. Sie findet da aber wieder heraus, sodass der Song auch ein positives Ende hat. Man merkt ja selbst, dass man viel am Handy ist, aber gerade junge Leute sind da komplett lost drin. Der Song betrachtet genau das kritisch. 

SV: Würdest du da gerne auch mal in der Zeit zurückreisen, bevor all das existiert hat?

Gerre: Das ist schwierig. Unser Song Memento befasst sich mit etwas Ähnlichem: Man schwelgt immer so in Erinnerungen und früher war eben auch nicht immer alles besser. Die Kommunikationsmöglichkeiten sind heute tausendmal besser als früher. In den 80ern habe ich mal einen Brief an den EXCITER-Fanclub nach Kanada geschickt, aber warte bis heute auf eine Antwort [lacht]. Das hat man heute mit einer E-Mail erledigt. Von daher würde ich nicht unbedingt zurückreisen wollen…

SV: Wie fühlt es sich für dich und für euch als Band an endlich wieder auf der Bühne stehen zu können?

Gerre: Die ganze Situation hat mich so an Mitte/Ende der 90er Jahre erinnert, wo Metal ja nicht so angesagt war und Thrash Metal schon gar nicht und wir auch nur ein paar Auftritte pro Jahr hatten. 2020 hatten wir drei Auftritte und 2021 haben wir auch nur fünfmal gespielt. Jetzt fühlt es sich so an, als wäre der Normalbetrieb wieder aufgenommen und es ist einfach ein grandioses Feeling. Energie geben und Energie zurückbekommen ist für uns das Geilste, was es gibt. 

SV: Eine Frage habe ich noch: Was ist etwas, was du in einem Interview schon immer mal sagen wolltest, aber nie die Chance dazu hattest?

Gerre: Ich stelle gerne selbst mal eine Frage und noch nie hat mir jemand eine gute Antwort darauf geben können. Warum kommen die neuen Releases immer am Freitag raus?

SV: Das hängt, denke ich, mit den Charts zusammen. Diese werden immer am Donnerstag-Abend geschlossen und Freitags veröffentlicht. Wenn man das Album am Freitag also veröffentlicht, zählt es in diese Aufstellung umso mehr rein, als wenn es am Donnerstag veröffentlich wird. Man nimmt ja den kompletten Zeitraum der Woche mit. 

Gerre: Danke für die Antwort! Da habe ich wieder mal was dazugelernt!

Es ist wirklich selten, dass man mir mal eine Frage stellt… Aber eine willkommene Abwechslung ist es trotzdem! Wenn ihr mehr von TANKARD wollt, dann bestellt doch ihr am 30.09. erscheinendes Album Pavlov’s Dawgs vor und schaut mal live bei ihnen vorbei!

Hier geht es in den kommenden Wochen mit Artikeln und Interviews zur Merseburger Rocknacht weiter. Bleibt also gespannt!

TANKARD @Rockharz 2022; Pic by lightinmirror.de (c) 2022

1 Kommentar zu „Wir werden erwachsen! TANKARD im Interview

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