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Auf der Suche nach den ersten Teilen? Hier sind Tag 1 und Tag 2!
Herzlich willkommen zum Rockharz-Bericht Teil 3! Unglaublich, wie viel ich über dieses Festival schon geschrieben habe und trotz allem gerade mal bei der zweiten Hälfte der anstehenden Festivalberichte angekommen bin.
Viel krasser ist ja eigentlich der unglaubliche Support von euch da draußen! Mega! Wer hätte gedacht, dass meine Gedanken zu diesem tollen Festival so viele von euch interessieren?
Aber genug der Vorrede, es soll ja schließlich auch inhaltlich was bei rumkommen 😉
Danke, mal wieder, an die talentierte lightinmirror.de für die Bilder! Ich hoffe, ihr da draußen findet an den Bildern genauso viel Freude, wie ich!
Wenn ihr die Typen seid, die hier die Enten mitgebracht haben, lasst euch gesagt sein: Ich mag euch!

Unter Druck entstehen Diamanten
Für mich stand an dem Festival-Freitag eine Menge an. Wie ihr vielleicht in den letzten Berichten schließen konntet, habe ich ja eine gute Anzahl an Interviews vor Ort geführt, die ihr im August auch hier lesen könnt. Was vielleicht nicht so bekannt ist, ist dass jedes Interview natürlich gute Vorbereitung und auch eine entsprechende Organisation vor Ort braucht. Konkret beim Rockharz stellte sich aber ein essentielles Problem: Wie erreicht man denn Menschen, wenn die Netzabdeckung bescheiden ist?
Anders als in den Jahren zuvor konnten nämlich die Netzbetreiber (Looking at you Telekom, Vodafone, O2 und co…) nicht überzeugt werden zusätzliche Funkmasten aufzustellen. Jetzt kann man natürlich sagen, dass man auf dem Festival eh nicht telefonieren muss, für mich ist es aber in der Kommunikation mit Promotern und Bands essentiell. Zwar hat mein Handy einen guten Empfang angezeigt, aber wenn mehr als 20.000 Menschen in einer Funkzelle eingeloggt sind, die nicht für diese Auslastung konzipiert ist, dann sind Probleme vorprogrammiert. Über SMS war einiges zu machen und so ging es halbwegs, aber man bekommt so natürlich die Nachteile unserer heutigen Technologie zu spüren. Es bleibt zu hoffen, dass die Mobilfunkanbieter nächstes Jahr eher gewillt sind über Lösungen nachzudenken…
Unabhängig von den technischen Problemen war es ein sonniger, aber dafür noch recht kühler Tag, an dem ich fast hintereinander weg gleich drei Interviews hatte.
Es war endlich einer der Tage, an denen man sich nicht so krasse Sorgen um das Wetter machen musste.
Ich sags euch, ein Fazit dieses Festivals ist, dass ich nächstes Jahr echt an eine winddichte Jacke denken muss. Es war so krass windig die ganze Zeit über! Wenn ich mir beim Rockharz nicht Corona geholt hätte, wäre ich danach bestimmt erkältet gewesen!

Highlights, Highlights, Highlights
Musikalisch ging es an diesem Freitag schon relativ früh los! Schon die zweite Band, die Helmstedter Band KAMBRIUM waren das erste Tageshighlight. Es war das erste Mal, dass ich sie in der aktuellen Besetzung mit ihrem neuen Drummer gesehen hab und es war wieder, wie immer, ein absolutes Fest! Trotz des Umstands, dass sie die zweite Band des Tages waren, hatten sich sehr viele Menschen auf dem Infield eingefunden, um sie zu feiern. Das Set, das eine gute Mischung aus ihrem Repertoire, vor allem aber aus ihrem letzten Album Synthetic Era, enthielt, hat richtig Spaß gemacht! Die Fans waren begeistert und als krönender Abschluss wurde der Band bei der Autogrammstunde noch eine Unterhose in Größe 6-Super-Megal-XL überreicht, die den Schriftzug „Kambrium“ trug. Woher die Fans die Unterhosengröße von Gitarrist Maxi kannten, konnte ich aber leider nicht herausfinden…
Nachmittags habe ich leider, bedingt durch die Interviews, nicht so viel mitbekommen. Da werde ich den kommenden Jahren mal was an meiner Organisation ändern, um mehr Bands sehen zu können. Trotz allem, war ich sehr happy, dass ich pünktlich zum Auftritt von JINJER wieder auf dem Infield sein konnte! Die ukrainische Band dominiert einfach die Bühne und es ist einfach Wahnsinn, wie viel Power da von Frontfrau Tatiana da präsentiert! Im Vorfeld habe ich eigentlich damit gerechnet, dass die Band aus Lwiw aufgrund des Ukraine-Krieges nicht auf dem Rockharz spielen wird. Es ist daher ein umso größerer Glücksfall für alle gewesen, dass sie trotzdem spielen konnten.

Schlag auf Schlag ging es auch direkt weiter, denn nach JINJER gaben sich FINNTROLL die Ehre. Im Venn-Diagramm aus Corpse-Paint und Herr-der-Ringe-Rollenspiel ist diese finnische Band genau in dem sich überschneidenden Bereich anzusiedeln. Ihre komisch-unterhaltsame Art Musik zu machen, ist immer wieder Party pur. Wer da noch still stehen oder unberührt von bleiben kann, geht auch zum lachen in den Keller!
Wem finnischer Folk Metal aber dann doch zu fröhlich ist, der hatte vielleicht mehr Spaß bei AT THE GATES. Die Vertreter der Göteborger-Schule sind sicherlich auf anhieb nicht jedermanns Sache, aber ich schätze eben guten Melodic Death Metal und da sind AT THE GATES einfach ein Muss! Sich einfach auf den Boden zu setzen und von weitem diese Band zu sehen, hat mich direkt zurück an meine Metal-Anfänge versetzt!
Das größte Highlight von allen waren aber für mich ganz klar ENSIFERUM. Ich liebe diese Band und sie nach all der Zeit mal wieder live zu sehen, war ein richtiger „Come to Jesus“ Moment! Das letzte Album Thalassic war zwar nicht so meins (Ich bin eben ein One Man Army Girl), aber gerade die Songs Andromeda und Rum, Women, Victory live zu hören, hat meinen Blick auf das Album nochmal verändert.
Die Stimmung im Publikum war auch der Hammer. Wie es sich gehört, gab es ein ordentliches Pit. Frontmann Petri befeuerte es noch, indem er sich einen speziellen Zuschauer heraussuchte und verkündete: „Der Typ im Hahnenkostüm führt uns an!“ Ich habe selten so gelacht. Zwar hatten ENSIFERUM eine ganze Stunde, aber die hat mir bei weitem nicht gereicht! Es wird also für mich demnächst mal wieder zu einer Tour dieser Künstler gehen!

Als dieser Auftritt vorbei war, ging es mit ein bisschen Verspätung weiter mit STEEL PANTHER. Ich will ganz ehrlich sein: Ich habe lange überlegt ob und wie ich mich dazu äußern soll. Musikalisch, Lyrics ausgenommen, fand ich es nämlich gar nicht so schlecht. Es ist mir aber ein absolutes Rätsel wie ein Festival, und generell eine Szene, die ich immer als offen und tolerant begriffen habe, solchen rassistischen und frauenfeindlich-chauvinistischen Texten Raum bieten kann Das empfand ich einfach als absolut ekelhaft. An der Stelle erübrigt es sich fast, dass ich sage, dass ich es dann insgesamt auch einfach scheiße fand. Songs, wie Asian Hookers oder All I Wanna Do Is Fuck (Myself Tonight) empfinde ich weder als witzig noch als unterhaltsam. Die Aufforderung nach Frauen, die sich für die Band entblößen, ist für mich auch alles andere als witzig.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass das Publikum förmlich ausgerastet ist. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Es wurde sich ausgezogen, gegrölt und es kamen ganze Heerscharen an Crowdsurfern auf die Grabenschlampen zu. Offensichtlich wurde meine Meinung zur Musik nicht mehrheitlich geteilt und das ist auch voll legitim. Ob man sich da nun auch ausziehen muss, wie es einige, zumeist Frauen, getan haben, kann man da getrost offen lassen. Es gehört für mich aber auch zur Gleichberechtigung, dass Frauen ihre Brüste zeigen können, ohne dafür verurteilt zu werden.
Wer also auf diesen sehr amerikanisch-geprägten Wahnsinn steht, dem sei diese Band empfohlen. Ich werde mir das hoffentlich nie wieder anschauen müssen!
Der Rest des Abends war im Vergleich dazu eigentlich ereignislos. ASP und RUNNING WILD sind Bands, die mich nicht mehr so einnehmen, wie noch vor einigen Jahren und so habe ich da auch ein bisschen abgeschaltet. Das war auch einfach meiner zunehmenden Erschöpfung geschuldet. Zum Ende des RUNNING WILD Slots war ich auch schon 12h vor Ort…
Da THE 69 EYES musikalisch nicht so meins sind, habe ich mich dann entschieden „früher“ zu gehen, um für Tag 4 etwas mehr Schlaf zu kriegen.
Und das war tatsächlich auch schon der Tag 3. Die Zeit vergeht! Schaut die kommenden Tage auch auf jeden Fall nochmal vorbei, um den Bericht zu Tag 4 nicht zu verpassen!

8 Kommentare zu „Der Typ im Hahnenkostüm führt uns an! Rockharz Tag 3“